Er sei sehr erfreut über die grosse Nachfrage nach den Aktien seines Unternehmens, erklärte Peter Spuhler zum Börsengang von Stadler Rail im April 2019. Die Freude des Stadler-Kapitäns war nicht unberechtigt. Auf den Eröffnungskurs von 42 Franken folgten steigende Notierungen von bis zu 50 Franken im Frühjahr 2020 - ein Zeugnis der starken Nachfrage nach den Aktien des Bussnanger Zugbauers. 

Tempi passati. Gegenwärtig bewegen sich die Papiere des Zugbauers unter dem Wert von 26 Franken. Anfang August ging es vorübergehend sogar hinunter auf das Allzeittief von 24,70 Franken. Und Ende August folgte mit den Halbjahreszahlen ein nächster Rücksetzer: Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) sank gegenüber der Vergleichsperiode um 41 Prozent, der Auftragseingang schrumpfte um 45 Prozent - die Erwartungen verfehlt, so das Verdikt von Analysten.

Inzwischen gibt es aber Anhaltspunkte, dass die Talsohle erreicht ist. «Mehr Licht als Schatten» sieht der zuständige Analyst der Zürcher Kantonalbank in seinem Kommentar von Ende September. Ein Lichtblick geht dabei etwa von der Verengung des Konkurrentenfeldes auf Alstom, Siemens, Hitachi und Stadler Rail aus. Nur diese vier können Komplettlösungen in der Bahntechnik aus einer Hand anbieten. Zugleich weisen alle vier Unternehmen hohe Auftragsbestände auf. Damit weicht der Druck, auch lediglich mässig lukrative Aufträge anzunehmen oder Preise tief ansetzen zu müssen. So verbessere sich die Qualität des Auftragsbuchs, schreibt der ZKB-Analyst. «Der starke Schweizer Franken bleibt ein Belastungsfaktor», ergänzt er aber und stuft die Aktie mit «Marktgewichten» ein. Entsprechend sieht er, dass Stadler in den nächsten zwölf Monaten eine vergleichbar hohe Gesamtrendite wie der Swiss Performance Index erzielen wird.

Mit dieser Einschätzung bewegt sich der ZKB-Analyst - verallgemeinert gesagt - mit dem Gros der Experten. Die meisten empfehlen «Halten». Daneben gehen die Meinungen auseinander: Die Bank Vontobel sagt «Kaufen» und veranschlagt das Kursziel bei 38 Franken. Hingegen: Die US-Grossbank JPMorgan rät zum Verkauf und traut den Stadler-Papieren lediglich 25,40 Franken zu. Dieses Kursziel ist einerseits das tiefste aller von Bloomberg erfassten Kursziele. Andererseits entspricht es nahezu dem aktuellen Preis der Stadler-Aktie. Zusammengenommen liefert JPMorgan also einen weiteren Hinweis, dass der Zugbauer an der Talsohle angelangt ist.

Kaufempfehlungen für Rieter, Zurückhaltung bei OC Oerlikon

Auch Rieter hat schon bessere Phasen an der Börse erlebt als im Moment. Die Aktien des Spinnereisystemanbieters haben zwar seit Anfang Jahr sieben Prozent auf gegenwärtig 96 Franken zugelegt. Mit diesem Kurs resultiert jedoch ein Minus von 59 Prozent gegenüber dem Mehrjahreshoch von 235,50 Franken im August 2021. Und seit Mai dieses Jahres steht ein Kursverlust von rund 30 Prozent zu Buche.

Spiegel des jüngsten Abschwungs ist der Geschäftsverlauf, soweit er bekannt ist: Zum ersten Semester berichtete Rieter von markant tieferem Umsatz (-44 Prozent), operativem Gewinn (-65 Prozent) und Reingewinn (-87 Prozent). Das Marktumfeld sei herausfordernd, kommentierte das Management. Es unterzieht das Unternehmen, dessen Wurzeln ins Jahr 1795 zurückreichen, einer Kur, die bisher Kosteneinsparungen von 26 Prozent in drei Semestern gebracht hat. Der künftige Geschäftsgang hängt indes auch von der konjunkturellen Entwicklung in den Schlüsselmärkten China und Indien ab.

Für Anleger können zwei andere Gesichtspunkte relevant sein, zum einen: Rieter hat in den vergangenen Jahren oft eine Dividende ausbezahlt - im Jahr 2019 waren es fünf Franken, im Jahr 2023 1,50 Franken und dieses Jahr drei Franken. Die nächste Ausschüttung dürfte, so sagt es Bloomberg voraus, zwei Franken betragen.

Zum anderen: Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 6,7 sind die Rieter-Aktien derzeit günstig bewertet - was für sich genommen noch kein Versprechen sein muss. Indes liegen keine Verkaufsempfehlungen, aber ein «Hold»- und fünf «Buy»-Ratings von Analysten vor. Weitere Aufschlüsse will das Winterthurer Unternehmen selbst bieten, und zwar nächste Woche am «Investor Update 2024».

