Der technologielastige US-Börsenindex Nasdaq 100 hatte am Donnerstag einen deutlichen Kursrückgang von 2,25 Prozent auf 20'211 Punkte zu verkraften. Auf der anderen Seite legte der aus Small Caps bestehende Russell 2000 Index um 3,35 Prozent auf 2135 Punkte zu. Eine derart starke Outperformance gegenüber dem Nasdaq 100 gelang dem Russell 2000 Index letztmals vor 22 Jahren.
Beim Ausverkauf an der Technologiebörse standen alle «magischen sieben» Aktien im Mittelpunkt. Apple gaben 2,3 Prozent nach, Amazon und Microsoft 2,5 Prozent, Alphabet 2,9 Prozent, Meta 4,1 Prozent, Nvidia 5,5 Prozent und Tesla gar 8,3 Prozent. Nach der starken Rally seit Jahresbeginn kam es primär zu Gewinnmitnahmen, weil schlechte Nachrichten die Runde machten.
Bei Tesla wurde der Kurssturz durch eine Mitteilung des Unternehmens ausgelöst, wonach sich die Präsentation des selbstfahrenden Robotaxis nach hinten verschiebe. Bei den KI-getriebenen Aktien sorgte ein Kommentar von Goldman Sachs für nachdenklichere Anleger. Investoren sind laut der US-Investmentbank zunehmend besorgt, die US-Technologie-Mega-Caps würden zu viel Geld in künstliche Intelligenz investieren.
Solche «Hyperscaler» wie Amazon, Google, Meta oder Microsoft hätten im vergangenen Jahr etwa 357 Milliarden Dollar für Investitionen sowie Forschung und Entwicklung ausgegeben. «Die heutigen Hyperscaler werden letztlich beweisen müssen, dass sie mit ihren Investitionen Umsätze und Gewinn erzielen», zitiert die Nachrichtenagentur Bloomberg die Analysten von Goldman Sachs um Ryan Hammond. «Erste Anzeichen für das Gegenteil könnten bewirken, dass die Bewertungen sinken.»
Marktkommentatoren sind geteilter Meinung, ob es nun zu grossen Umschichtungen aus dem Technologie-Sektor und den Mega-Caps in die Small Caps kommt. Jessica Rabe, Partnerin der Research-Firma Datatrek betont, viele Jahrzehnte lang betrachteten Anleger amerikanische Small Caps als Turboversion der Large Caps. «Dieses Paradigma brach 2017. Korrelationen wurden viel weniger zuverlässig und Small Caps schnitten statt überdurchschnittlich nun unterdurchschnittlich ab.»
Die zunehmende Dominanz der Big-Tech im S&P 500 ist die Hauptursache für diese Spaltung, führt Rabe aus mit der Konklusion: «Wir gehen nicht davon aus, dass Small Caps bis zum Beginn des nächsten Konjunkturzyklus eine überdurchschnittliche Performance erzielen werden. Bis dahin bevorzugen wir Large Caps.»
Ein Blick auf das Kurstableau in New York zeigt, dass sich andere Technologie-Titel am Donnerstag erstaunlich gut hielten und der Sektor noch nicht abgeschrieben werden kann. Cisco legte um 1,1 Prozent zu, IBM um 0,2 Prozent, Netease um 3,2 Prozent und die stark leerverkauften Unity Software gewannen gar 6,6 Prozent hinzu.
Eher zurückhaltend zeigt sich Vincent Gave von Gavekal Research in Paris. Zwar bestehe die Möglichkeit einer Fortsetzung der Rally bei den Mega-Cap-Tech-Aktien, aber es sei wahrscheinlicher, dass Anlegerinnen und Anleger nun verstärkt Gelder aus diesem Bereich abziehen und in andere Sektoren im US-Aktienmarkt oder in andere, internationale Märkte umschichten.
Ein Hauptargument für dieses Szenario sieht Gave in der nachlassenden US-Teuerung. «Angesichts der schwachen Inflationszahlen vom Juni ist die Tür für Zinssenkungen in den USA nun eher früher als später geöffnet. Daher besteht weniger Bedarf, in teure Wachstumsaktien zu investieren.»