Eigentlich scheint alles geklärt. Vifor Pharma soll in die Hände des australischen Biotechkonzerns CSL gehen. Seit Dienstagmorgen liegt nun die offizielle Offerte dafür vor. Knapp elf Milliarden Franken will CSL für Vifor auf den Tisch legen – eine stolze Summe. Die Australier offerieren damit 179,25 Dollar je Vifor-Aktie, was umgerechnet etwa 167 Franken je Titel entspricht. Der Vifor-Verwaltungsrat steht laut Mitteilung hinter dem Angebot, ebenso wohl auch Martin Ebner, der seinen Anteil von 20,38 Prozent nun versilbern wird (cash berichtete). 

Kein Wunder, gehen die Beteiligten bei diesem Preis auf den Deal ein. Analysten der Zürcher Kantonalbank geben dem Vifor-Management und den Aktionären angesichts des lukrativen Angebots denn auch den Rat: "Take the money and run". 

Doch warum steigt die Aktie im Handel vom Dienstag nicht auf den Angebotspreis von 167 Franken? Am Nachmittag notiert sie mit 156,80 Franken zwar mit einem Tagesplus von 11,7 Prozent deutlich höher als gestern. Trotzdem handelt sie noch immer rund 10 Franken unter dem Angebotspreis. Dies entspricht immerhin 6,5 Prozent.

Hintergrund: Normalerweise bewegt sich eine Aktie in die Nähe des Angebotspreises, wenn ein Kaufangebot vorliegt und die Sachlage relativ klar ist. Wenn der Markt allerdings noch Hürden für einen Vollzug der Übernahme sieht, preist er dies ein, was die Aktie entsprechend etwas tiefer notieren lässt. Steigt der Kurs über das Angebot, wird ein Bieterwettbewerb erwartet.

Kursentwicklung der Vifor-Aktie in den letzten sieben Tagen, Grafik:cash.ch. 

Probleme, die der Markt bei der Vifor-Übernahme ausmachen könnte, sind nicht wirklich auszumachen. Analysten wunderten sich in einer ersten Reaktion zwar über den hohen Kaufpreis, konnten zunächst aber keine wirklichen Hürden für den Vollzug sehen.

"​​Auch wir sind etwas überrascht, dass der Vifor-Aktienkurs nicht näher am Angebotspreis von 167 Franken notiert", sagt Vontobel-Analyst Stefan Schneider auf Anfrage von cash.ch – und fügt hinzu: "Das spiegelt wieder, dass die Leute dem aus irgendeinem Grund nicht ganz trauen." Doch eigentlich sehe auch er keine Probleme, sagt Schneider. 

Das Einzige, was er sich vorstellen könne, ist, dass es in Australien noch Dinge zu klären gibt. "Wenn jemand ein Problem mit dem Deal hat, dann müssten es die CLS-Aktionäre sein." Der Preis sei schliesslich relativ hoch, so der Analyst.

Ein anderer Analyst, der namentlich nicht genant sein will, erklärt sich die Differenz zwischen Angebotspreis und aktuellem Kurs mit dem Währungsrisiko. CLS bietet 179,25 Dollar je Vifor-Aktie, was etwa 167 Franken entspricht. "Der Deal wird erst in rund sechs Monaten über die Bühne gehen. Das überraschen mich 5 oder 6 Prozent Schwankungen im Preis nicht", erklärt der Analyst gegenüber cash.

Diese Erklärung scheint einleuchtend. Wer weiss heute schon, wie viel die 179 Dollar in sechs Monaten in Franken wert sind?