Schon seit Wochen ranken sich widersprüchliche Ergebnisspekulationen um den Sensorenhersteller AMS. Seit dem frühen Mittwochmorgen liegen nun endlich harte Fakten vor: Der Apple-Zulieferer blickt auf ein überraschend solides erstes Quartal zurück.

Beim Umsatz werden die durchschnittlichen Analystenschätzungen um knapp 5 Prozent, beim bereinigten operativen Gewinn (EBIT) sogar um 16 Prozent übertroffen. Beide Kennzahlen liegen damit im oberen Bereich der im Januar kommunizierten Zielbandbreiten.

Zur Stunde gewinnt die  AMS-Aktie 22 Prozent auf ein Tageshoch von etwas mehr als 13 Franken. Händler berichten von einer Mischung aus ersten mutigen Anlagekäufen sowie Deckungskäufen seitens ausländischer Leerverkäufer.

Stabile Nachfrage seitens des Grosskunden Apple

Vontobel begrüsst das erfreuliche Abschneiden in den ersten drei Monaten, hatte nach in diese Richtung gehenden Aussagen des Sensorenherstellers allerdings bereits mit einem solchen gerechnet. Positiv hebt die Zürcher Bank vor allem die Fortschritte beim freien Cashflow hervor. Vontobel geht auf Basis des vorliegenden Zahlenkranzes von steigenden Gewinnerwartungen aus und empfiehlt die Aktie wie bis anhin mit einem Kursziel von 33 Franken zum Kauf.

Auch die britische Barclays gibt sich überraschend optimistisch, äusserte sich die Grossbank in den letzten Monaten doch mehrfach negativ. Sie empfiehlt die Aktie des Sensorenherstellers mit "Underweight" und einem Kursziel von 10 Franken zum Verkauf. Allerdings muss auch Barclays einräumen, dass sich AMS im ersten Quartal wacker geschlagen hat und sich die Situation entlang der Lieferkette des US-Grosskunden Apple überraschend stabil präsentiert.

Für die Zürcher Kantonalbank gibt es keinen Zweifel daran, dass das operative Ergebnis im ersten Quartal klar oberhalb der Erwartungen liegt. Dank des starken operativen Cashflows sei die Verschuldung zurückgegangen, so schreibt sie. Die Zürcher Kantonalbank stuft die Aktie weiterhin mit "Übergewichten" ein und beziffert den fairen Wert auf 27 Franken. Hinzu kommen ein bis zwei Franken aus Synergien mit Osram Licht.

Selbst die ewig-pessimistische Credit Suisse muss eingestehen, dass AMS sämtliche Erwartungen übertroffen hat und die Nettoverschuldung in den ersten drei Monaten zurückgegangen ist. Dennoch stuft die Grossbank die Aktie mit "Underperform" und einem Kursziel von 12,50 Franken ein.

Angst vor enttäuschenden Vorgaben erweist sich als übertrieben

Rückblickend erweist sich nicht nur die Angst vor schwachen Erstquartalszahlen, auch jene vor enttäuschenden Zielvorgaben für das zweite Quartal als völlig übertrieben. Der Sensorenhersteller strebt im laufenden Quartal einen Umsatz zwischen 440 und 480 Millionen Dollar sowie einen operativen Gewinn (EBIT) in Höhe von 75 bis 96 Millionen Dollar an. Analysten waren bis zuletzt von einem operativen Gewinn (EBIT) in Höhe von 43 Millionen Dollar bei einem Umsatz von 389 Millionen Dollar ausgegangen. Beobachter sehen in den starken Quartalsvorgaben einen Hinweis, dass AMS auch Komponenten für das erst kürzlich lancierte iPhone SE 2 des US-Grosskunden Apple beisteuern kann.

Diese geballte Ladung positiver Neuigkeiten könnte der AMS-Aktie neues Leben einhauchen, wird ihr doch die wenig ruhmreiche Rolle des diesjährigen Schlusslichts am Schweizer Aktienmarkt zuteil. Dass sich seit Anfang Januar ein sattes Minus von 73 Prozent errechnet, ist nicht zuletzt der milliardenschweren Kapitalerhöhung im Zusammenhang mit der Übernahme von Osram Licht zuzuschreiben. Was diese Transaktion anbetrifft, so wähnt sich der Sensorenhersteller übrigens auf Zielkurs. Die Übernahme soll bis Mitte Jahr über die Bühne gehen.