Die Sandoz-Aktien sind in den letzten Tagen rund zehn Prozent gestiegen und gehören damit zu den besseren Titel am Schweizer Aktienmarkt. Die Aktien des Generikaherstellers haben damit die zwischenzeitlichen Kursverluste seit Jahresbeginn wieder aufgeholt.
Für Stefan Schneider, Pharma-Analyst bei der Bank Vontobel, drängt sich die Frage auf, warum die Aktien vor dem Anstieg der letzten Tage zuvor so viel eingebüsst hatten. Denn Neuigkeiten gab es kaum oder gar nicht. Schneider führt als möglichen Grund ein gewisses Desinteresse der Investoren an. Eins ist für den Analysten klar: Sandoz hat Potenzial, sofern das Unternehmen das Wachstum beschleunigen und die Marge steigern kann. So wie es bei der Abspaltung von Sandoz von Novartis im letzten Oktober auch als Ziel formuliert wurde.
«Die Krux ist aber, dass Sandoz schon seit einigen Jahren das Wachstum beschleunigen möchte und das als Novartis-Tochter nicht hinbekommen hat. Unserer Einschätzung nach ist Sandoz nun ein ‘Show-Me’-Investmentcase». In anderen Worten: Die Firma muss sich am Markt erst beweisen.
Der Pharma-Analyst von Vontobel stuft die Sandoz-Aktie mit «Halten» ein und stellt basierend auf seinem konservativen Bewertungsmodell ein Preisziel von 30 Franken. Derzeit handelt der Titel bei rund 28 Franken. Der Aktienkurs werde aller Voraussicht nach erst dann nach oben ausbrechen – sprich zusätzliches Wachstum und Marge einpreisen – sobald das mit den Quartalszahlen gezeigt werden kann.
Generell sind die Analysten bei Sandoz positiv eingestellt. Gemäss Daten der Nachrichtenagentur Bloomberg stufen von 17 Analysten deren zwölf den Titel mit «Kaufen» ein und fünf mit «Halten». Das durchschnittliche Kursziel beträgt 33,86 Franken. Das höchste Kursziel hat die US-Investmentbank Stifel mit 44 Franken. Die Stifel-Analystin begründet ihren Optimismus mit dem Umstand, Sandoz sei auf dem richtigen Weg, um seine kurz- und mittelfristigen Ziele zu erreichen. Seit der Ausgliederung von Novartis hätten viele kleine Erfolgsschritte Sandoz bereits den Zielen für 2028 näher gebracht - angefangen bei den zahlreichen Pipeline-Fortschritten.
Langfristiges Potenzial vorhanden
Der Branchenausblick für die Generika-Hersteller hat sich in den letzten sechs Monaten aufgehellt, da den sogenannten Biosimilars weiter ein höheres Wachstumspotenzial zugeschrieben wird als den traditionellen Nachahmerprodukten. Im Gegensatz zur traditionellen Generika sind Biosimilars Nachahmerpräparate von biotechnologisch hergestellten Arzneimitteln, welche mit Hilfe gentechnisch veränderter lebender Organismen hergestellt werden.
Strategisch betrachtet ist Sandoz im Vergleich zu den Mitbewerbern relativ stark in Biosimilars engagiert, welche 21 Prozent zum Umsatz beitragen. Diese Fokussierung kommt dem Umsatzwachstum und dem EBITDA zugute und kann die Betriebskostensteigerungen ausgleichen. Der Basler Generika-Hersteller strebt bis 2028 eine Steigerung der Kern-EBITDA-Marge auf 24 bis 26 Prozent durch betriebliche Verbesserungen, eine Erhöhung des Volumens und des Produktmixes sowie eine Verbesserung der organisatorischen Effizienz an.
Erfolgreiches IPO bei hoher Volatilität
Die Aktionäre, welche die zugeteilten Aktien nach dem Spin-Off von Novartis seit 5. Oktober 2023 im Depot behalten haben, können mit der bisherigen Performance von plus 18 Prozent eigentlich zufrieden sein. Die Kursavancen von Sandoz stehen dabei aber auch im Einklang mit den Branchenkonkurrenten Bausch Health und Teva Pharmaceuticals, welche im gleichen Zeitraum in sehr ähnlichem Umfang zugelegt haben.
Bereits im Vorfeld des Börsengangs im Oktober hatte die Zürcher Kantonalbank darauf hingewiesen, dass der Kursverlauf bei Sandoz volatil werden könnte. Das hat sich bewahrheitet. Einer der Hauptgründe ist die relativ kurze Historie als eigenständiges Unternehmen. Deshalb sind die Prognosen schwierig, weil trotz Vorschusslorbeeren der Leistungsausweis des Sandoz-Managements - sprich Track Rekord - zuerst positiv ausfallen muss. Erst dann zeichnet sich eine stabilere Kursentwicklung ab.
Die Kursziele der Analysten schreiben dem Titel Potenzial also zu. Liefert das Management von Sandoz wie kommuniziert, dann geht es mit dem Aktienkurs mittelfristig aufwärts.
2 Kommentare
"Sandoz hat Potenzial, sofern das Unternehmen das Wachstum beschleunigen und die Marge steigern kann" - gilt das nicht für jede Firma, wieviel Substanz hat diese "Erkenntnis" eines "Analysten", eines "Experten"?
Eine solche Aussage kann auch ich als Normalanleger machen, ohne ein teuer bezahlter Analyst zu sein. Meine Frage an den sog Experten (schon schwieriger zu beantworten): Wie kann Sandoz das Wachstum beschleunigen und die Marge steigern?