Am 15. November war es offiziell: Sunrise spaltete sich von der US-Muttergesellschaft Liberty Global ab und kehrte zurück an der Schweizer Börse. Die Zahlen dazu: Ein Eröffnungskurs von 44,75 Franken je Aktie, 60'000 Titel wurden gehandelt und eine Marktkapitalisierung von gut 3,19 Milliarden Franken wurde erzielt.

Damit war es einer der grössten Börsengänge weltweit. In der Schweiz lag Sunrise deutlich vor dem Hautpflegespezialisten Galderma, dessen Börsengang im März letzten Jahres knapp 2,3 Milliarden Franken schwer war. Aktuell beträgt die Marktkapitalisierung von Sunrise noch 2,9 Milliarden Franken.

Die Ernüchterung folgte rasch: Die Titel verloren bis Börsenschluss am ersten Tag sechs Prozent. Daraufhin erfolgte ein Auf und Ab: Ende November noch das Allzeithoch von knapp 44 Franken, im Dezember der Tiefpunkt bei 39 Franken. Seither konnten die Aktien an Terrain gewinnen und verzeichnen seit Anfang Jahr ein Kursplus von 7 Prozent. Am heutigen Donnerstag kosten die Titel 42,15 Franken.

Verhaltener Optimismus

Die Analystenmeinungen entsprechen in etwa dem schwankenden Kurs. Während einige eher den Rückwärtsgang reindrückten, schienen andere zumindest oberflächlich optimistisch. So auch Goldman Sachs, die im Dezember die Abdeckung für Sunrise mit der Einstufung «Sell» und einem Kursziel von 41 Franken aufnahm.

Dazu schrieb der Analyst allerdings: «Insgesamt sei der Schweizer Telekommunikationsmarkt schwach, und Sunrise sehe sich mit einem hohen Kostenüberhang konfrontiert.» Dieser mindere das langfristige Wachstum der Gesamtkapitalrendite (ROIC). Auch sehe er keinen Spielraum für eine Konsolidierung im Mobilfunkbereich. Im Vergleich zum Branchendurchschnitt seien die Fundamentaldaten von Sunrise seines Erachtens ungünstig, so der Analyst.

Diesem Urteil schloss sich Branchenkollege JP Morgan an. Zudem sieht dieser Analyst Sunrise mit technologischen Risiken konfrontiert. Für das Unternehmen bestehe als Kabelbetreiber in einem zunehmend glasfaserbasierten Markt das Risiko, entweder an Preissetzungsmacht einzubüssen oder gezwungen zu sein, auf ein Glasfaser-Wholesale-Modell umzustellen. «Es ist schwierig genau zu beurteilen, wie sich dies auf die langfristige Wirtschaftlichkeit und den Cashflow auswirken wird.» Er veranschlagte das Kursziel dennoch etwas höher bei 49 Franken. 

Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 48,71 Franken - ein Aufwärtspotenzial von 15 Prozent. Von sieben bei Bloomberg erfassten Analysten halten sich die Kauf- und Halten-Empfehlungen mit jeweils drei Experten die Waage, während zwei Analysten von der Aktie abraten.

Lockende Dividendenpolitik

Sunrise dürfte insbesondere mit einer «attraktiven Dividende» locken, so die UBS - und das steuerfrei. Konzernchef André Krause sprach im Herbst von mindestens 240 Millionen Franken, die für 2024 ausgeschüttet werden sollen. Über die nächsten Jahre soll die Ausschüttung noch steigen, so Krause.

Die Bank Vontobel spricht aufgrund des Börsengangs und ausländischer Kapitaleinlagereserven von fünf Jahren. Sie erwarten eine Dividende von 3,34 Franken. Das entspricht einer Rendite von knapp 8 Prozent.

Verschiedene Aktienkategorien

Grösster Aktionär von Sunrise ist die Aktionärsgruppe um Liberty Global. Ende November nistete sich der amerikanische Hedgefonds-Manager Seth Klarman durch seine Baupost Group mit knapp 10 Prozent beim Telekomunternehmen ein. Damit stieg der bekannte Substanzinvestor zum zweitgrössten Aktionär auf. 

Bei Sunrise gibt es zwei Aktienkategorien. Die bisherigen Liberty-Aktionäre erhielten eine A-Aktie von Sunrise für 5 Aktien von Liberty Global. Nur die A-Aktien von Sunrise mit dem Tickersymbol «SUNN» sind an der Schweizer Börse kotiert. A-Aktionäre haben eine normale Stimmkraft

Daneben gibt es eine zweite Aktienkategorie B mit zehnfacher Stimmkraft. Diese Struktur gibt den B-Aktionären zwar erheblichen Einfluss auf Unternehmensentscheidungen, allerdings sind die B-Aktien nicht an der Börse kotiert. Sie blieben zum Grossteil im Besitz der Liberty-Bosse John Malone und Mike Fries, die damit zu gut einem Viertel am Schweizer Konzern beteiligt sind. 

Verhaltener Ausblick 

Während sich die Analysten bezüglich der Aktienentwicklung verhalten optimistisch zeigen, dürften die Dividendenaussichten also für kurzfristige «Freudenhüpfer» unter Anlegern sorgen. Allerdings scheinen sich die Experten einig, dass trotz Aufwärtspotenzial der Aktien weder die Produktstrategie von Sunrise noch die limitierten Chancen im Gesamtmarkt für grosse Sprünge innerhalb des Konzerns sorgen dürften.

Allerdings erwartet die UBS, dass die aggressive Werbetätigkeit auf dem Markt nachlasse. Dies wiederum könnte die Schätzungen steigen lassen. Die Schweiz sei ein stabiler Markt trotz aggressiver Werbeaktivitäten der drei Dienstleistungsanbieter Swisscom, Salt und Sunrise.

So erwartet der Konzern für 2025 einen weitgehend stabilen Umsatz und ein stabiles bis niedriges Wachstum beim bereinigten Betriebsgewinn.

Aisha Gutknecht arbeitet seit Juli 2024 als Redaktorin für cash.ch.
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