Der 69-Milliarden-Dollar-Hedgefonds Millennium Management beherrscht die Kunst, sicherzustellen, dass er fast immer am Aktienmarkt Geld verdient. Das Unternehmen, eines der grössten Hedgefonds der Welt, wurde 1989 gegründet und hat seitdem nur in einem einzigen Jahr Geld verloren - nämlich 2008, als die Finanzkrise in eine schwere Rezession führte und den S&P 500 um 38 Prozent abstürzen liess. Dies berichtet das «Wall Street Journal».

Trotzdem gelang es dem Fonds in diesem tiefschwarzen Börsenjahr, den S&P 500 deutlich zu übertreffen und einen kleinen Verlust im niedrigen einstelligen Prozentbereich zu erzielen. Abgesehen von diesem Ausnahmejahr hat Millennium in jedem Jahr seiner 35-jährigen Geschichte Gewinne erzielt und seinen Anlegern kumulierte Gewinne in Höhe von 56 Milliarden US-Dollar beschert. 

In den letzten fünf Jahren hat er in keinem einzigen Monat mehr als 1 Prozent verloren. Nach Angaben von LCH Investments hat Millennium seit seiner Gründung im Jahr 1989 nach Abzug der Gebühren Gewinne in Höhe von 56 Milliarden Dollar für die Anleger erzielt. Unter den Hedgefonds liegt Millennium damit nur hinter Citadel.

Als der S&P 500 im Jahr 2000 zu Beginn der Dot-Com-Blase um 10 Prozent fiel, verzeichnete Millennium sein bestes Jahr überhaupt und erzielte für seine Anleger eine Rendite von 35 Prozent, wie aus Daten von Bloomberg hervorgeht. Auch im Jahr 2022, als der S&P 500 das Jahr mit einem Minus von 19 Prozent beendete, lag Millennium mit einem Plus von 12 Prozent deutlich im Gewinn.

«Hire and Fire» und Autonomie als Teil der Strategie

Die durchgängig positiven Renditen von Millennium sind auf den Multi-Strategie-Ansatz des Unternehmens zurückzuführen. Dieser Ansatz bedeutet, dass die 2600 Händler, Investmentanalysten und Portfoliomanager unabhängige Gruppen leiten, die gleichzeitig verschiedene Anlagestrategien für Aktien, Anleihen, Optionen und Rohstoffe einsetzen.

Dem Bericht des Wall Street Journal zufolge ist das Spiel einfach: Geld verdienen und angestellt bleiben oder Geld verlieren und wahrscheinlich gefeuert werden.

Der Bericht besagt, dass ein Millennium-Portfoliomanager, der 1 Milliarde Dollar verwaltet, bei einem Verlust von 50 Millionen Dollar oder 5 Prozent die erste Schwelle erreicht. In diesem Fall wird das verfügbare Handelskapital des Managers um die Hälfte auf 500 Millionen Dollar gekürzt. Falls der Portfoliomanager dann weitere 25 Millionen Dollar verliert, insgesamt also 7,5 Prozent der ihm ursprünglich zugewiesenen 1 Milliarde Dollar, wird er höchstwahrscheinlich entlassen. Es gibt aber manchmal Ausnahmen von dieser Regel.

Diese strenge Stop-Loss-Handelsstrategie führt dazu, dass der Hedge-Fonds eine hohe Fluktuationsrate von etwa 15-20 Prozent seiner Mitarbeiter jährlich aufweist. Wie andere Multimanager-Firmen bietet Millennium aber neuen Mitarbeitern grosszügige Gehaltspakete an, die bis zu mehreren zehn Millionen Dollar betragen können.

Und solange ihre Portfolios kein Geld verlieren, lässt Millennium den Mitarbeitern eine lange Leine. Das Unternehmen ist weniger streng als seine Konkurrenten, wenn es darum geht, den Teams vorzuschreiben, welche oder wie viele Unternehmen sie betreuen und in sie investieren dürfen.

Die Teamleiter geben den sogenannten «Pods», die sie leiten, oft eigene Namen, als ob sie einen eigenständigen Hedgefonds verwalten würden. Diese Autonomie geht sehr weit und erstreckt sich auch darauf, wie oft die Mitglieder der Anlageteams ins Büro kommen müssen. 

Israel «Izzy» Englander auch mit Meyer Burger-Wetten

Diese Strategie hat den Gründer und CEO, Israel «Izzy» Englander, zum Milliardär gemacht. Nach Angaben von Bloomberg besitzt er ein Vermögen von 13,3 Milliarden Dollar - plus 1,8 Milliarden Dollar seit Jahresbeginn -, was ihn zur 173. reichsten Person der Welt macht. Und die Strategie bewährt sich weiterhin: Millennium erzielte im Jahr 2023 eine Rendite von etwa 10 Prozent und ist seit Jahresbeginn um weitere 9,5 Prozent gestiegen. 

Für Anlegerinnen und Anleger in der Schweiz ist Englander uns dessen Hedgefond kein unbekannter: Letzten Juli zeigten Beteiligungsmeldungen, dass dieser auf sinkende Kurse beim Solarunternehmen Meyer Burger spekulierte. Schon zuvor tummelte er sich schon mehrfach rund um Kapitalerhöhungen herum in den Titeln.

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