Ein anderer Industriekonzern zeigt Börsenschwäche: OC Oerlikon. In den letzten sieben Jahren fiel die Aktie um 77 Prozent. Besser sieht die Bilanz für das laufende Jahr aus: Seit Anfang Januar stieg die Aktie um 7,7 Prozent. Die Zuwächse wurden allerdings in den ersten fünf Monaten erzielt, seit Mai fallen die Notierungen wieder. Zugleich ist das Unternehmen relativ hoch verschuldet; es hat auch von sinkendem Bestellungseingang, Umsatz sowie Konzernergebnis berichtet - aber die Pläne zur Abspaltung der Division «Polymer Processing Solutions» sowie die Umsatzprognose für das Gesamtjahr 2024 bestätigt.

Gemäss Bloomberg-Angaben dürfte der Umsatz dieses Jahr weiter sinken, 2025 und 2026 hingegen steigen. Mithin, so die Schätzungen, stehen wieder bessere Gewinnzahlen in Aussicht. Für den Moment bleibt eine Mehrheit der Experten aber vorsichtigt. Die «Hold»-Ratings überwiegen, und gemessen am Konsens dürfte die Aktie in den nächsten zwölf Monaten kaum über fünf Franken steigen.

Nestlé: Kommen bald neue Impulse?

Für Nestlé gab es in jüngster Vergangenheit einige Kurszielsenkungen: Berenberg ging auf 97 von 99 Franken, Kepler Cheuvreux auf 95 von 100 Franken und JPMorgan auf 85 von 95 Franken. Einen Kontrapunkt setzte der Bernstein-Analyst Callum Elliott. Am Montag hat er die Bewertung des Lebensmittelkonzerns mit einem Preisziel von 105 Franken aufgenommen. Damit liegt er rund 10 Franken über dem Expertenschnitt und mehr als 20 Franken über dem aktuellen Kurs der Nestlé-Aktie. Elliott deutet folglich ein Aufwärtspotenzial von 25 Prozent an. Jedoch scheint er von den Nestlé-Papieren nicht restlos überzeugt zu sein, die Einstufung lautet «Halten».

Am Dienstag bestätigte Jeff Stent von BNP Paribas Exane seine seit September bestehende Einschätzung: Die Verkaufsempfehlung und das Kursziel von 86 Franken bleiben. Derweil hat die Nestlé-Aktie seit Wochenstart um die 84-Franken-Markte geschwankt. Somit hat sie sich zwar ein Stück weit vom Mehrjahrestief bei 82 Franken von Mitte September gelöst - am Gesamtbild der vergangenen Jahre ändert sich allerdings kaum etwas: Gegenüber dem Hoch von 129,80 Franken per Anfang 2022 beträgt das Minus 35 Prozent.

Ob bald Impulse für Kursavancen kommen? Am Donnerstag wird Nestlé unter dem neuen CEO Laurent Freixe über die Zahlen zum dritten Quartal berichten. Analysten und Investoren erhoffen sich Aussagen über das mittelfristige Wachstum. Manche schrauben die Erwartungen aber nicht allzu hoch. Beispielsweise sieht die Expertin der amerikanischen Grossbank JPMorgan den Lebensmittelkonzern auch 2025 in einer Übergangsphase; ab 2026 werde sich eine begrenzte Wiederbelebung einstellen, sagt sie.

Mit ihrem «Hold»-Rating befindet sie sich in eine grösseren Gruppe von Experten, welche die Aktien des Lebensmittelunternehmens aus Vevey zumindest nicht verkaufen würden. Für Anleger kann ferner eine Rolle spielen: Nestlé ist eine zuverlässige Dividendenzahlerin. Mit einem KVG von 19,7 sind die Aktien zudem vergleichsweise günstig - die Titel des Mitbewerbers Danone weisen momentan ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 41,6 auf. Wobei: Das vorwärtsgerichtete KGV ist für beide Lebensmittelkonzerne praktisch gleich, bei unter 19.

Bei Swatch hat Ende September eine Trendwende eingesetzt - vorübergehend zumindest. Die Aktie stieg innert rund zwei Wochen von unter 150 auf über 190 Franken, nachdem sie über längere Zeit deutlich gefallen war. Händler verwiesen auf das Konjunkturpaket der chinesischen Regierung. Es lasse die Hoffnung auf eine Erholung in dem wichtigen Markt keimen - und die Anleger nach den Aktien greifen. Der zuständige Analyst der Investmentbank Stifel fragt nun, ob der Uhrenhersteller den Tiefpunkt erreicht hat, von dem aus es wieder aufwärts geht.

Seine Antwort lautet: Ja, wenn - «und das ist ein grosses ‹Wenn›» - es Peking mit dem Konjunkturpaket letztendlich gelinge, das Konsumentenvertrauen zu verbessern. Anders gesagt: Swatch ist nach wie vor stark von der Nachfrage aus China abhängig. Hinzu kommen Wechselkurseinflüsse. Skepsis ist verbreitet. Der Stifel-Analyst hat seine Gewinnschätzung für Swatch gestutzt, und ein offenbar relevanter Teil der Anleger hat Swatch-Papiere abgestossen: Der Aktienkurs ist in den letzten Tagen wieder unter 180 Franken gefallen.

Reto Zanettin
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