Hierzulande geniessen Fastfood-Ketten bisweilen einen zweifelhaften Ruf. In den USA, der Heimat der schnellen Verpflegung und der bekannten Ketten, ist das völlig anders. Amerikanerinnen und Amerikaner mögen es beim Essen schnell und günstig. Denn in Fastfood-Restaurants kann man sich meist auch die sonst exorbitanten Trinkgeld-Gebühren sparen, die 20 Prozent oder noch mehr betragen.

In einigen der US-Schnell-Restaurants ist das Essen nicht nur preiswert, sondern auch durchaus akzeptabel bis genussvoll. Dazu vorab ein kleiner Exkurs: Kennerinnen und Kenner der Materie (Disclaimer: Hier spielen auch die Erfahrungen des Schreibenden mit) sehen sicher Panda Express in der Champions League der US-Fastfoodketten. Leckere Burger zu konkurrenzlosen Preisen findet man auch in der kalifornischen Kult-Kette In-N-Out Burger.

Eher mittel- und zweckmässig im Preis-/Leistungsverhältnis: Chick-fil-A, Jollibee, Fatburger, Taco Bell oder Jack in the Box. Unterdurchschnittlich: Wingstop, Wendy’s, Kentucky Fried Chicken (KFC). McDonald's oder Burger King in den USA? Halt so wie überall auf der Welt.

Eine weitere Klassifizierung lässt der US-Aktienmarkt zu. Denn in den USA sind viele Fastfood-Ketten börsenkotiert. Spätestens hier muss der Name Chipotle fallen. Nicht nur gehört Chipotle eher in die obere Kulinarik-Liga. Die Aktie des Unternehmens mit Fokus auf mexikanisches Essen hat auch an der Börse einen Gourmet-Charakter.

Chipotle: 3500 Restaurants mit 120'000 Mitarbeitenden

In diesem Jahr hat die Aktie von Chipotle Mexican Grill, wie das Unternehmen mit vollem Namen heisst, erneut 35 Prozent zugelegt. Zum Vergleich: Die Aktie von McDonald's, quasi die Benchmark im Fastfood-Sektor, hat seit Jahresbeginn 14 Prozent verloren.

Noch krasser wird der Unterschied seit Anfang 2006, dem Jahr, als Chipotle an die Börse ging. Damals kostete eine Chipotle-Aktie 22 Dollar, ein Anteilschein von McDonald's 35 Dollar. McDonald’s notiert heute bei 255 Dollar, Chipotle dagegen hat einen Stand von 3145 Dollar erreicht. Pro Aktie, versteht sich.

Chipotle mit Sitz in Newport Beach im Süden von Los Angeles verdankt seinen Aufstieg zum einen seiner rasanten Expansion. Das Unternehmen betreibt bereits rund 3500 Restaurants mit 120'000 Mitarbeitenden weltweit, die allermeisten in den USA. Vor einem Monat wurde das erste Chipotle-Restaurant in Kuwait eröffnet. Allein 2024 will Chipotle - das ist eine geräucherte Jalapeño-Chilischote - 300 neue Imbisse in den USA aufmachen.

Das Resultat dieses Expansionsdrangs: Das annualisierte Umsatzwachstum von Chipotle war zwischen 2000 und 2023 doppelt so hoch wie bei McDonald's. Zum Erfolg gehört auch, dass Chipotle eine Nische gefunden hat - mit leicht teureren Essen zwar als bei der Billig-Konkurrenz von Taco Bell, aber einiges preisgünstiger als bei den etablierten Vollservice-Restaurants.

Dazu können Chipotle-Kunden die frischen Zutaten zu den Tacos, Burritos oder Salaten selber auswählen, was auch eine gesundheitsbewusste Klientel anzieht. Die rapid wachsende Latino-Bevölkerung in den USA hat der Nachfrage nach Chipotle-Produkten sicher auch nicht geschadet.

Grösster Aktiensplit in der Geschichte der New York Stock Exchange

Die Kursexplosion an der Börse hat das Unternehmen nun dazu veranlasst, einen Aktiensplit im Verhältnis 50:1 durchzuführen. Etwas, das zum Beispiel auch Nvidia kürzlich getan hat. Die Massnahme, die das Chipotle-Management ganz unbescheiden als einen der «grössten Aktiensplits in der Geschichte der New York Stock Exchange» bezeichnete, soll die Handelbarkeit der Wertpapiere erhöhen. Aktiensplits wirken in der Regel kurssteigernd.

Die Gewinnentwicklung des Unternehmens konnte mit der rasanten Steigerung des Börsenkurses allerdings nicht mithalten. Die Investorenkennzahl «Kurs-Gewinn-Verhältnis» (KGV) beträgt auf Ende Jahr hohe 61, die Aktie gilt damit als überbewertet und teuer. Die Aktien von McDonald's oder Yum Brands (die Muttergesellschaft von KFC und Taco Bell) haben ein KGV von lediglich 20 und 24.

Die brennende Frage, die sich Investoren und Investorinnen in solchen Situationen immer stellt: Soll man eine derart heiss gelaufene Aktie wie Chipotle noch kaufen? Das Bauchgefühl sagt natürlich nein. Allerdings sagen sich Investoren dies bei Chipotle seit Jahren - und die Aktie stieg dann trotz teurer Bewertung trotzdem weiter. So betrug das KGV der Chipotle-Aktie zu Beginn der Pandemie gar 85. Dennoch sind die Aktien seither weit über 200 Prozent gestiegen, wie das US-Anlegermagazin «Barron’s» berichtet. 

Ein Analyst des Vermögensverwalters Oppenheimer bleibt überaus optimistisch für das Unternehmen und die Aktie. Er erwartet für Chipotle im Jahr einen Gewinn pro Aktie (EPS) von 150 Dollar im Jahr 2030. Letztes Jahr erreichte das Unternehmen ein EPS von 42 Dollar pro Aktie. Auch das UBS Evidence Lab bleibt zuversichtlich: Aus dem US-Restaurantsektor empfehlen die UBS-Analysten die Chipotle-Aktie für 2025 zum Kauf, nebst Domino’s Pizza und Texas Roadhouse. Vielleicht wird Chipotle tatsächlich eines Tages mal ein mexikanisch gefärbter McDonald's

Daniel Hügli
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