Die Aktie von Novartis fristet schon längere Zeit ein kümmerliches Dasein. So ist sie die einzige "Nicht-Finanz-Aktie" im Swiss Market Index (SMI), die noch weit unter ihrem Vor-Corona-Niveau notiert. Konkret sind es rund 20 Prozent weniger im Vergleich zum Februar 2020.
Kursentwicklung der Novartis-Aktie (blau) im Vergleich zu Roche (gelb) und dem SMI (türkis). Grafik: cash.ch.
Der Druck für Narasimhan wird gewiss nicht kleiner, den Pharmariesen durch strategisch sinnvolle Massnahmen umzugestalten. Spätestens seit dem 21-Milliarden-Dollar-Verkauf der Anteile am Rivalen Roche hat Novartis aber das nötige Kleingeld dafür, echte Ausrufezeichen zu setzen. Hinzu kommt: Der Verkauf der Generika-Sparte Sandoz könnte Novartis weitere 50 Milliarden in die Kassen spülen.
Forschung und Entwicklung
Doch was machen mit dem Geld? Kritiker warnten nach Bekanntgabe des Roche-Deals, dass es für Novartis nicht einfach sein werde, ein besseres Investment als die Roche-Beteiligung zu finden. Eine Möglichkeit wäre, dass Novartis das Geld vollständig oder zumindest teilweise in Forschung und Entwicklung steckt. So könnten die Milliarden in Projekte im Bereich Technologie und künstlicher Intelligenz fliessen, an denen Novartis bereits dran ist.
Das Problem: Die Früchte solcher Investments würden erst in mehr oder weniger ferner Zukunft geerntet. Einige Anleger wünschen sich von der Transformation, deren Ursprung bereits Jahre zurückreicht, hingegen endlich einen steigenden Shareholder Value, heisst steigende Aktienkurse. Ähnliches gilt auch, wenn sich Novartis dazu entscheiden würde, das Geld für andere Massnahmen einzusetzen, die das organische Wachstum ankurbeln sollen.
Firmenübernahme als wahrscheinliche Options
Novartis könnte das Geld in eine Übernahme stecken. Ein Biotech-Unternehmen wie Alnylam Pharmaceuticals, welches gut 20 Milliarden Dollar wert ist, könnte ein potenzielles Ziel sein. Alnylam ist bekannt für sein mit dem Nobelpreis ausgezeichnetes Konzept namens RNA-Interferenz gegen seltene genetische Erkrankungen.
Andere Namen, die intern offenbar als potenzielle Übernahmeziele gehandelt werden, sind Vertex Pharmaceuticals, Intellia Therapeutics, Biogen, Incyte und BioMarin Pharmaceutical. CEO Narasimhan hat durchaus Erfahrung mit Übernahmen bei Novartis. Das Problem: Sie waren bisher nicht wirklich von Erfolg gekrönt. "Vier der letzten fünf Akquisitionen von Narasimhan haben die Erwartungen der Investoren noch nicht erfüllt und die Preise sind weiterhin hoch", meint Vontobel-Analyst Schneider bei Bloomberg. Das dürfte Novartis aber nicht davon abhalten, es mit weiteren, grösseren Übernahmen zu versuchen.
Dividende und Aktienrückkauf
Schliesslich bleiben Novartis noch zwei Möglichkeiten, die relativ unmittelbar zusätzlichen Shareholder Value schaffen würden: Eine Dividendenerhöhung oder ein Aktienrückkaufprogramm. Novartis gilt schon jetzt als attraktiver Dividendentitel. Die aktuelle Rendite beläuft sich auf etwas über 4 Prozent. Damit gehört man zu den Top-Dividendenzahlern im SMI. Möglich wäre auch eine satte Sonderdividende an die Aktionärinnen und Aktionäre.
Andererseits könnte Novartis mit dem Geld aber auch sein noch immer laufendes Aktienrückkaufprogramm ausweiten. Der Vorteil dieses Instruments, welches vor allem in den USA häufig Anwendung findet, ist, dass für Anlegerinnen und Anleger keine Steuerzahlungen fällig werden – im Gegensatz zu Dividendenzahlungen.
Novartis hat also vier Möglichkeiten, das Roche-Geld (und mögliche Sandoz-Erlöse) einzusetzen: Investitionen in organisches Wachstum sowie Forschung und Entwicklung, Firmenübernahmen, Dividendenerhöhung/Sonderdividende oder eine Ausweitung des Aktienrückkaufprogramms. Welche Möglichkeit favorisieren Sie aus Aktionärssicht schwerpunktmässig?