Da Präsident Joe Biden erneut gegen Donald Trump um die Kontrolle über das Weisse Haus antritt, wird die Volatilität an den Märkten in den Monaten vor der Wahl im November zunehmen, so die Grossbank UBS. Der Ausgang der Wahlen ist laut jüngsten Umfragen sowohl für die Präsidentschaft als auch für den Kongress ungewiss.

"Der krasse Gegensatz in der Politik der beiden Präsidentschaftskandidaten hat erhebliche Auswirkungen auf die Märkte", schreibt die Bank in einem am Dienstag veröffentlichten Research-Bericht. "Während wir die Anleger daran erinnern müssen, dass die Portfoliokonstruktion am besten als unpolitisches Unterfangen anzusehen ist, werden die nächsten acht Monate diesbezüglich wahrscheinlich ausserordentlich ablenkend sein.”

Wie die Aktien reagieren werden, hängt nicht nur von dem siegreichen Kandidaten ab, sondern auch davon, ob seine Partei den Kongress übernimmt. So ehrgeizig ihre Programme auch sein mögen, weder Biden noch Trump können ihre Pläne ohne die Unterstützung des Kongresses in vollem Umfang umsetzen. 

Nachfolgend sind vier mögliche Wahlergebnisse aufgeführt, die laut UBS die Aktienmärkte beeinflussen könnten:

1. Demokraten holen Kongress und Präsidentschaft

Eine vollständiger Sieg der Demokraten ist wahrscheinlich eine schlechte Nachricht für Aktien, da dies die Wahrscheinlichkeit einer Erhöhung der Unternehmensteuer steigert, so die Prognose der UBS. Der kürzlich veröffentlichte Haushaltsvorschlag der Regierung Biden für das Jahr 2025 sieht eine Anhebung des Unternehmenssteuersatzes auf 28 Prozent sowie eine Mindesteinkommenssteuer für Milliardäre vor. 

"Auch das Auslaufen einiger Steuersenkungen für Privatpersonen aus dem Jahr 2017 könnte die Konsumentenausgaben ein wenig bremsen", fügte UBS hinzu und bezog sich dabei auf die unter Trump eingeführte Steuerreform. "Der regulatorische Druck könnte in einigen Branchen zunehmen, aber im Allgemeinen würde es sich eher um eine Verlängerung des Status quo handeln.

2. Biden gewinnt, der Kongress spaltet sich 

Da dieses Szenario der heutigen politischen Lage am ehesten entspricht, sieht UBS nur geringe Auswirkungen auf die Märkte. In der Zwischenzeit hätten es Bidens Änderungsvorschläge schwerer, im Kongress durchzukommen, so dass er gezwungen wäre, sich stärker auf Durchführungsverordnungen und die Regulierungsaufsicht zu verlassen.

3. Republikaner holen Kongress und Präsidentschaft

Unter einer von den Republikanern geführten Regierung würden die Steuersenkungen von 2017 wahrscheinlich verlängert und könnten möglicherweise mit tieferen Senkungen des Unternehmenssteuersatzes einhergehen. Um dies zu finanzieren, könnte die Unterstützung für grüne Energie im Rahmen von Bidens Inflation Reduction Act gekürzt werden. 

Während ein Rückgang der Steuern und der Regulierung die Aktienmärkte beflügeln würde, könnte Trumps Handelspolitik noch höhere Marktgewinne zunichte machen. Der ehemalige Präsident hat angekündigt, dass er im Falle seines Amtsantritts einen allgemeinen Zollsatz von 10 Prozent auf alle Einfuhren und einen Zollsatz von 60 Prozent auf chinesische Lieferungen einführen will. Diese Wirtschaftspolitik würde laut der UBS zu einem Wiederanstieg der Inflation und einer strengeren Zinsregelung führen, was die Anleger abschrecken würde.

4. Trump gewinnt, Kongress spaltet sich 

Da die Republikaner wahrscheinlich nicht in der Lage sind, steuerliche und fiskalische Änderungen im Kongress durchzusetzen, würden die Finanzmärkte weniger Rückenwind erhalten. Dies, obwohl die Regulierung immer noch lockerer wäre als unter Biden. 

Trump dürfte auch ohne die Unterstützung des Kongresses als Präsident die Möglichkeit haben, Zölle zu erheben, was ähnliche Risiken wie im dritten Szenario mit sich brächte, so die UBS in ihrer Analyse.
 

ManuelBoeck
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