Die infolge eines Datenlecks vorzeitig veröffentlichten Quartalszahlen des niederländischen Chip-Anlagenbauers ASML haben die Anleger enttäuscht. «Wir erwarten, dass unser Gesamtumsatz im Jahr 2025 auf eine Spanne zwischen 30 und 35 Milliarden Euro anwachsen wird», sagte Konzernchef Christophe Fouquet in der am Dienstag veröffentlichten Mitteilung. «Das liegt in der unteren Hälfte der Spanne, die wir am Investorentag 2022 vorgestellt haben.» Daraufhin fielen die Aktien des weltweit führenden Anbieters von Maschinen zur Computerchip-Produktion an der Börse um 15 Prozent.
Seither hat sich der Kurs nicht erholt, was zu einem Minus von 7 Prozent seit Jahresbeginn geführt hat. Dabei gibt es triftige Argumente, warum die aktuelle Schwäche eine einmalige Kaufgelegenheit darstellen könnte.
ASML ist Marktführer bei Lithografie-Werkzeugen, einem entscheidenden Teil des Halbleiterherstellungsprozesses, der das «Mooresche Gesetz» ermöglicht. Das Unternehmen profitiert von technologischen Übergängen sowie von Neuzugängen in der führenden Logik- und Speicherchip-Kapazität. ASML hat derzeit einen Marktanteil von fast 90 Prozent und damit eine Monopolstellung bei der EUV-Lithografie (EUV = Extreme Ultraviolet) der nächsten Generation.
«ASML hat die EUV-Lithografie-Technologie der nächsten Generation industrialisiert, die unserer Meinung nach viele der bahnbrechenden Trends dieses Jahrzehnts unterstützen wird», so die Einschätzung von Bank of America. Die US-Grossbank empfiehlt den Titel mit einem Kursziel von 633,90 Euro zum Kauf. Zum gegenwärtigen Kurs resultiert ein Abwärtspotenzial von 4,7 Prozent.
Das «Buy»-Rating basiert auf den langfristigen Prognosen, die in den nächsten drei Jahren ein Umsatzwachstum von 13 Prozent und ein EBITDA-Wachstum von 18 Prozent erwarten, sowie auf der potenziellen Steigerung der ASML-Ziele für 2030 durch KI und eine höhere Industrienachfrage.
Die Umsatzprognose von ASML für China im Jahr 2025 geht von einer Normalisierung der Nachfrage und den negativen Auswirkungen zusätzlicher Exportkontrollen aus. Dies bedeutet einen erwarteten Rückgang der China-Umsätze um 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. «Wir glauben, dass ASML ein vollständiges Verbot von ArFi-Anlagen und von Serviceleistungen für Unternehmen auf der chinesischen Liste einkalkuliert», so die Analysten von Bank of America. Dies könnte sich jedoch als zu pessimistisch erweisen.
Die Analysten erwarten zudem EUV-Aufträge im vierten Quartal 2024 in Höhe von 2,6 Milliarden Euro, hauptsächlich von TSMC und Micron, was ASML helfen sollte, die Mitte der Umsatzprognose für 2025 zu erreichen. «Für 2026 erwarten wir ein Umsatzwachstum von 20 Prozent, was die Aktie auf ein attraktives Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 21 und ein EV/EBITDA von 17,5 bringen würde», so das optimistische Fazit der Autoren.
1 Kommentar
Warum ASML derzeit kein Kauf ist: Samsung hat offenbar seine Bestellung bei ASML für seine Chipfabrik in Texas verschoben. Und Samsung sind da in bester Gesellschaft.
Es kommen auch immer mehr Indikatoren von Kunden in der nächsten Stufe der Wertschöpfungskette, also von AMZN, GOOGL, MSFT, ..., dass diese ihre Investmentvolument zurückfahren resp. zeitlich verzögern. Wir dürfen nicht vergessen, dass viele der auch im Q2 reporting gehörten Aussagen keine Facts sondern Absichtserklärungen waren, also wir wollen 15 Mrd USD in den Ausbau unserer RZ investieren, wir wollen bei NVDA Chips einkaufen, ... AMZN hatte bereits seine letzte Bestellung bei NVDA verschoben, damals noch mit der Begründung, man wolle auf die neue Generation warten. Vielleicht hat der Markt hier zu stark "neue Generation" und zu wenig "warten" gewichtet.
Ja, ASML hat eine weltweit monopolartige Stellung. Nur reicht das nicht, um einen hohen Kurs zu rechtfertigen, wenn die Prognosen ür Umsatz und Gewinn rückläufig sind. Über dem Ganzen schwebt dann auch noch die schwarze Wolke eines zunehmenden Wirtschaftskonflikten USA - China, wo ASML empfindlich exponiert ist. Soll heissen, auch das Risiko eines ASML Investments steigt, was durch einen erhöhten Diskontierungssatz künftiger Gewinne den erwarteten ROI reduziert.