Elon Musk gilt als einer der engagiertesten Unterstützer Donald Trumps während des US-Wahlkampfs im vergangenen Jahr. Laut Bloomberg hat Musk 130 Millionen Dollar im Wahlkampf für Trump ausgegeben. Dafür wird er belohnt. Mit dem Sieg der 60. US-Präsidentschaftswahlen durch den ehemaligen Präsidenten scheint Musk einen Posten im Umfeld der neuen Regierung sicher.
Elon Musk machte sich im letzten Jahr für die Effizienz im öffentlichen Sektor stark. Gemäss dem Tesla-Chef könnten bis zu 2 Billionen Dollar des US-Haushalts jährlich gespart werden. Auf den Vorschlag Trumps zu der Gründung und Leitung einer neuen Effizienzkommission der Regierung sagte Musk zu.
Das bringt den reichsten Mann der Welt in eine wichtige politische Position, bei der er die Wirtschaftspolitik massgeblich beeinflussen und nach seinem Willen steuern kann. Für den Unternehmer, der Tesla, SpaceX, xAI, Neuralink oder X leitet oder besitzt, kommt dies mit gewollten Zielkonflikten.
Missliche Lage des grössten Vermögenswerts
Tesla ist das wertvollste Unternehmen innerhalb von Musks Imperium mit einer Börsenkapitalisierung von ungefähr 900 Milliarden Dollar - er besitzt knapp 13 Prozent des Automobilkonzerns. SpaceX - Nummer 2 - erreichte im Sommer 2024 einen Marktwert von etwa 210 Milliarden Dollar. Das Unternehmen gehört privaten Investoren, inklusive Musk, sowie den Mitarbeitenden.
Tesla befindet sich derzeit in einer misslichen Lage und leidet unter einem schwierigen Absatzmarkt und zunehmenden Konkurrenzdruck. Dies spiegelt sich im Aktienkurs. Nachdem die Tesla-Aktien vor drei Jahren von einem Allzeithoch von über 400 Dollar innerhalb von nur 15 Monaten auf fast 100 Dollar gefallen waren, schwanken sie seither mit einer enormen Volatilität zwischen 140 Dollar und 280 Dollar.
Fundamental stagniert das Unternehmen seit drei Jahren. Zwar liegt das durchschnittliche Umsatzwachstum der vergangenen drei Jahre bei 24 Prozent und bis 2028 wird mit weiteren 17 Prozent pro Jahr gerechnet. Doch sind diese Wachstumsraten nur auf Kosten der Profitabilität erreichbar. Das Niveau vom Rekordgewinn von 14 Milliarden Dollar vom Jahr 2022 dürfte Tesla gemäss Analysten frühestens in 2028 wieder erreichen.
Konkurrenz und hoher Wertverlust
Verantwortlich für die schwierige Lage ist einerseits die verhaltene Nachfrage nach Elektroautos. Gemäss Branchenexperten ist die Marktpenetration im Segment der Enthusiasten ausgereizt und weniger überzeugte Konsumenten halten diverse Nachteile vom Kauf eines Elektroautos ab.
Einer Studie von Statista zufolge gehören für den Kaufentscheid wichtigsten Entscheidungskriterien die Kosten - das beinhaltet den Preis und den Wiederverkaufswert. Teslas verlieren schnell viel an Wert. Ein Model S mit Jahrgang 2022 und einem Kaufpreis von 141’000 Dollar ist heute mit einem Kilometerstand von knapp 60’000 km noch 46’400 Dollar wert. Das schreckt unsichere Käufer ab.
Andererseits stellt die verstärkte Konkurrenz aus China Tesla vor beträchtliche Herausforderungen. Die heimische Automobilproduktion gehört gemäss der chinesischen Regierung zu den zehn Kernindustrien des Landes. Die Zentralregierung deshalb hat schon vor Jahren angekündigt, eine führende Nation in der Entwicklung und Produktion von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben werden zu wollen.
Chinesische Automobilproduzenten können deshalb meist auf indirekte staatliche Hilfe zählen, weshalb sie in der Lage sind, Fahrzeuge zu deutlich tieferen Kosten als die europäischen, amerikanischen oder japanischen Hersteller zu verkaufen. Für China zählt im Moment Menge vor Wert. Für Tesla, das das Mittel- bis Hochpreis-Segment abdeckt, ist das ein Problem.
