Bürgermeister Andrij Sadowyj zufolge kamen dabei sechs Menschen ums Leben, elf wurden verletzt. Durch eine Explosion seien die Fensterscheiben eines Hotels zerborsten, in dem Flüchtlinge aus anderen Teilen des Landes untergebracht sind. In Kiew berichtete ein Reuters-Reporter über mehrere Detonationen. In der Region Dnipropetrowsk im Süden des Landes seien bei Luftangriffen zwei Menschen verletzt worden, berichtete der Sender Suspilne.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte in seiner täglichen Videoansprache, dass bei der Bombardierung der Innenstadt von Charkiw fünf Menschen getötet und 15 verletzt wurden. "Dies ist nichts anderes als vorsätzlicher Terror. Mörser, Artillerie gegen gewöhnliche Wohnviertel, gegen gewöhnliche Zivilisten." Russische Truppen bereiteten sich weiter auf eine Offensive im Osten des Landes vor. Die Ukraine tue alles, um die Verteidigung zu gewährleisten.

Nach dem Rückzug russischer Truppen aus dem Grossraum Kiew konzentriert sich das Militär auf die Eroberung von Gebieten im Süden und im Osten. Als Hauptziel gilt die Einnahme der Hafenstadt Mariupol. Das wäre für Russland die erste grössere Eroberung und strategischer Erfolg seit Beginn des Kriegs am 24. Februar. Russischen Angaben zufolge ist Mariupol fast vollständig unter seiner Kontrolle. Die Stadt am Asowschen Meer gilt als strategisch wichtig. Sie liegt zwischen den pro-russischen, selbst ernannten Volksrepubliken von Luhansk und Donezk und der von Russland 2014 annektierten Halbinsel Krim.

Zahlreiche Staaten sprechen von einem Angriffskrieg Russlands und von Verbrechen gegen ukrainische Zivilisten. Die Regierung in Moskau hingegen bezeichnet ihr Vorgehen als Sondereinsatz zur Entmilitarisierung und Entnazifizierung und weist Vorwürfe zurück, Zivilisten anzugreifen. Über vier Millionen Menschen sind aus der Ukraine geflohen.

UKRAINE - EU-FRAGEBOGEN AUSGEFÜLLT

Das russische Verteidigungsministerium erklärte am Montag, 16 Militäreinrichtungen in den Regionen um Charkiw, Saporischschja, Donezk, Dnipropetrowsk sowie im Hafen von Mykolajiw zerstört zu haben. Insgesamt seien in der Nacht 315 militärische Ziele in der Ukraine durch Artillerie angegriffen worden. Zudem habe es Luftangriffe auf 108 Orte gegeben, an denen sich ukrainische Truppen konzentrierten.

Der ukrainische Präsident Selenskyj hat eigenen Angaben zufolge mit der Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Kristalina Georgiewa, über die Finanzlage der Ukraine und Vorbereitungen für den Wiederaufbau nach dem Krieg gesprochen. Er habe genaue Vorstellungen, schrieb Selenskyj auf Twitter. "Ich bin mir sicher, dass die Zusammenarbeit des IWF und der Ukraine weiterhin fruchtbar sein wird." Ministerpräsident Denys Schmyhal nimmt diese Woche an der Frühjahrstagung von IWF und Weltbank in Washington teil und will dort um weitere finanzielle Hilfe für die Ukraine bitten.

Bei der von der Ukraine angestrebten Mitgliedschaft in die EU ist das Land eigenen Angaben zufolge einen Schritt weiter. Der Fragenkatalog, den EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bei ihrem Besuch am 8. April in Kiew überreicht habe, sei vollständig ausgefüllt, teilte Selenskys Büro mit. Nun liege es an der EU zu entscheiden, ob alle Kriterien erfüllt seien. Man rechne damit, bei der Sitzung des Europäischen Rates am 23. und 24. Juni den offiziellen Status eines Beitrittskandidaten zu erhalten. Von der Leyen hatte eine beschleunigte Entscheidung über die Aufnahme der Ukraine in die EU versprochen.

(Reuters)