Dividenden sind für viele Investoren ein Schlüsselkriterium. Die Absenz von attraktiven Obligationenrenditen in Schweizer Franken lässt Anleger nach Alternativen suchen.

Gemäss Daten der Nachrichtenagentur AWP können Anleger auch im neuen Jahr mit hohen Dividendenzahlungen rechnen. Insgesamt sollten über 60 Milliarden Franken ausgeschüttet werden. Bei den 137 von AWP berücksichtigten Unternehmen errechnet sich dabei eine Dividendenrendite von 3,2 Prozent.  Das entspricht in etwa der Grössenordnung der letzten Jahre.

Investoren können dabei Aktien mit einer möglichst hohen Dividendenrendite oder mit einem möglichst hohen Dividendenwachstum ins Portfolio aufzunehmen. Cash.ch hat auf Basis der für das bevorstehende Jahr erwarteten Ausschüttungen eine Auflistung der beiden Dividendengruppen gemacht.

Vorsicht bei Fokus allein auf die Dividendenhöhe

Auf dem Schweizer Markt finden sich 27 Unternehmen, die eine vorwärtsgerichtete Dividendenrendite über 5 Prozent erreichen. 11 dieser Aktien erreichen gar eine Rendite von über 6,1 Prozent. Im Vergleich zum Marktdurchschnitt ist das mindestens doppelt so hoch, im Vergleich zu einer fünfjährigen Bundesobligation mindestens 30-mal mehr.

Adecco, die Bellevue Gruppe oder Mobilezone dürften gemäss Analystenkonsens in diesem Jahr die höchsten Renditen bei den derzeitigen Kursen erzielen: mit 10,6 Prozent, 9,4 Prozent und 8,3 Prozent. Doch bei derart hohen Dividendenrenditen ist mitunter Vorsicht geboten.

Überdurchschnittlich hohe Renditen sind oftmals ein Zeichen von Problemen. Nicht in wenigen Fällen nehmen die Kurskorrekturen eine bevorstehende Kürzung der Ausschüttungen vorweg, weshalb die vermeintliche Rendite vor der Kürzung besonders hoch erscheint.

Beispielsweise zeigt der Fall von Adecco, dass ein stark fallender Aktienkurs die Dividendenrendite deutlich steigert. Während die Rendite vor der Kurskorrektur von fast 50 Prozent im vergangenen Jahr noch bei 6,2 Prozent lag, erreicht sie aktuell 10,6 Prozent. Der zuletzt stark rückläufige Aktienkurs war allerdings Ausdruck von sinkenden Dividendenerwartungen im Markt.

Zwar beinhaltet diese vorwärtsgerichtete Renditeerwartung von 10,6 Prozent bereits einige Analystenschätzungen mit Dividendenkürzung, sollten hingegen die Ausschüttungen - wie etwa von der Zürcher Kantonalbank oder der Bank Vontobel erwartet - deutlich gestutzt werden, würde auch die Rendite auf ein normaleres Niveau fallen. In eine ähnliche Kategorie gehören etwa die Aktien von Ascom, Medmix oder Orior.

Unternehmen Sektor

Dividendenrendite

Adecco Industrials 10,6%
Bellevue Financials 9,4%
Mobilezone Consumer Discretionary 8,3%
BB Biotech Health Care 7,4%
Leonteq Financials 6,8%
VP Bank Financials 6,6%
Ascom Health Care 6,6%
Varia US Properties Real Estate 6,3%
Valiant Financials 6,2%
Orior Consumer Staples 6,1%
Zurich Insurance Financials 6,1%
Carlo Gavazzi Industrials 5,9%
OC Oerlikon Industrials 5,9%
Swiss Re Financials 5,8%
APG SGA Communication Services 5,7%
Coltene Health Care 5,5%
medmix Health Care 5,5%
SoftwareOne Information Technology 5,4%
Orell Fuessli Industrials 5,4%
Banque Cantonale Vaudoise Financials 5,3%
Burkhalter Industrials 5,3%
StarragTornos Industrials 5,3%
Cembra Financials 5,1%
Meier Tobler Industrials 5,1%
Glarner Kantonalbank Financials 5,0%
EFG International Financials 5,0%
Baloise Financials 5,0%

Quelle: LSEG.

