Die UBS-Strategen haben sich über das Potenzial des Swiss Market Index (SMI) Gedanken gemacht, wie es bis zum Jahresende weitergehen könnte. In ihrem Basis-Szenario nehmen die Experten eine neutrale Haltung ein. Sie attestieren dem Schweizer Leitindex im Best-Case-Szenario ein Potenzial auf ein neues Rekordhoch von 13'200 Punkte, während im bärischen Szenario der SMI bis auf 10'000 Punkte zurückfallen könnte.
Börsenkotierte Schweizer Unternehmen seien global präsent und erwirtschaften rund 90 Prozent ihrer Gewinne im Ausland, betonen Stefan Meyer und Matthew Gilman, Aktienstrategen im UBS Chief Investment Office, in einer Kundennotiz. Etwa 30 Prozent davon werden in den USA erwirtschaftet. Obwohl Unternehmen in den letzten zehn bis zwanzig Jahren versucht haben, lokaler zu agieren und ihre Abhängigkeit von Importen und Exporten zu verringern, war dies aus Effizienz- und Marketinggründen nicht für alle Branchen und Unternehmen möglich.
Vor allem die bisherige Ausnahme von Pharmaprodukten von den neuen US-Zöllen sei ein positiver Faktor für den Schweizer Aktienmarkt, schreibt Meyer in einer Kundennotiz weiter. «Zwar würden sich erhebliche neue US-Zölle auf Schweizer und europäische Pharmaprodukte negativ auf die Gewinne der Pharmaindustrie auswirken.» Aufgrund der hohen Bruttomargen und der bestehenden Produktions-, Verarbeitungs- und Vertriebsaktivitäten in den USA die Gewinnschmälerung gesamthaft aber eher moderat ausfallen.
Deshalb dürften zusammenfassend die direkten Auswirkungen der neuen US-Zölle auf den Schweizer Aktienmarkt insgesamt begrenzt sein, so die Konklusion des UBS-Strategen. Die potenziellen indirekten Auswirkungen einer schwächeren US- und Weltwirtschaft sind für den Gesamtmarkt, insbesondere für Unternehmen mit zyklischem Geschäft, fast noch wichtiger. Der insgesamt defensive Charakter des Schweizer Aktienmarktes, seine zahlreichen Innovationsführer und seine starke Abhängigkeit von strukturellen Wachstumstreibern, einschliesslich der Langlebigkeit, sind im aktuellen Umfeld von Vorteil.
Verlangsamung des Gewinnwachstums
Einige neue US-Zölle werden trotz der vorübergehenden Verschiebung der meisten länderspezifischen Zölle bestehen bleiben, was die Konjunktur wahrscheinlich bremsen wird. Dementsprechend senkt die UBS in ihrem Basis-Szenario die Prognose zum SMI-Gewinnwachstum für 2025 von 7,5 Prozent auf 4 Prozent. Deshalb bleibt die UBS für den Moment «Neutral» eingestellt.
Die Empfehlung an Anlegerinnen und Anleger in einem solchen Umfeld lautet, sich weiterhin auf Qualitätsunternehmen und -dienstleister zu konzentrieren - insbesondere aus den Bereichen Telekommunikation, Gesundheitswesen und Basiskonsumgüter sowie auf ausgewählte Mid-Cap-Unternehmen und zyklische Wertpapiere. Da die geopolitischen und wirtschaftlichen Risiken weiterhin erhöht sind, lohnt sich eine gute Diversifizierung.
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des SMI über die kommenden 12 Monate liegt bei etwa 16 - basierend auf einer gesenkten Gewinnerwartungen und liegt damit genau auf dem 25-Jahres-Durchschnitt, ergänzt Meyer. Die Dividenden am Schweizer Aktienmarkt dürften stetig steigen, und die erwartete Dividendenrendite von über 3 Prozent bleibt im Vergleich zum historischen Durchschnitt von 2,4 Prozent attraktiv.
Das optimistische Szenario der UBS sieht ein Aufwärtspotenzial für die Schweizer Börse. «Wenn die Weltwirtschaft einen deutlichen Abschwung vermeiden und Europa im Jahresverlauf leicht anziehen kann, könnten die Unternehmensgewinne 2025 um 10 Prozent oder mehr steigen», schiebt Meyer von der UBS nach. In diesem Falle dürfte der SMI bis Ende Jahr auf 13'200 Punkte anziehen. Das setzt voraus, dass einerseits die Schweizer Dividenden 2025 und 2026 nachhaltig wachsen und andererseits die Währungseinflüsse nach dem starken Frankenanstieg in den ersten vier Monaten 2025 überschaubarer bleiben.
Die Währungseffekte waren 2022 moderat, 2023 jedoch deutlich negativ. 2024 waren sie wieder moderat. In diesem Jahr erwarten die UBS-Strategen, dass sich die Währungsverluste im ersten Halbjahr verstärken und im zweiten Halbjahr abschwächen.
Abwärtsrisiken nicht ausblenden
Der UBS-Experte Meyer weist in seiner Kundennotiz auch auf die Risiken hin, welche die Laune der Anlegerinnen und Anleger vermiesen könnte. Die Weltwirtschaft könnte sich deutlich abschwächen, da der Schweizer Franken im weiteren Jahresverlauf weiter aufwertet, während internationale politische Streitigkeiten Gegenwind für ein kleines Land mit überdurchschnittlicher internationaler Ausrichtung bedeuten.
Dies würde den allgemeinen Dividendenanstieg begrenzen und dazu führen, dass der SMI mit einem ungerechtfertigten Aufschlag auf sein durchschnittliches KGV der nächsten 25 Jahre gehandelt wird. In diesem Szenario könnte der SMI bis auf ein Niveau von 10'000 Punkten absinken, erklärt der UBS-Stratege abschliessend.