Wenn Sie vor drei Jahren in einen Exchange Traded Fund investiert haben, kurz ETF, der den amerikanischen S&P 500 abbildet – Glückwunsch! Der Wert Ihres Investments hat in dieser Zeit um 58 Prozent zugenommen. Naja, fast: Wenn Ihr ETF in Dollar läuft, müssen Sie 7,3 Prozent abziehen, wegen des Wechselkurses.
Gegen Währungsrisiken kann man sich natürlich mit einem "hedge" absichern: Man zieht, um diesen englischen Begriff wörtlich auszulegen, eine "Hecke" um sein Fremdwährungsinvestment. Allerdings muss bei Fonds eine wichtige Unterscheidung beachtet werden. Die Währungsangaben bei Fonds können drei Dinge bedeuten:
- Fondswährung oder Berichtswährung: Die Währung, in der der Wert eines Fondsvermögens angegeben wird.
- Handelswährung: Die Währung, in der ein Fonds beziehungsweise ein ETF gehandelt wird.
- Währung der abgebildeten Wertpapiere: Bei einem Aktien-ETF die Währung der einzelnen, vom Fonds abgebildeten Titel.
Die Fonds- und die Handelswährung beeinflusst die Rendite eines ETF nicht direkt. So richtig an den Gewinnen knabbern kann nur die Währung der abgebildeten Titel: Dort sitzt also das Risiko. Hier macht es die Branche den Anlegerinnen und Anlegern einfach, indem sie währungsbesicherte Fonds und ETF herausgibt.
So vermeidet man als ETF-Anleger mögliche Verluste dadurch, wenn die Währung des eigenen Landes gegenüber der Währung der im Fonds enthaltenen Titel aufwertet – in der Schweiz kann man davon ja nun wirklich ein Lied singen. Der Nachteil ist klar, dass währungsbesicherte ETF kosten. Nach Angaben der auf ETF spezialisierten Anlagegesellschaft Hinder Asset Management belaufen sich die zusätzlichen Kosten für einen Devisenhedge auf 0,1 bis 0,2 Prozent des investierten Vermögens.
Finanzunternehmen wie beispielsweise ETF-Anbieter greifen typischerweise zu Termingeschäften, Optionen oder Swaps, um Währungsrisiken abzusichern. Im Prinzip geht es jeweils darum, dass Gegenparteien einen Währungstausch zu einem bestimmten Zeitpunkt zu einem festgesetzten Kurs vereinbaren. Dies erlaubt es, mit Wechselkursen verlässlich zu planen. Wie bei einer Versicherung kostet dies aber Prämien. Die Kosten richten sich nach der Zinsdifferenz zwischen Währungsräumen.
Die Kosten sind höher, wenn ETF auf täglicher und nicht monatlicher Basis abgesichert werden. Aber wenn man bedenkt, dass ETF in der Schweiz im Moment etwa eine Kostenquote von 0,1 Prozent aufweisen, dann erhöht die Absicherung die Gebühren erheblich.
Aktienportefeuilles kann man absichern
ETF sind ein beliebtes Mittel, sich am Aktienmarkt eines anderen Landes zu beteiligen. Genauso beliebt sind aber auch Einzelaktien: Schweizer Privatanleger traden zwar zu über 80 Prozent in Schweizer Titeln, mögen aber auch bekannte und klingende ausländische Namen wie Tesla, Apple oder Facebook genauso wie Shell oder Daimler.
Aktien und Dividenden unterliegen dann natürlich den Schwankungen der Wechselkurse. Bei Einzelaktien ist das Währungsrisiko in aller Regel grösser als bei Fonds, die von einer Diversifizierung profitieren. Institutionelle Anleger oder allenfalls ein "Ultra High Net Worth Individual" (Bankerjargon für eine sehr reiche Privatperson) sichern Aktienengagements professionell ab.
Privatanleger können ihre ausländischen Aktien ebenfalls absichern, indem sie das gleiche Instrument anwenden wie die ETF-Anbieter: Termingeschäfte, beziehungsweise Optionen oder Swaps. Das Problem ist nur: Selbst anwenden kann man diese Instrumente nicht oder nur mit genauen Kenntnissen von Finanzprodukten. Je nach Hausbank bietet einem ein Anlageberater solche Produkte an.
Aber diese sind teuer: Wenn man bei einem Devisentermingeschäft (siehe Kasten) die Zinsdifferenz zwischen der Schweiz und den USA betrachtet, kommt man auf 3 Prozent. Da muss schon einiges an Rendite vorhanden sein, um diese Kosten zu rechtfertigen.
Bei ETF ist Währungsabsicherung ohne Probleme erhältlich, bei Einzelaktien für Privatanleger möglich, aber aufwändig und teuer. Banken und Anlagefirmen verkaufen Absicherungen natürlich gerne, denn daran verdienen sie. Unabhängige Vermögensspezialisten hingegen warnen eher vor einem zu grossen Fokus auf Währungsabsicherungen. Ob man die Zusatzkosten für einen Hedge wirklich ausgeben will, soll gut überlegt sein.
Eine Frage des Nutzens
Ein wichtiger Punkt geht oft vergessen: Währungsschwankungen beeinflussen nicht nur die Umrechnung ausländischer Vermögenswerte in die eigene Währung, sie beeinflussen auch die Unternehmen, deren Aktien man kauft. Typisches Beispiel dafür ist der britische Markt: Die Grosskonzerne des Landes sind stark international ausgerichtet und haben vom schwachen Pfund profitiert.
Ohne Währungsvorteil hätte zum Beispiel die Aktie des britischen Getränkekonzerns Diageo innerhalb der letzten drei Jahre vielleicht nicht 24 Prozent Wert gewonnen. Auf diese Weise relativiert sich ein Währungsverlust von rund 8 Prozent.
Dazu kommt: Ein indirektes Währungsrisiko gibt es bei Aktien sowieso. Auch wenn man Aktien von Schweizer Firmen kauft, die international tätig sind (und dies sind sie quasi alle), dann unterliegen die Gewinne und damit der Aktienkurs dieser Unternehmen selbst Devisenschwankungen. Aktionäre profitieren dafür auch davon, dass diese Unternehmen sich selber mit verschiedenen Methoden gegen Währungsschwankungen absichern.
Und, last but not least: Wer Anlagen auf Währungsrisiken absichert, vermeidet Verluste durch Schwankungen. Auf der anderen Seite haben Anleger dann wenig davon, wenn Währungen aufwerten. In den volatilen und gleichzeitig schwer prognostizierbaren Währungsmärkten verpasst man das, was eines Tages sehr wahrscheinlich kommt: Die Aufwertung einer ausländischen Devise.
Dieser cash-Artikel erschien zuerst am 3. Februar 2019.