Trotz der in den letzten Jahren besonders starken Inflation sowie geopolitischen, wirtschaftlichen und gesundheitlichen Ereignissen setzen Schweizer Haushalte verstärkt auf Lebensversicherungen als Sparinstrument. Laut einer Umfrage des französischen Vergleichsportals HelloSafe mit 867 Teilnehmern haben 36 Prozent der Befragten eine Lebensversicherung zur Vorbereitung auf den Ruhestand abgeschlossen, während 24 Prozent von Steuervorteilen profitieren möchten.
Im Lebensversicherungsgeschäft befinden sich enormen Summen. Im vierten Quartal 2023 betrugen die Gesamtprämieneinnahmen im Lebensversicherungsbereich 35,1 Milliarden Franken, was einem Anstieg von 3 Prozent gegenüber dem vierten Quartal 2022 entspricht. Schweizer Haushalte geben laut HelloSafe-Daten durchschnittlich 371,80 Franken pro Monat für ihre Lebensversicherungsprämie aus. Anlagefonds sind im Jahr 2023 das bevorzugte Lebensversicherungsprodukt der Schweizer (41 Prozent).
Unterscheidung zwischen Risiko-Lebensversicherungen und gemischten Lebensversicherungen
Unterschieden wird zwischen Risiko-Lebensversicherungen und gemischten Lebensversicherungen. Erstere decken verschiedene Risiken wie Invalidität oder Tod ab. Im Falle von Risiko-Lebensversicherungen spricht man auch von Todesfallversicherungen. In einigen Fällen kann dies sinnvoll sein, zum Beispiel bei jungen Familien, um finanzielle Sicherheit im Todesfall zu gewährleisten.
Gemischte Lebensversicherungen kombinieren eine Risiko-Lebensversicherung mit einem Sparanteil und werden auch als Sparversicherungen bezeichnet. Benjamin Manz, Geschäftsführer des Vergleichsdienstes Moneyland, ist diesbezüglich sehr skeptisch: «Wir raten in der Regel von gemischten Lebensversicherungen ab, da sie häufig teuer, intransparent, problematisch beim vorzeitigen Kündigen und finanziell weniger lohnenswert sind als separate Lösungen.»
Auch Florian Schubiger, Finanzexperte bei Vermögenspartner, ist kein Fan von gemischten Lebensversicherungen. Ein grosser Nachteil liegt darin, dass man zu Einzahlungen gezwungen ist und nicht vorhersehen kann, wie sich das Leben entwickeln wird. Hinzu kommen intransparente und hohe Kosten. Versicherer verkaufen diese Art von Lebensversicherungen gerne, da sie daran gut verdienen. «Der Vertrieb ist lukrativ. Hier generiert man viel Geld. Daher ist es verständlich, dass dies gepusht wird.»
Dem widerspricht Swiss Life, der zweitgrösste Lebensversicherer der Schweiz: «Lebensversicherungen dienen der individuellen privaten Vorsorge und stellen eine gute Ergänzung zur ersten und zweiten Säule dar. Gemischte Versicherungslösungen eignen sich speziell für den langfristigen Vermögensaufbau, wenn Kunden diesen konsequent angehen möchten», wie Swiss Life auf Anfrage von cash.ch festhält. Gegenüber dem reinen Anlagesparen böten Versicherungslösungen die Vorteile eines integrierten Risikoschutzes gegen Erwerbsunfähigkeit oder die Absicherung der Hinterbliebenen im Todesfall.
Je nach Kundenbedürfnis beinhalten diese bei Swiss Life eine ergänzende Rente bei Erwerbsunfähigkeit. Zusätzlich profitieren die Versicherungsnehmenden von einer Kostengarantie über die gesamte Vertragslaufzeit. «Die Risikodeckung für Erwerbsunfähigkeit oder im Todesfall ist innerhalb einer Sparversicherung deutlich günstiger als innerhalb einer separaten Risikopolice», betont Swiss Life.
Gemischte Lebensversicherungen können wahlweise als gebundene Vorsorge (Säule 3a) oder als freie Vorsorge (Säule 3b) abgeschlossen werden. Auch die fondsgebundene Versicherung gehört zu den Spar-Lebensversicherungen. Dabei können im Fall der Säule 3a die eingezahlten Vorsorgebeiträge (bei Angestellten bis zu 7056 Franken und bei Selbständigerwerbenden bis zu 35'280 Franken pro Jahr) vom steuerbaren Einkommen abgezogen werden. Dadurch wird die jährliche Steuerbelastung abgesenkt. Im Fall der Nutzung für den Erwerb von Wohneigentum können die Policen auch verpfändet oder als Amortisationspolice genutzt werden.