Finanztitel: Hohe Renditen bis auf Krisenzeiten

Das Ziel einiger Unternehmen ist es, konstant hohe Dividenden auszuschütten. Gleichzeitig wollen sie die Ausschüttungen jährlich anheben. Firmen aus dem renditestarken Finanzsektor sind ein Beispiel dafür. Ausser während Rezessionen, in denen die meisten von ihnen Ausschüttungen kürzen oder streichen, sind sie äusserst attraktive Renditealternativen. 

Beispielsweise gehören die VP Bank, Valiant oder Zurich derzeit nicht nur zu den besten Dividendenzahlern, sondern erhöhen auch noch die Ausschüttungen Jahr für Jahr. Bei allen diesen drei Unternehmen wird auch in diesem Jahr mit einer erneuten Steigerung gerechnet. Damit dürfte das Dividendenwachstum seit 2017 von Zurich 88 Prozent betragen, von Valiant 65 Prozent und von der VP Bank 7 Prozent. 

Mit Swiss Re, der Waadtländer Kantonalbank, Cembra, der Glarner KB, EFG und Baloise gehören weitere Vertreter des Finanzsektors zu den attraktivsten Dividendenzahlern. Ausser der Glarner KB, die ein Mal während der vergangenen sieben Jahre die Ausschüttungen leicht gekürzt hat und für welche in diesem Jahr mit einer unveränderte Dividende pro Aktie gerechnet wird, können die restlichen fünf Finanztitel ein regelmässiges Dividendenwachstum in dieser Zeit vorweisen. Analysten rechnen dieses Jahr erneut mit Erhöhungen.

Das Dividendenwachstum als Mass aller Dinge

Unternehmen in wachstumsstarken Sektoren entscheiden sich meist für keine oder nur tiefe Ausschüttungen. Die erwirtschafteten Geldmittel werden in das Wachstum des operativen Geschäfts reinvestiert. Firmen in wachstumsarmen Sektoren haben hingegen oft einen tieferen Bedarf an Kapital. Deshalb wird es an die Aktionäre zurückgeführt. 

Geringes Wachstum führt hingegen zu längerfristig stagnierenden Dividendenaussichten. In der obigen Liste der besten Dividendenrenditen am Schweizer Aktienmarkt verzeichnen elf der 27 Unternehmen ein geringes, keines oder ein rückläufiges Aussschüttungswachstum seit 2017 - im Durchschnitt von knapp minus 13 Prozent. Zu dieser Gruppe gehören beispielsweise Bellevue, BB Biotech, Carlo Gavazzi, OC Oerlikon oder APG SGA. Die stagnierenden Aussichten beeinflussen den Aktienkurs deutlich.

Mit Kursavancen von knapp 40 Prozent seit 2017 übertrifft der Swiss Performance Index alle diese elf Aktien. Meier Tobler erreicht mit einem Kursplus von knapp 3 Prozent als einzige Aktie den Plusbereich. Die Kursrückschläge der übrigen Titel reichen von 20 bis 77 Prozent. Die hohen Renditen sind in solchen Fällen nur ein kleines Trostpflaster.

Hingegen gehören Firmen mit durchschnittlichen oder tiefen Renditen mitunter zu den sogenannten «Compoundern». Unter «Compounding» versteht man einerseits den Zinseszinseffekt, aber auch den Reinvestitionseffekt bei Wachstumsunternehmen. Besonders über eine lange Zeitdauer führt er zu einem Mehrwert für das Unternehmen, wovon Dividendenwachstum und der Aktienkurs profitieren. 

