Jüngstes Beispiel ist der Pharmariese Merck & Co: Das Unternehmen schloss am Dienstag mit Jiangsu Hengrui Pharmaceuticals eine Lizenzvereinbarung über ein Herzmedikament ab – ein Deal im Wert von bis zu zwei Milliarden Dollar. Hengrui Pharma erhält zunächst eine Vorauszahlung von 200 Millionen Dollar, hinzu kommen erfolgsabhängige Meilensteinzahlungen von bis zu 1,77 Milliarden Dollar. Zudem winken dem Unternehmen Umsatzbeteiligungen, falls das Medikament zugelassen wird.

Grosse westliche Pharmaunternehmen wie Merck & Co und Eli Lilly haben sich zuletzt vermehrt chinesischen Biotechfirmen zugewandt, um Zugang zu neuen Wirkstoffen zu günstigeren Konditionen zu erhalten. Erst am Montag sicherte sich der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk für bis zu zwei Milliarden Dollar die Rechte an einem neuen Abnehmmedikament des chinesischen Unternehmens United Laboratories. Merck & Co schloss im vergangenen Jahr einen ähnlichen Lizenzdeal von bis zu zwei Milliarden Dollar mit Hansoh Pharma über ein experimentelles Adipositas-Medikament ab und zahlt bis zu 3,3 Milliarden Dollar für die Rechte an einem Krebswirkstoff der chinesischen LaNova. Auch der Mainzer Biotechkonzern BioNTech schloss in den vergangenen Jahren mehrere Deals mit chinesischen Unternehmen.

China bleibe eine attraktive Quelle für Lizenzdeals, da immer mehr Innovationen zu niedrigen Kosten aus der Region kämen, sagte Kevin Gade, Chief Operating Officer beim Investmenthaus Bahl & Gaynor, das Anteile an Merck & Co hält. Im Rahmen der jüngsten Vereinbarung erhält Merck die exklusiven Rechte zur Entwicklung, Herstellung und Vermarktung des oralen Herzmedikaments HRS-5346 von Jiangsu Hengrui Pharmaceuticals – mit Ausnahme der Region Grosschina. Der Wirkstoff, der derzeit in China in einer klinischen Studie der mittleren Phase der Entwicklung getestet wird, gehört zu einer Klasse von Medikamenten, die die Bildung von Cholesterin, Fetten und Proteinen im Blut hemmen. Dadurch kann er möglicherweise Herzinfarkten, Schlaganfällen und anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorbeugen. Der Abschluss der Transaktion wird im zweiten Quartal erwartet.

(Reuters)