Das Ende ist nah, meint Morgan-Stanley-Stratege Michael Wilson in Bezug auf den Zinserhöhungszyklus der US-Notenbank. Der prominente und viel beachtete Stratege sieht in Rezessionsindikatoren wie der Umkehrung der Renditekurve zwischen 10-jährigen und dreimonatigen Staatsanleihen Gründe dafür, dass die Fed "eher früher als später" die Wende einleiten wird.
"Daher ist die Fed-Sitzung in dieser Woche entscheidend dafür, ob sich die Rally fortsetzt, pausiert oder sogar ganz beendet wird", so Wilson. Er war in der Vergangenheit einer der lautstarksten "Bären" an der Wall Street. Respekt geniesst Wilson vor allem deshalb, weil er den diesjährigen Ausverkauf an den Aktienmärkten richtig vorausgesagt hatte.
Wilson hatte sich auch im Juli warnend zu den Entwicklungen des Aktienmarktes geäussert. Die Aufwertung des Dollars gehe in der Regel mit Marktstress, einer Rezession oder beidem. Die Fed wolle eine deutliche Konjunkturabschwächung erreichen und ein stärkerer Dollar sei ein Bestandteil dieses Plans, sagte er vor drei Monaten. Gemäss Wilson bedeute ein solcher Dollar-Anstieg jedoch auch einen "massiven Gegenwind" für die Gewinne von vielen grossen US-Firmen.
Währungshüter unter Zugzwang
Die Finanzmärkte stellen sich für Mittwoch fest auf eine erneute Erhöhung um 0,75 Prozentpunkten ein. Damit würde die Federal Reserve die Leitzins-Obergrenze dann auf 4,0 Prozent hieven. Bei einer Inflationsrate von zuletzt 8,2 Prozent stehen die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell gehörig unter Zugzwang. Doch Investoren setzen angesichts von Anzeichen für eine Konjunkturabkühlung verstärkt darauf, dass die einflussreichste Zentralbank der Welt schon zum Jahresende eine langsamere Gangart anschlagen wird.
Daher dürften Experten insbesondere auf die Äusserungen Powells zum Zinsausblick auf der Pressekonferenz achten. An den Terminmärkten laufen bereits Wetten, dass es im Dezember nur noch um einen weiteren halben Punkt nach oben gehen wird. Auch Spekulationen auf Zinssenkungen in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 nahmen zuletzt wieder zu.
UBS Global Wealth Management geht indessen “davon aus, dass die Fed die Zinsen so lange aggressiv erhöhen wird, bis die offiziellen Daten zeigen, dass die Inflation zurückgeht”, so Strategen um Mark Haefele in einer Notiz.
(Bloomberg/Reuters/cash)