Der Swiss Performance Index zählt 64 Unternehmen mit hohem Dividendenwachstum. Unter Berücksichtigung der Analystenschätzungen für dieses Jahr verzeichnen sie ein Wachstum seit 2017 von mindestens 40 Prozent. Etwa die Hälfte dieser Firmen weist gemäss nachfolgender Auflistung eine Zunahme der Dividende pro Aktie von über 100 Prozent auf. 

Nicht berücksichtigt wurde Leonteq. Trotz des grössten Dividendenanstiegs unter den SPI-Titeln unterlagen die Ausschüttungen des Finanzdienstleisters enormen Schwankungen und weisen keine Kontinuität auf. 

Unternehmen

Dividendenwachstum

Swissquote 596%
Arbonia ** 543%
Mikron Holding ** 400%
CPH ** 385%
Zehnder ** 306%
Plazza  233%
Burckhardt Compression 227%
VZ Holding 208%
Ypsomed ** 194%
Emmi  180%
Swiss Life  171%
EFG International 170%
Jungfraubahn ** 170%
Alcon * 169%
SKAN * 168%
Temenos  164%
Belimo ** 147%
Partners Group  147%
BKW 144%
Also  137%
Comet ** 131%
Kardex ** 127%
Sandoz * 124%
Straumann ** 120%
Logitech ** 111%
V-ZUG ** 110%
Bucher Industries 105%
Zug Estates 104%
R&S Group ** 103%
Sika 103%
Interroll 100%

Quelle:LSEG

* Aufgrund des jeweiligen Börsengangs ist die Dividendenhistorie kürzer als bei den übrigen Unternehmen. Die drei Unternehmen haben dennoch seit dem Börsendebüt die Ausschüttungen regelmässig erhöht.

** mindestens eine Dividendenkürzung seit 2017.

Swissquote belegt in der Gruppe des Dividendenwachstums die Poleposition. Mit Blick auf dieses Jahr dürfte die Onlinebank gemäss Analystenkonsens die Ausschüttungen pro Aktie auf knapp 600 Prozent seit 2017 steigern. Weder setzte Swissquote die Dividende in dieser Zeit aus, noch reduzierte sie sie.

Diese Entwicklung ist ein Zeichen von Stärke. Swissquote hatte die Zeichen der Zeit schon früh richtig eingeschätzt. Der frühe Einstieg in den Kryptomarkt zahlt sich nun aus, womit auch gleichzeitig die Abhängigkeit von der Entwicklung der Leitzinsen gesenkt wurde. Seit 2017 resultiert ein Aktienkursgewinn von 1420 Prozent.

Arbonia, Mikron, CPH und Zehnder gehören ebenfalls zu den Titeln mit dem grössten Dividendenwachstum. So wie auch die übrigen in der Tabelle markierten Unternehmen verzeichneten sie hingegen seit 2017 mindestens eine Dividendenkürzung und geniessen deshalb nicht die gleiche Erfolgsbilanz wie die nicht hervorgehobenen Unternehmen. 

Dennoch: Ausser Arbonia und Emmi verzeichnen die zehn Aktien nach Swissquote mit den grössten Dividendenzunahmen, zu denen auch Plazza, Burckhardt Compression, VZ Holding, Ypsomed und Swiss Life gehören, Kursavancen von 40 bis 140 Prozent seit 2017. Damit schlagen sie den Gesamtmarkt.

Wichtig für den Anlageentscheid ist demnach nicht allein die absolute Höhe der Dividendenrendite, sondern die Konstanz und Nachhaltigkeit der Ausschüttungen sowie das Pay-out-Ratio (das Verhältnis zwischen Ausschüttungen zum Gewinn). Wer zudem Höhe und Wachstum kombiniert, dürfte vermutlich zusätzlich von Kursgewinnen profitieren. Und die machen meistens das Gros der Performance aus.

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