Die Aktie von Stadler Rail fällt am Dienstag um 1,3 Prozent auf 19,20 Franken. Es ist der achte Handelstag in Serie mit Kursverlusten. Seit dem 8. November hat die Aktie 23 Prozent an Wert verloren. Damit ist Stadler Rail die neuntschlechteste Aktie im 204 Mitglieder umfassenden Swiss Performance Index in diesem Zeitraum.
Die UBS reduzierte das Kursziel für Stadler Rail am Dienstag auf 17 von 25 Franken. Die Einstufung lautet weiterhin «Verkaufen». Nach der Gewinnwarnung des Schienenfahrzeugherstellers senkte der zuständige Analyst seine Schätzungen für den Gewinn pro Aktie für das Geschäftsjahr 2024 um 50 Prozent und für das Geschäftsjahr 2025 um 31 Prozent.
Stadler Rail publizierte am 14. November eine Gewinnwarnung. Die Überschwemmungen im spanischen Valencia, aber auch die Unwetter im Schweizer Kanton Wallis sowie in Niederösterreich veranlassten Stadler, die Prognose einzudampfen.
Die für 2024 bisher angepeilte operative Marge (Ebit) von über fünf Prozent dürfte um bis zu zwei Prozentpunkte tiefer ausfallen, wurde mitgeteilt. Die Prognose für 2025 und 2026 wurde ausgesetzt. Negativen Einfluss auf das Geschäftsjahr 2024 hatten aber auch Verzögerungen in der Auslieferung der Züge für die U-Bahn in Berlin aufgrund von Softwareproblemen.
Die angestrebte Trendwende hin zu beschleunigtem Wachstum und signifikant steigenden Ebit-Margen sei für 2025 kaum mehr realistisch, schrieb die Zürcher Kantonalbank (ZKB). Es drohe ein weiteres Übergangsjahr und eine Dividendenkürzung. Die Bewertung der Aktie sei nun zwar günstig. Aber: «Wir erwarten keine Gegenbewegung im Kurs vor März 2025», so die ZKB letzte Woche.
(cash mit Material von AWP)
7 Kommentare
Was mich bei Stadler Rail stutzig macht, ist folgende Thematik und hielt mich bisher auch davon ab in die Aktie zu investieren:
Man versucht bei Stadler Rail zukünftige Gewinne jetzt schon mal als aktuelle Gewinne zu verbuchen.
Man rechnet die zukünftigen Gewinne in die aktuellen Gewinne mit ein.
Dieses Vorgehen ist aus meiner Sicht hochgradig fragwürdig.
Man verdient laut Bilanz mehr Geld, als man wohl tatsächlich verdient.
Wie macht Stadler das genau?
Was bei diesen Preisen für mich für einen langfristigen Einstieg spricht, ist Folgendes: viele der jetzigen Aufträge sind aus einer Zeit als man vor allem auf Umsatzvolumen aus war. Beim gut gefüllten Orderbook, sollte man doch jetzt wählerischer sein können und die Marge bei den Aufträgen priorisieren können.
Zukünftige Gewinne in den aktuellen Preis einzurechnen machen die Anleger jeden Tag. Der heutige Kurs einer Aktie ist in hohem Masse die Summe der erwarteten, also künftigen, diskontierten Gewinne.
Für börsenkotierte Unternehmen gelten klare Bilanzierungsvorgaben, die auch von Revisionsstellen zu prüfen sind. Falls Sie der Ansicht sind, hier würde gegen das Gesetz und die Börsenauflagen verstossen, können Sie die Börsenaufsicht der SIX informieren, die geht solchen Meldungen nach.
ich sehe dies ähnlich wie @thebigshort
Stadler Rail verwendet die „Units of Delivery“-Methode, um den Projektfortschritt zu bewerten, was jedoch zu frühzeitig ausgewiesenen Gewinnen führen kann. Diese Methode basiert auf Schätzungen, die anfällig für Fehler und Änderungen in langfristigen Projekten sind. Dadurch besteht das Risiko, dass angefangene Arbeiten überbewertet werden und Gewinne bilanziert werden, bevor die Leistungen tatsächlich erbracht wurden.
Die Konsequenzen sind verzerrte Unternehmenskennzahlen und mögliche Nachkorrekturen, wenn Projekte teurer oder weniger profitabel ausfallen als erwartet.
Die Angefangenen Arbeiten steigen so wie ich beobachte seit Jahren! Ich hoffe für Stadler Rail, dass diese korrekt ermittelt wurden. Sonnst wird es irgendwann kritisch!
@roderman
Angefangene Arbeiten erzeugen auch Wert, der fällt nicht erst am Ende bei Abschluss an. Und Verträge bei solchen Werken sind ja oft mit Etappenzahlungen verknüpft. Man kann also die Kosten bis zu einem Milestone zusammenzählen und gegen die Milestonezahlung verrechnen. Bei den laufenen Kosten ist das eine einfache Milchbüchlirechnung. Bei den Setup-/Frontup-Kosten ist's ein bisschen anspruchsvoller, weil man da die Kosten-/Aufwand- und die Cashflow-Sicht zeitlich auseinanderfallen: Investitionen werden über Abschreibungen->Aufwand-Ertragsrechnung über die Zeit verteilt, während die Investition->Cash Outflow vollständig am Anfang und die Refinanzierung->Cash Inflow in Etappen über die Zeit erfolgen. Aber genau dafür haben wir Bilanzierungsregeln.
Würde Stadler Halbfabrikate nicht entsprechend bewerten und bilanzieren, würden sie bis zu einem Projektende nur Kosten und damit nur Verluste ausweisen, obwohl werthaltige Halbfabrikate entstanden sind. Das würde die wirtschaftliche Situation des Unternehmens nicht der Realität entsprechend abbilden und würde gegen Bilanzierungsvorschriften verstossen.
Und wen dann die Aktie daniederliegt, kommt dann ganz am Schluss die Erkenntnis der UBS.
UBS hin, UBS her...
«...ganz zum Schluss...» trifft den Nagel neben dem Kopf:
cash.ch, 16. Januar 2024, 09:32 h, Schlagzeile:
«Margendruck wegen Frankenstärke: UBS-Verkaufsempfehlung lässt Stadler-Rail-Aktie absacken»