Die Zollrate für Güter, die aus der Schweiz in die USA exportiert werden, betrage 31 Prozent, kündigte US-Präsident Donald Trump am Mittwochabend an. Berechnungen von Ökonomen der Analyseplattform «Global Trade Alert» zeigen nun: Die effektive Zollrate beträgt 18,3 Prozent und ist damit 12,7 Prozentpunkte tiefer, als das Weisse Haus angesagt hatte.

Grund für die Differenz zwischen den angekündigten und der effektiven Zollbelastung sind die Ausnahmen. Zu diesen zählen nach bisher gesetzten Regelungen unter anderem pharmazeutische Produkte. Solche Erzeugnisse haben generell grosses Gewicht in den schweizerischen Aussenhandelsbeziehungen. Laut den Zahlen des Bundes machen chemisch-pharmazeutische Produkte rund die Hälfte aller Schweizer Ausfuhren aus, wobei auch der Handel mit den USA bedeutend ist.

Abweichungen zwischen den angesagten und den tatsächlichen Zöllen gibt es auch bei anderen Ländern. Für Irland und Slowenien haben die Ökonomen des «Global Trade Alert» ein Absinken der Zollrate von angekündigten 20 auf effektiv weniger als 4 Prozent festgestellt. Deutschland und Frankreich dürften den Berechnungen zufolge nur etwas glimpflicher als offiziell dargestellt wegkommen: 18,1 respektive 17,4 versus den 20 Prozent, die Trump gegenüber den Ländern der Europäischen Union verhängt hat.

Das neue Zollregime soll ab nächstem Mittwoch greifen. Aus Sicht des Bundesrates gibt es, gerade zur Sonderbehandlung der pharmazeutischen Produkte, einige Unklarheiten. Die Landesregierung will nun in Gesprächen mit den US-Behörden die Gründe für die Zollerhöhungen erfahren, Missverständnisse ausräumen und nach Lösungen suchen. 

Klar scheint indes: Massnahmen der Schweiz gegen die US-Zollerhöhungen wären mit Kosten für die hiesige Volkswirtschaft verbunden, so der Bundesrat in seiner Stellungnahme vom Donnerstag. Weiter schreibt er: «Schweizer Gegenmassnahmen hätten daher kaum den gewünschten Effekt, könnten hingegen zu neuen und noch höheren Zöllen der USA führen. Der Bundesrat sieht deshalb zurzeit keine Gegenmassnahmen vor.»

Reto Zanettin
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