Die Schweizerische Nationalbank war in den letzten Jahren für die eine oder andere Überraschung gut. Genauer gesagt waren es deren zwei: Die Einführung der Kursuntergrenze zum Euro im September 2011 und deren abrupte Abschaffung im Januar 2015.
Warum sollte die Zentralbank die Märkte nicht noch einmal auf dem falschen Fuss erwischen? Zum Beispiel mit einem unerwarteten Zinserhöhungsschritt zeitlich noch vor einer ähnlichen Massnahme der Europäischen Zentralbank. Angesichts des seit Sommer abgeschwächten Frankens schliessen Ökonomen - zum Beispiel von der Credit Suisse - ein solches Vorgehen nicht mehr aus.
cash stellte diese Frage seit Donnerstag seinen Leserinnen und Lesern in einer Online-Umfrage. Das Resultat ist nach 3600 Umfrageteilnehmenden relativ klar:
Etwa über 70 Prozent der Umfrage-Teilnehmenden sind der Ansicht, die SNB werde die Zinsen nicht vor der EZB erhöhen. Das entspricht bislang auch der Kommunikation der SNB, welche immer die wichtige Zinsdifferenz zum Euroraum für die Beibehaltung der Negativzinsen (-0,75 Prozent) herausstrich. Denn mit der Zinsdifferenz will die SNB den Franken als Anlageobjekt unattraktiv machen.
Die Zahl derjenigen in der Umfrage, die sich einen geldpolitischen Alleingang der SNB vorstellen können, nämlich fast jeder Dritte, mag auf den ersten Blick gering erscheinen. Dennoch wäre diese Zahl noch vor einigen Monaten wohl deutlich tiefer gewesen.
Denn der Franken bewegt sich, zum einen, gegenüber dem Euro nun schon seit vier Monaten auf nachhaltig abgeschwächtem Niveau. Auch die politische Verunsicherung in Deutschland nach dem Abbruch der wochenlangen Kolaitionsverhandlungen zur Bildung einer Regierung brachte am Montag keine Aufwertung der Schweizer Währung. Ein Zinsalleingang der SNB ist vor diesem Hintergrund nicht mehr so unwahrscheinlich.
Der relativ hohe Anteil, der einen vorzeitigen Zinsschritt der SNB sieht, lässt sich auch mit dem Ruf der SNB erklären. Mit ihren Überraschungsaktionen der Vergangenheit ist sie für viele Marktteilnehmer unberechenbar geworden.
Damit die SNB die geldpolitischen Zügel vor der EZB in die Hand nimmt, müssten laut den Ökonomen der Credit Suisse aber drei Voraussetzungen erfüllt sein: Der Franken müsste sich noch einmal markant abschwächen, und die Schweizer Wirtschaft müsste auch in Zukunft robust wachsen können. Darüber hinaus müssten klare Indizien für eine anziehende Inflation vorhanden sein.