Der Befreiungsschlag
Diese problematische Ausgangslage hat Elon Musk dazu bewogen, neue Geschäftsfelder für sein Unternehmen zu finden. Für ein Wachstumsunternehmen gibt es nichts schlimmeres als den Verlust der Wachstumsfantasie. Microsoft, nach dem Platzen der Dotcom-Blase, ist ein sehr gutes Beispiel dafür.
Obwohl der Technologiekonzern auch in den Folgejahren die Gewinne jedes Jahr zu steigern vermochte, sank die Bewertung abermals bis sie schliesslich 2015 den KGV-Tiefpunkt mit 7 erreichte. Erst als Microsoft die Investoren mit der Cloud im Jahr 2016 und später mit KI begeistern konnte, stieg die Bewertung und als Folge auch der Aktienkurs auf 30 wieder an.
Mit Robotaxis scheint Musk die Weiterführung der Tesla-Fantasie gefunden zu haben. Zwar verspricht der Unternehmer schon seit Jahren selbstfahrende Autos und hat dieses Versprechen bisher nicht eingelöst, doch hindert es ihn nicht an der Erschliessung neuer Geschäftsfelder.
Musk meinte während der Präsentation der Quartalszahlen, dass Tesla ab 2026 etwa 2 Millionen Robotaxis pro Jahr produzieren würde und die Absatzmenge bis auf 4 Millionen Robotaxis steigen dürfte. Zwischenzeitlich hat Musk seine Äusserungen etwas relativiert. Doch für ein Unternehmen, das zum Höhepunkt im Jahr 2023 1,8 Millionen Fahrzeuge ausgeliefert hatte, sind das riesige Zahlen. Als Folge auf die Zahlenpräsentation und Äusserungen schossen die Tesla-Aktien am Folgetag um knapp 22 Prozent in die Höhe.
Tesla wird aktuell mit einem vorwärtsgerichteten Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von knapp 80 bewertet. Unter den Magnificent-7 scheint es damit die teuerste Aktie zu sein - sogar Nvidia ist mit einem KGV von 50 günstiger.
Äusserst erfolgreicher Trackrecord
Elon Musk hat seit vielen Jahren seine unternehmerischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt und war damit einer, wenn nicht «der» erfolgreichste Serienunternehmer der jüngsten Geschichte. Die Unterstützung für Donald Trump kommt nicht zufällig.
Sollte Elon Musk in der Lage sein, die Regierung in eine Richtung zu steuern die einerseits Tesla als Produzenten und andererseits die Attraktivität seiner Fahrzeuge für US-Amerikaner erhöht und gleichzeitig mit Hilfe von staatlichen Unterstützungsmassnahmen das Robotaxi schneller als erwartet entwickeln, produzieren und bewilligen zu lassen, sind die derzeitigen Prognosen irrelevant und das Unternehmen ist extrem unterbewertet.
Die Börse geht derzeit von einem positiven Szenario für Tesla aus. Im US-Handel am Mittwoch notieren die Valoren von Tesla über 12 Prozent im Plus. Bereits heute verfügt Tesla bis zu doppelt so hohe Reingewinnmargen von über 10 Prozent gegenüber den zwei grössten Automobilproduzenten. Volkswagen erreicht 5 Prozent und Toyota knapp 9 Prozent.
Auch bezüglich Wachstum können die beiden Konkurrenten nicht mithalten. Für Volkswagen wird eine Umsatzstagnation für die nächsten zwei Jahre prognostiziert und bei Toyota liegt das Wachstum bei 3,5 Prozent - Tesla dürfte ohne dir Robotaxis um 17 Prozent pro Jahr wachsen.
Diese Grundlagen sind gut. Kann Musk die US-Regierung für seine Zwecke einsetzen, dürften Wachstum und Margen deutlich steigen. Mit einer Regierung unter Trump, Vance und Musk scheint dies möglich.
Analystenschätzungen für dieses Szenario gibt es keine. Ein einfaches und dennoch konservatives Rechenbeispiel veranschaulicht hingegen das Potenzial: Verdoppeln die Robotaxis das Umsatzwachstum von Tesla ab 2026 und können die Margen auf 15 Prozent gesteigert werden, entspräche das einem vorwärtsgerichteten KGV fürs Jahr 2028 von 25 - der S&P 500 wir mit einem von knapp 16 bewertet. Damit wäre Tesla wieder günstig.