Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession der weltgrössten Volkswirtschaft in den nächsten zwölf Monaten sehen sie inzwischen bei 45 Prozent, ergab eine am Montag veröffentlichte Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters unter Volkswirten von mehr als 100 Banken und Finanzhäusern. Das ist der höchste Wert seit Dezember 2023. Im März lag er noch bei 25 Prozent. US-Präsident Donald Trump den 2. April zum «Tag der Befreiung» ausgerufen und massive Strafzölle gegen Dutzende Länder verhängt, die später teilweise ausgesetzt wurden.

«Die Stimmung ist derzeit unglaublich schlecht. Das deutet darauf hin, dass die Haushalte sehr nervös sind, was ihre Ausgaben angeht», sagte ING-Chefvolkswirt James Knightley. «Preise, Arbeitsplätze und Wohlstand arbeiten alle gegen die Verbraucher. Das ist eine ziemlich toxische Kombination für das zukünftige Wachstum der Verbraucherausgaben.» Der private Konsum macht gut zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung aus.

Die Ökonomen rechnen für das laufende Jahr nur noch mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 1,4 Prozent. Im März hatten sie noch 2,2 Prozent veranschlagt. Für 2026 wird ein Plus von nur noch 1,5 Prozent prognostiziert, nach bislang 2,0 Prozent. «Schaden hat wahrscheinlich bereits die Unsicherheit über die Zölle angerichtet», sagte der US-Chefvolkswirt von BNP Paribas, James Egelhof. «Diese Ungewissheit dürfte das Wachstum verringern, die Inflation erhöhen und die Extremrisiken auf Dauer verstärken.»

Eine Mehrheit von über 60 Prozent der Ökonomen geht davon aus, dass die US-Notenbank Fed ihren Leitzins trotz der erwarteten Konjunkturabkühlung bis mindestens Juli bei 4,25 bis 4,50 Prozent belassen wird. «Es ist die allgegenwärtige Präsenz von Zöllen, die einen Preisauftrieb äusserst wahrscheinlich macht», sagte Vanguard-Ökonom Kevin Khang. «Deshalb gehen wir davon aus, dass Preisstabilität gegenüber Vollbeschäftigung eine etwas höhere Priorität haben wird.» 

(Reuters)