Sind vergangene Marktmanien ein Indikator, könnte der S&P 500 Index laut der US-Investmentbank Stifel in diesem Jahr um weitere zehn Prozent zulegen. Aber wie auch bei früheren «Blasen» muss auch diese irgendwann platzen, sagt der Chefstratege des Finanzinstituts. 

Gemäss Barry Bannister hat der US-Aktienindex die Chance, noch vor Ende 2024 die 6’000er-Marke zu erreichen. Derzeit notiert der aus den grössten 500 amerikanischen Unternehmen bestehende Index knapp unter 5’500 Punkten. Bis Mitte 2026 sollte der Index jedoch wieder auf den Stand von Anfang dieses Jahres - etwa 4’800 Punkte - zurückfallen, so Bannister. Das entspricht einem Kursrückgang von etwa einem Fünftel. 

Der Marktstratege vertritt die Meinung, dass die Finanzmärkte und insbesondere die Aktienmärkte viel früher mit einer Korrektur rechnen müssen als es derzeit der Fall ist. Sein offizielles Jahresendziel für den S&P 500 liegt bei 4’750 und entspricht einem Kursrückgang von etwa 13 Prozent gegenüber den Schlusskursen vom Freitag. 

Nach dem Festlegen eines Allzeithochs am Donnerstag fiel der Index aufgrund von unter Druck geratener Technologietitel leicht zurück. Dennoch wird die Euphorie der Anleger, die den Markt seit Monaten antreibt, die Aktien weiter nach oben treiben, bevor sie schliesslich einbrechen, so Bannister. 

Grosse Spanne in den Jahresendzielen

«Timing ist alles», schreiben die Analysten von Stifel am Mittwoch in einer Mitteilung an ihre Kunden. «Wir gehen davon aus, dass sich Anleger in einem vollwertigen Blasen-/Manie-Modus befinden und sich deshalb unsere Zweifel nicht manifestieren könnten». 

Die Anzeichen einer sich abkühlenden Inflation haben die Hausse von US-Aktien verlängert. Anleger gehen davon aus, dass die Inflationssituation die Federal Reserve dazu veranlasst, die Zinssätze noch in diesem Jahr zu senken. Diese Erwartungshaltung, gepaart mit starken Gewinnzuwächsen und der Begeisterung um die künstliche Intelligenz, haben dem S&P 500 in diesem Jahr zu einem Anstieg von fast 15 Prozent verholfen. 

Doch einzelne Wall-Street-Analysten haben vor den jüngsten Kursentwicklungen gewarnt. Ein überkaufter Markt sowie eine tiefe Marktbreite beziehungsweise hohe Marktkonzentration in nur wenige Technologie-Werte machen die Aktienmärkte anfällig für Korrekturen. Das durchschnittliche Jahresendziel der von Bloomberg erfassten Marktanalysten liegt für den S&P 500 bei 5’297 Punkten, wobei die Schätzung von Evercore mit 6’000 Punkten am oberen Ende und die Prognose von JPMorgan mit 4’200 Punkten am unteren Ende liegt.

(Bloomberg/cash)