Verschiedenste Kosten belasten Zinseffekt
Schubiger hat noch kaum ein Produkt gesehen, das er als wirklich innovativ oder interessant bezeichnen würde. Ein Portfolio kann zum Abschlusszeitpunkt der Versicherung gut aufgebaut sein. Doch es kann passieren, dass die Produkte irgendwann eingestellt werden und man danach möglicherweise teurere Produkte im Portfolio hat. Man hat auch nicht die Möglichkeit, einfach zu wechseln.
Letztendlich geht es um viel Geld, da alles mit dem Zinseszinseffekt zusammenhängt. Viele Versicherte sind sich nicht bewusst, dass bei gemischten Lebensversicherungen verschiedene Kosten vom eingezahlten Geld abgezogen werden, einschliesslich Risikoprämien, Provisionen und Verwaltungskosten. Der Zins wird nur auf das verbleibende Sparkapital berechnet.
Doch das ist nicht alles: «Es gibt die Problematik, dass man tausende Franken einzahlt und wenn man sich dieses Kapital vorzeitig auszahlen lassen will, bekommt man viel weniger zurück», so Schubiger. Die ersten Jahre werden in der Regel dazu verwendet, um angefallene Kosten zu decken. Versicherungsgesellschaften können zwar sagen, dass man die Verträge als Kunde jederzeit kündigen kann, aber man verliert dann meist viel Geld, vor allem in den ersten Jahren nach dem Abschluss.
Immerhin bieten einzelne Anbieter Prämienpausen an. Man kann ab einem bestimmten Vertragsjahr die Prämienzahlungen vorübergehend aussetzen. Die Risiken Tod und Erwerbsunfähigkeit sind trotz Prämienpause versichert, aber der Sparanteil wächst nicht weiter.
Sparen und Versichern trennen
Eine Lebensversicherung im klassischen Sinn kann zielführend sein. Und das Alterssparen ist immer empfehlenswert. «Wenn Sie Sparen und Versichern trennen, haben Sie mehr Geld zur Verfügung», könnte man die allgemein gültige Losung formulieren. Laut Manz sollte man sich überlegen, ob und was man überhaupt versichern möchte. Falls es um den Todesfall geht, gibt es wie erwähnt separate Todesfalllebensversicherungen, die nur das Risiko abdecken, ohne das Sparen zu kombinieren.
Bei der Vorsorgeplanung sollte man sich auf die beste Sparlösung (Sparkonto oder Festgeld) oder Investition (kaufen von günstigen ETF oder interessanten Aktien) konzentrieren. Und im Rahmen der Säule 3a gibt es zahlreiche günstige Investitionslösungen wie Apps und Vorsorgefonds.
2 Kommentare
Journalisten sind wie Schallplatten mit Sprung. Die ewig wiederholte Message wird aber nicht wahrer. Gemischte Lebensversicherungen sind ideal zum Sparen. Und sie sind auch flexibel. Wenn man z.B. beim Immobilienkauf eine Absicherung des Partners im Todesfall braucht, kann man zu eine fixes Todesfallkapital wählen und zu einem späteren Zeitpunkt das ändern auf ein minimales, das mit dem Rückkaufswert steigt und somit kaum noch was kostet. Das kommt sicher billiger, als eine TRP abzuschliessen und nebenher auf einem 3a-Konto zu sparen, denn je mehr in die Police verpackt wird, desto weniger fallen die Gebühren ins Gewicht. Und Fondssparen im 3a ist nun wirklich keine gute Alternative. Fonds sind viel zu teuer, und leider gibt es ja immer noch keine 3a-ETF, die dann eine echte Alternative wären.
Da muss ich Ihnen recht geben. Separate Lösungen mit reinen Risikopolicen sind in der Tat seit Jahren schon viel teurer. Spannenderweise kommen in all diesen Artikeln seit Jahren immer wieder dieselben "Experten" von "unabhängigen Vermittlern" vor, welche dann teure 3a-Banklösungen im Paket mit teuren Risikopolicen als das non-plus-ultra verkaufen. Wer sich jedoch die Kostenstrukturen von all diesen Playern auf dem Markt mal genauer anschaut, wird merken, dass gerade einzelne Versicherer die Zeichen der Zeit erkannt haben und konsequent auf sehr günstige Angebote im 3a Bereich setzen. Dies hat sicherlich auch damit zu tun, dass ab 01.01.2025 sämtliche Kosten transparent in der Offerte genannt werden müssen. Wäre eigentlich wichtig, dass Banken mit Ihren Fees und Kommissionen dies auch gleich auf dem Antrag anzeigen müssten.
P. S. Wenn ein Kunde 300.- pro Monat fürs 3a Sparen zur Verfügung hat bzw. entbehren kann, kann er nicht neben dem 3a Banksparen über 300.- noch eine Risikoversicherung 3a über 200.- zusätzlich abschliessen und plötzlich 500.- pro Monat ausgeben. Das ist, was viele dieser Experten falsch darstellen. Nämlich das Gegenüberstellen einer reinen Banklösung und einer Versicherungslösung mit Versicherungsleistungrn (wie das Wort schon sagt).