Umfragen zufolge haben die Republikaner sehr gute Aussichten, die Mehrheit im Repräsentantenhaus zu erobern. Und auch im Senat stehen ihre Chancen nicht schlecht, wenngleich es im Rennen um die Kammer knapper zugehen dürfte. Wegen der Zeitverschiebung sind hierzulande frühestens in der Nacht zum Mittwoch erste Ergebnisse zu erwarten. Da jedoch bei Dutzenden Rennen mit einem knappen Ausgang gerechnet wird, stellt man sich auch in den USA auf eine lange Wahlnacht ein. Womöglich dauert es sogar Tage oder Wochen, bis die Gewinner feststehen.
Im Verlauf des Abends beziehungsweise der Nacht kann es gerade zu Beginn zunächst zu verzerrten Eindrücken kommen. Das liegt an der Art, wie die per Briefwahl eingegangenen Stimmzettel ausgezählt werden. Traditionell machen von dieser Methode vor allem Wähler der Demokraten Gebrauch, während Anhänger der Republikaner dazu tendieren, eher direkt am Wahltag in die Stimmlokale zu gehen.
Einige Bundesstaaten leiten die Auszählung der Briefwahlzettel bereits frühzeitig ein. Florida und North Carolina etwa erlauben es den Wahlhelfern, die Stimmzettel schon vor dem Wahltag aus den Umschlägen zu nehmen und in Zählmaschinen einzufüttern, um dann schnell mit der Auswertung zu beginnen. Das kann dazu führen, dass im Laufe des Wahlabends sich zunächst große Vorsprünge der Demokraten ergeben, die dann aber nach und nach verpuffen, je weiter die Wahlhelfer damit vorankommen, die am Tag selbst abgegebenen Stimmzettel auszuwerten. In den USA wird in so einem Fall in Anlehnung an die Parteifarbe der Demokraten von einem "blue mirage" gesprochen, einer blauen Fata Morgana oder Illusion.
Umgekehrt kann es aber auch ein "red mirage" geben, wenn zunächst die Republikaner im Vorteil zu sein scheinen. Das Phänomen kann zum Beispiel in Pennsylvania und Wisconsin auftreten, wo es Wahlhelfern untersagt ist, die Umschläge mit den Briefwahlunterlagen bereits vor dem Wahltag zu öffnen. Deren Auszählung dauert dann länger, weshalb viele Stimmen für die Demokraten erst später in das Wahlergebnis einfließen.
In Kalifornien etwa dauert es oft Wochen
Die erste Welle von Ergebnissen dürfte am Mittwoch zwischen 01.00 und 02.00 Uhr MEZ auf uns zukommen. Denn dann schliessen in mehreren Bundesstaaten an der Ostküste die Wahllokale. Ein erster Trend könnte sich bereits abzeichnen, sollten die Republikaner voraussichtlich enge Rennen klar für sich entscheiden, wie das um einen Senatssitz in North Carolina.
Richtig spannend könnte es dann gegen 04.00 oder 05.00 Uhr MEZ werden, meint Politik-Experte Kyle Kondik von der University of Virginia. Denn dann haben auch die Wahllokale im Mittleren Westen seit einer Weile geschlossen. Womöglich verfügen die Republikaner dann über so viel Momentum, dass Experten einzelner US-Medienanstalten sich mit Prognosen hervorwagen, wer die Kontrolle über das Repräsentantenhaus im neuen Kongress haben wird.
Ist das Rennen um die Abgeordnetenkammer aber auch dann noch eng, wenn diesseits des Atlantiks fast schon der Morgen graut und die Hochrechnungen zu Dutzenden hart umkämpften Sitzen an der Westküste reinkommen, könnte es nach Einschätzung von Experten wohl Tage dauern, bevor feststeht, wer künftig im Repräsentantenhaus an der Macht ist. In Kalifornien etwa dauert es oft Wochen, bis alle Stimmzettel ausgezählt sind, da in dem Bundesstaat auch Briefwahlunterlagen berücksichtigt werden, wenn sie erst Tage nach der Wahl eingehen, so lange die Umschläge spätestens am Wahltag selbst abgestempelt wurden, also am 08. November. Auch Nevada und der Bundesstaat Washington handhaben dies so.
Was den Senat angeht, so könnte es ebenfalls länger dauern, bis der Vorsitz der Kammer entschieden ist. Womöglich sogar Wochen. Denn den Ausschlag könnten Pennsylvania, Arizona oder Georgia geben. Und in diesen Staaten deuten Umfragen auf besonders knappe Ausgänge hin. Sollte es insbesondere in Georgia so eng ausgehen wie erwartet und keiner der Kandidaten mehr als 50 Prozent der Stimmen erhalten, wird automatisch eine Stichwahl am 06. Dezember angesetzt. Das bedeutet, dass womöglich bis dahin offenbleibt, welche Partei den Senat kontrolliert, wenn der neue Kongress am 03. Januar 2023 vereidigt wird.
(Reuters)
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D. Trumps Chancen für 2024 sind doch sehr begrenzt. Es deutet vieles daraufhin, dass er in den entscheidenden Staaten auch nicht besser abschneiden würde als bei der letzten Wahl. Sollte er tatsächlich als Präsidentschaftskandidat antreten, könnten ihn die Demokraten dauerhaft weiter zurückdrängen. Die Republikaner werden ihre Strategie auf jeden Fall ändern, wenn sie erneut sehen, dass D. Trump mehr Problem als Hilfe für die Partei ist.