Der Konsumfinanzierer Capital One will für 35,3 Milliarden Dollar den Kreditkartenanbieter Discover Financial Services schlucken und dabei mit eigenen Aktien bezahlen. Beide zusammen wären die sechstgrösste Bank der USA und wären im Kreditkartengeschäft auf Augenhöhe mit den Platzhirschen JPMorgan und Citigroup. «Diese Übernahme ermöglicht es Discover, den grossen Zahlungsverkehrsanbietern besser Paroli zu bieten», begründeten die beiden Unternehmen am Montagabend (Ortszeit) den Schritt. Capital One wiederum könnte sich von Visa und Mastercard unabhängiger machen. Bis 2027 liessen sich so in der fusionierten Bank 2,7 Milliarden Dollar einsparen, 1,2 Milliarden allein durch den Wechsel von Visa und Mastercard zu Discover.
Die grösste Hürde, die die Fusion zu überwinden hat, dürfte die Zustimmung der US-Aufsichtsbehörden sein. «Das wird der erste Lackmustest für die Regulierung von Bankfusionen seit dem Dekret der Regierung von (US-Präsident Joe) Biden 2021, mit dem der Wettbewerb gefördert werden sollte», schrieb Jeremy Kress, Jura-Professor an der University of Michigan, der sich vorher bei der US-Notenbank Fed mit Fusionen und Übernahmen beschäftigt hatte.
Capital One und Discover rechnen frühestens Ende des Jahres mit der Umsetzung der Fusion. Die Aktionäre von Discover sollen 1,0192 Capital-One-Aktien für jedes ihrer Papiere erhalten. Das ist ein Aufschlag von 27 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag. Capital One ist an der Börse mit 52,2 Milliarden Dollar fast doppelt so hoch bewertet wie Discover. Siebtgrösster Aktionär von Capital One ist die Investmentfirma des Börsengurus Warren Buffett, Berkshire Hathaway, mit 3,3 Prozent.
Am Dienstag schnellten Discocer-Aktien vorbörslich um 13 Prozent nach oben, Capital One fielen um fünf Prozent. Papiere der Kreditkartenriesen Visa und Mastercard gaben jeweils 1,5 Prozent nach. «Die Übernahme ist eine Negativschlagzeile für Mastercard und Visa», sagte JPMorgan-Analyst Tien-Tsin Huang. Nach Berechnungen von Jefferies wäre Mastercard stärker von einer Fusion betroffen. Dort machten Capital-One-Kunden 16 Prozent des abgewickelten Transaktionsvolumens in den USA aus, bei Visa seien es nur vier Prozent.
(Reuters)