Die Aktie der UBS steigt am Dienstag bis 1,8 Prozent auf 28,56 Franken. Das ist der höchste Stand seit Anfang Juni. Der Titel hat in den letzten vier Wochen 10 Prozent zugelegt.
Anleger setzen offensichtlich auf eine erneute positive Überraschung bei den Quartalszahlen, die am Mittwochmorgen veröffentlicht werden. Vor allem in den letzten beiden Quartalen hatte die UBS die Erwartungen des Marktes jeweils deutlich übertroffen.
Fünf von AWP befragte Analysten erwarten nun im Schnitt einen Drittquartals-Reingewinn 758 Millionen Dollar. Im dritten Quartal 2023 hatte die UBS vor allem wegen milliardenhoher Integrationskosten noch einen Verlust von 785 Millionen Dollar erlitten. Es ist das erste Quartal nach der Übernahme der Credit Suisse per Juni 2023, bei dem ein Vorjahresvergleich möglich ist. Erwartet werden im Analystenschnitt überdies ein Gewinn vor Steuern in der Höhe von 1,17 Milliarden Dollar bei Gesamterträgen von 11,5 Milliarden Dollar (Drittes Quartal 2023: 11,7 Milliarden Dollar).
Eine positive Stimmung unter Anlegern sowie eine anhaltende Dynamik bei Kundentransaktionen (sowohl in der Vermögensverwaltung als auch im Investment Banking) seien ein gutes Zeichen für die UBS, schreibt KBW im Vorfeld der Zahlenvorlage. Die grossen US-Banken, die bereits Drittquartalszahlen vorgelegt haben, schnitten besser als zuvor erwartet im Investment Banking ab - sowohl im Handel als auch bei Gebühren für Kapitalmarktgeschäfte.
CEO Sergio Ermotti hatte im September zwar darauf hingewiesen, dass mit Verzögerungen von Deals wegen der anhaltenden Unsicherheit und Volatilität an den Märkten zu rechnen sei - zusätzlich zu der üblichen saisonalen Verlangsamung im dritten Quartal. Für den Wertpapier-Handel wiederum helfe jedoch die Volatilität. Und die Erholung der Märkte sollte sich auch positiv auf die Höhe der verwalteten Vermögen ausgewirkt haben. Die fallenden Zinsen in der Schweiz und in den USA dürften hingegen auf die Zinserträge drücken, heisst es von der ZKB.
Integration der Credit Suisse weiter im Fokus
Neben dem operativen Geschäft steht weiterhin die Integration der Credit Suisse im Fokus. Erste CS-Kunden wurden nun bereits auf die Plattform der UBS überführt, und bis Ende 2025 soll die Migration abgeschlossen sein. Bis zum Ende des ersten Quartals 2025 will die UBS zudem doppelte Filialen schliessen, um am Ende rund 190 Filialen zu haben - in etwa wieder so viele vor der CS- Übernahme.
Mit der Migration der verschiedenen IT-Plattformen dürfte sich der Schwerpunkt bei den Kostensenkungen auch allmählich weg von der Abwicklungseinheit ("Non-core and Legacy"; NCL) hin zu Global Wealth Management und zum Schweiz-Geschäft verlagern. Die Realisierung dieser Kosteneinsparungen brauche aber Zeit, so der ZKB-Analyst. Er rechnet erst Mitte 2025 mit "fassbaren" Verbesserungen.
Bis 2026 will die Grossbank beim Aufwand rund 13 Milliarden US-Dollar einsparen im Vergleich zu 2022. Bis Ende 2024 Ende sollen davon rund 7 Milliarden erreicht werden. Gleichzeitig rechnete die UBS für das dritte Quartal zuletzt mit weiteren integrationsbedingten Kosten in Höhe von rund 1,1 Milliarden Dollar, allerdings abgefedert durch Bewertungsanpassungen in Höhe von rund 0,6 Milliarden. Für die Abwicklungseinheit erwartet die Bank im zweiten Halbjahr einen bereinigten Vorsteuerverlust von rund 1 Milliarde. In der Einheit werden vor allem die Bereiche der übernommenen Credit Suisse geführt, welche die UBS loswerden will.
Schliesslich bleiben die Diskussionen über einen zusätzlichen Kapitalbedarf ein grosses Thema. Bis Ende 2024 oder Anfang 2025 werden die Ergebnisse der Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) zur Notfusion der CS mit der UBS erwartet. Der Bundesrat hatte nach der CS-Pleite die Regulierung systemrelevanter Banken untersucht und im April einen "Too-Big-To- Fail"-Bericht veröffentlicht. Um das Risiko für die Bankenstabilität zu reduzieren, schlägt er verschiedene Massnahmen vor, unter anderem zusätzliches Eigenkapital.
Kapitalkosten sorgen am Markt für Unsicherheit
Verschärfte Anforderungen dürften auch die Kapitalrückführung an die Aktionäre beeinflussen, wie Ermotti selbst im September sagte. Die für Februar 2025 erwarteten anstehenden Kapitalkosten sorgen am Markt für Unsicherheit: Sie seien der Hauptgrund für das "Underperform"-Rating, heisst es etwa bei KBW. Zuletzt bekräftigte Ermotti Mitte August allerdings, die UBS wolle an ihren Aktienrückkäufen und steigenden Dividenden festhalten
Was neben den politischen Diskussionen über grössere Kapitalpolster der systemrelevanten Banken auch noch Thema bleibt, ist die Diskussion über die Wettbewerbssituation und die Marktmacht. Dazu haben sich vor kurzem der Preisüberwacher, die Finanzmarktaufsicht Finma, die Wettbewerbskommission (Weko) und die Schweizerische Nationalbank (SNB) zu einem weiteren Austausch getroffen. Hauptsächlich ging es um Beschwerden aus der Bevölkerung und der Wirtschaft. Die UBS bleibt in Sachen Kartellrecht weiter unter Beobachtung.
In Sachen Regulierung muss die UBS zudem ihre Pläne für den Abwicklungsfall überarbeiten: Die Notfallpläne für den Sanierungs- und Liquidationsfall sollen so weiterentwickelt werden, dass die Behörden für einen Krisenfall zusätzliche Optionen erhalten. Die bestehende Abwicklungsstrategie sehe nur eine Fortführung der Geschäftstätigkeit im Rahmen einer Sanierung und Restrukturierung des Geschäftsmodells vor, so die Finma. Es solle aber auch ein Marktaustritt durch den Verkauf oder das Herunterfahren einzelner Geschäftsbereiche oder ein Verkauf der Bank möglich sein.
Seit April läuft ein Aktienrückkaufprogramm, mit dem die Bank bis April 2026 Aktien im Wert von bis zu 2 Milliarden Dollar zurückkaufen will. Der Maximalbetrag entspricht - gemäss Aktienkurs und Wechselkurs vor Beginn des Programms - rund 64,1 Millionen Namenaktien oder rund 1,85 Prozent des gesamten Aktienkapitals. Bis zum 18. Oktober wurden Titel im Wert von knapp 0,7 Milliarden erworben. 2026 sollen die Rückkäufe die ursprünglichen Niveaus von vor der CS-Übernahme übertreffen.
(AWP/cash)