Im dritten Quartal dürfte sich die Geschäftsentwicklung des ersten Halbjahres fortgesetzt haben. Der Umsatz mit dem Telekomgeschäft dürfte in der Schweiz weiter erodiert sein, da der Kampf um die Kunden mit Aktionsangeboten im Sommer intensiv geblieben ist.

Auf der anderen Seite wird die Swisscom mehr Handys verkauft haben. Auch im Firmenkundengeschäft dürfte der Wettbewerb hart geblieben sein. Die Mailänder Breitbandtochter Fastweb wird dagegen weiter zugelegt haben.

Der AWP-Konsens geht daher von einem im Vergleich zum Vorjahr unveränderten Nettoumsatz in den ersten neun Monaten aus - 8,2 Milliarden Franken. Der Reingewinn dürfte hingegen leicht zurückgekommen sein, von 1,310 Milliarden auf 1,265 Milliarden Franken

Ein Fokus wird auf Aussagen des Managements zur 8 Milliarden schweren Übernahme von Vodafone Italia liegen. Hier steht noch der Entscheid der Entscheid der italienischen Wettbewerbsbehörde AGCM aus. Analysten erwarten zudem keine Änderung der Jahresziele.

Für das laufende Jahr strebt der Telekomkonzern einen Umsatz von rund 11,0 Milliarden Franken an. Für Swisscom Schweiz ohne Fastweb wird mit einem Umsatz von rund 8,5 Milliarden Franken gerechnet, für Fastweb mit einem Umsatz von 2,6 bis 2,7 Milliarden Euro.

Der Betriebsgewinn (EBITDA) soll mit 4,5 bis 4,6 Milliarden Franken leicht tiefer ausfallen als im Vorjahr. Dabei erwartet der Swisscom-Konzern ohne Fastweb einen EBITDA von rund 3,7 Milliarden Franken und für Fastweb einen EBITDA von rund 0,9 Milliarden Euro. Die Investitionen sollen sich auf rund 2,3 Milliarden Franken belaufen. Bei Erreichen der Ziele will Swisscom auch für 2024 eine unveränderte Dividende von 22 Franken pro Aktie ausschütten.

An den bisherigen Ausbauzielen für das Glasfasernetz hält die Swisscom auch nach der Weko-Verfügung fest: Bis Ende 2025 will die Swisscom die Glasfaserabdeckung auf 57 Prozent erhöhen, bis 2030 auf 75 bis 80 Prozent.

Die Aktien von Swisscom haben seit Anfang Jahr um rund 11 Prozent zugelegt, während der starke Gesamtmarkt gemessen am Leitindex SMI fast genauso viel im Plus steht. Letztes Jahr bewegten sich die Papiere seitwärts.

Kauf von Vodafone Italia kommt voran

Die Swisscom kommt mit ihrem geplanten Kauf von Vodafone Italia voran: Die EU-Kommission hat vor einem Monat grünes Licht für die 8 Milliarden Euro schwere Übernahme gegeben. Auflagen gab es keine. Hängig ist aber nach wie vor das Verfahren in Italien.

Vor zwei Wochen hatte die italienische Wettbewerbsbehörde AGCM angekündigt, den geplanten Deal genauer unter die Lupe zu nehmen. Die italienischen Kartellwächter haben eine vertiefte Prüfung (Phase II) eingeleitet. Dabei äusserte sich die Autorità Garante della Concorrenza e del Mercato (AGCM) kritisch: In einem Bericht sprach sie von einer möglichen Bedrohung für den Wettbewerb. Durch die Transaktion würde ein Unternehmen entstehen, dass über eine dominante Marktmacht für Festnetzdienste für Privat- und Firmenkunden sowie Verwaltungen verfüge, hiess es von den Wettbewerbshütern.

Die Swisscom erwartet den Abschluss der Transaktion im ersten Quartal 2025. Der "Blaue Riese" hatte die Pläne zur Übernahme von Vodafone Italia Ende Februar bekannt gegeben. Gemäss den damaligen Informationen entsteht so der zweitgrösste Telekomanbieter Italiens hinter dem Platzhirsch TIM mit einem kombinierten Umsatz von 7,3 Milliarden Euro und einem kombinierten Betriebsgewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) von 2,4 Milliarden Euro.

Das Bundesgerichtsurteil, das nachträglich Baugesuche für Handyantennen verlangt, die auf 5G aufgerüstet wurden, hat massive Folgen. Alleine die Swisscom werde nachträglich 1300 Baugesuche einreichen, sagte Konzernchef Christoph Aeschlimann im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP. Gemeinsam mit den anderen Mobilfunkanbietern Sunrise und Salt dürften insgesamt 2500 nachträgliche Baugesuche zusammenkommen. Das gebe eine enorme Flut an Baugesuchen für die Behörden von Kantonen und Gemeinden, sagte Aeschlimann. Denn schon bisher seien rund 2500 Baugesuche für Mobilfunkantennen hängig. Das könne zu Verzögerungen beim 5G-Ausbau führen.

Ein Verfahren hat die Swisscom abgehakt: Die Wettbewerbskommission Weko sieht den Konzern im Bereich der Adressverzeichnisse wie Local.ch und Search.ch nicht mehr als marktbeherrschend an. Deshalb hat sie Mitte September ein Verfahren eingestellt.

Busse im Glasfaserstreit

Im Glasfaserstreit mit der Weko hat die Swisscom eine Busse von 18,4 Millionen Franken erhalten, weil die Kartellwächter die geänderte Bauweise des Glasfasernetzes für wettbewerbswidrig halten. Die Swisscom hatte die Netzarchitektur auf nur eine Zuleitung von der Telefonzentrale bis zum Strassenschacht umgestellt. Die Weko pocht jedoch auf einen Ausbau mit einer Zuleitung für jeden Haushalt. Dagegen hat die Swisscom Rekurs beim Bundesverwaltungsgericht eingereicht und will den Fall notfalls bis zum Bundesgericht durchziehen. Konzernchef Aeschlimann geht von einer Verfahrensdauer von 5 bis 8 Jahren aus.

Die Swisscom darf die Preise für unbeleuchtete Glasfasern bis Ende September 2026 nicht erhöhen. Darauf hat sich der Telekomkonzern in einer einvernehmlichen Einigung mit dem Preisüberwacher geeinigt. Damit bezahlen die Swisscom-Konkurrenten wie beispielsweise Sunrise, Salt oder Init7 für die Nutzung des Swisscom-Glasfasernetzes weiterhin gleich viel wie bisher. Eine unbeleuchtete Glasfaserleitung kostet höchstens 24 Franken pro Monat (ohne Mehrwertsteuer).

Ende August ist die Swisscom Ziel eines Cyberangriffs geworden, der einige Stunden dauerte. Dieser legte ab etwa 11.30 Uhr Zahlungsdienste wie Twint lahm. Gegen 16.00 Uhr hatte das Telekomunternehmen die DDos-Attacke abgewehrt.

(cash/AWP)