Das Ergebnis der UBS für das zurückliegende dritte Quartal kommt bei den Anlegern nur im frühen Handel gut an. Nach einem Vorstoss auf ein neues Mehrjahreshoch bei 29,57 Franken verliert die Aktie der grössten Schweizer Bank zur Stunde 1,9 Prozent auf 27,94 Franken. Allerdings muss man auch weiterhin in den Frühsommer 2008 zurückgehen, um auf ähnlich hohe Kurse zu stossen. Der Grund für die überraschende Kurserosion dürfte bei der Eigenkapitalentwicklung liegen.
Ergebnis von guter Qualität
Punkten kann die Grossbank hingegen beim Geschäftsertrag. Allen Unkenrufen zum Trotz weist dieser im Jahresvergleich sogar positive Vorzeichen auf. In der Folge werden nicht nur beim Vorsteuergewinn, sondern auch beim Konzerngewinn selbst die kühnsten Erwartungen übertroffen.
Gerade im Investment Banking wurde die Gewinnkraft von den Analysten rückblickend unterschätzt. Allerdings ist dieser Geschäftsbereich für seine starken und teilweise nur schwer vorhersehbaren Ergebnisschwankungen bekannt. Umso mehr zeigt man sich in Expertenkreisen erfreut über das solide Abschneiden in den beiden Vorzeigesparten Global Wealth Management und Personal & Corporate Banking. Wie schon im zweiten Quartal wird die Zahlenqualität gelobt.
Die freundlichen Finanzmärkte sowie die milliardenschweren Neugeldzuflüsse lassen die verwalteten Kundenvermögen per Ende September auf 6199 Milliarden Dollar anschwellen. Damit gehört die UBS zu den ganz Grossen in der Finanzwelt. Das Quartalsergebnis lasse folglich auch in diesem Zusammenhang keine Wünsche offen, wie es heisst.
Das erfreuliche Abschneiden im dritten Quartal zeige die Stärke, aus welcher heraus die UBS neuerdings arbeite, meint etwa J.P. Morgan. Den Amerikanern zufolge ist die Grossbank in Sachen Restrukturierung der Credit-Suisse-Aktivitäten auf Kurs. Für J.P. Morgan zählt die UBS-Aktie zu den weltweit aussichtsreichsten Bankaktien überhaupt. Das Anlageurteil lautet weiterhin "Overweight" und das Kursziel 31 Franken.
Ebenfalls auf ein Kursziel von 31 Franken kommt Vontobel. Die Zürcher Bank begrüsst, dass die Geschäftsentwicklung bei der UBS über sämtliche Geschäftszweige hinweg zu überzeugen vermag. Das gelte sowohl für die Ertrags- als auch für die Gewinnentwicklung. Und auch von den Aussagen zum Tagesgeschäft und zum vierten Quartal zieht man bei Vontobel positive Rückschlüsse. Die Kaufempfehlung wird bestätigt.
Etwas zurückhaltender gibt sich die Citigroup. Auch sie räumt zwar ein, dass die UBS auf ein starkes drittes Quartal zurückblickt. In Bezug auf die Eigenkapitalbasis müsse man jedoch gewisse Abstriche machen, wie die US-Investmentbank schreibt. Sie zeigt sich überrascht davon, dass die Kernkapitalquote (CET1) zwischen Anfang Juli und Ende September um 60 Basispunkte auf 14,3 Prozent rückläufig war. Die Citigroup bleibt deshalb sowohl beim Anlageurteil "Neutral" als auch beim Kursziel von 27,30 Franken.
Die Zürcher Kantonalbank wartet ihrerseits mit einer Erklärung für die rückläufige CET1-Kapitalquote auf, hat die UBS die Abschreibungen auf der verbleibenden Kaufpreisallokation für die Credit Suisse doch auf freiwilliger Basis beschleunigt. Ohne diesen Faktor hätte die Kernkapitalquote per Ende September bei 14,9 Prozent gelegen. Für die ZKB bleibt die Aktie deshalb ein Kauf mit "Übergewichten".
UBS-Aktie dringend auf neue Impulse angewiesen
Nachdem die UBS-Aktie 2023 die SMI-Gewinnerliste mit einem Kursplus von etwas mehr als 50 Prozent anführte, findet sie sich im laufenden Börsenjahr im untersten Drittel wieder. Seit Jahresbeginn errechnet sich ein Plus von 7,5 Prozent, den Dividendenabgang von Ende April noch nicht mit aufgerechnet. Dem steht ein um knapp 10 Prozent höherer SMI gegenüber.
Gemäss Börsenbeobachtern könnte künftig vor allem die Kapitalrückführung über Dividenden und Aktienrückkäufe für Impulse sorgen. Trotz drohender Verschärfung der Eigenmittelvorschriften hält die UBS nämlich an ihren Ausschüttungsplänen fest. Gut möglich deshalb, dass der eine oder andere Analyst seine Dividendenschätzungen unter positiven Vorzeichen überarbeiten muss.