US-Finanzministerin Janet Yellen, die diese Woche China besucht, will Peking vor den negativen Auswirkungen warnen, die durch Subventionen für Produkte aus dem Bereich der erneuerbaren Energien, darunter auch Solarmodule, entstehen. Ihrer Meinung nach überschwemmen diese die Weltmärkte und stellen eine Bedrohung für amerikanische Firmen, Arbeitnehmer aber auch für die Weltwirtschaft dar.

«Chinas geschätzte Wafer-, Zell- und Modulkapazität, die im Jahr 2024 produziert wird, reicht aus, um den weltweiten Bedarf pro Jahr jetzt bis 2032 zu decken», meint Xuyang Dong, Analyst bei Climate Energy Finance in Sydney. Fast die Hälfte der chinesischen Solarmodulexporte im Jahr 2023 ging nach Europa, wie aus Daten der Energie-Denkfabrik Ember hervorgeht. Mehrere Fabriken kündigten wegen der Importflut bereits ihre Schliessung an. Die Überkapazitäten in Chinas Solarindustrie sind ein Sinnbild für die Herausforderungen, vor denen die zweitgrösste Volkswirtschaft der Welt steht. Hohe staatlich gelenkte Industrieinvestitionen und ein niedriger privater Konsum führen dazu, dass viele Sektoren mehr produzieren, als der Binnenmarkt aufnehmen kann.

Longi, Jinko & Co. bauen unbeirrt weiter Kapazitäten aus

Ende 2023 betrug Chinas jährliche Produktionskapazität für fertige Solarmodule nach Angaben der China Photovoltaic Industry Association 861 Gigawatt (GW), das ist mehr als das Doppelte der weltweiten Modulinstallationen von 390 GW. Die Produktionskapazität dürfte in diesem Jahr um weitere 500 bis 600 GW steigen, so die Prognosen von Wood Mackenzie und Rystad Energy, da chinesische Schwergewichte wie Longi , Jinko Solar und JA Solar weiterhin neue Anlagen bauen.

Das Überangebot habe die Preise für fertige Solarmodule in China bis 2023 um 42 Prozent gedrückt, wodurch chinesische Module mehr als 60 Prozent billiger seien als in den USA hergestellte Geräte, sagte Huaiyan Sun, Analyst bei Wood Mackenzie. Einige reine Modulhersteller hätten sogar Bestellungen mit negativen Margen angenommen, um ihren Marktanteil zu sichern.

Einfluss auf den künftigen Markt

Marius Mordal Bakke, Analyst bei Rystad, erklärte, die grössten Akteure würden ihren Marktanteil ausweiten, während kleinere aus dem Markt gedrängt würden. Eine Konsolidierung der Branche dürfte nach Einschätzung der Experten die Preise jedoch nicht wesentlich stützen, da die Überkapazitäten blieben und somit auch die Sorgen über Dumpingpreise.

«Da das Angebot auch 2024 noch immer die Nachfrage übersteigen wird, ist ein nachhaltiger Anstieg der Komponentenpreise unwahrscheinlich, sofern er nicht durch politische Änderungen unterstützt wird», erklärte Bakke. Dazu zählten etwa Reformen bei der Ausschreibung von Solarkomponenten, die die Verkaufspreise über den Kosten halten würden. China mache aber bislang keine Anstalten, etwas dahingehend zu ändern.

«Das Problem der Überkapazitäten wird sich kurzfristig nicht so leicht lösen lassen, da immer mehr Kapazitäten auf den Markt drängen», erklärte Huaiyan Sun von Wood Mackenzie. Er beschrieb die Branche als eine, die sich mit dem «Überleben des Stärkeren» auseinandersetzen müsse.

(Reuters)