Die Zollerhöhungen der USA gegenüber Mexiko, Kanada und China sowie die angekündigten Gegenmassen dieser Länder haben Sorgen vor einem weiter reichenden Handelskrieg geschürt.

Trump hatte am Freitag eingeräumt, dass die Zölle auch die wirtschaftliche Lage in den USA beeinträchtigen könnten. Ein Modell des EY-Chefvolkswirts Greg Daco geht davon aus, dass diese das US-Wachstum in diesem Jahr um 1,5 Prozentpunkte verringern, Kanada und Mexiko in eine Rezession stürzen und eine «Stagflation» im eigenen Land einleiten könnten. Der Präsident des Nationalen Aussenhandelsrates der USA, Jake Colvin, sagte, es drohten höhere Kosten «für alles von der Avocado bis zum Auto».

Für die Börsen wird ein turbulenter Montag erwartet. Analysten erwarteten Kursrückgänge bei Aktien und anderen risikoreicheren Anlagen. Vor allem eine steigende Inflation ist ein Schreckgespenst an den Börsen. «Das Ungewisse wird den Markt beunruhigen, keine Frage», sagte Mark Malek von Siebert Financial. Dustin Reid von Mackenzie Financial rechnete mit Kursverlusten bei Aktien und anderen risikoreichen Anlagen.

Über Massnahmen gegen die Europäische Union will Trump zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden. Der Chef der niederländischen Zentralbank, EZB-Ratsmitglied Klaas Knot, nannte es unvermeidlich, dass die Preise in den USA aufgrund der Zölle stiegen, was zu höheren Preisen für die US-Verbraucher und zu höheren Zinssätzen führen werde, um die Inflation zu kontrollieren. Handelskriege schadeten allen Seiten. Die beste Reaktion auf die Zölle bestünde aus seiner Sicht darin, nichts zu unternehmen. Er rechne aber damit, dass Länder aus politischen Erwägungen Gegenmassnahmen ergriffen: «Europa wird sich nicht herumschubsen lassen wollen. Wir sind auch ein mächtiger Handelsblock mit 400 Millionen Verbrauchern.»

Mexiko ist ein wichtiger Produktionsstandort auch für deutsche Autobauer. Aus der Europäischen Zentralbank (EZB) wurde die Warnung laut, die neuen Zölle würden zu höherer Inflation und höheren Zinssätzen in den USA führen, was wiederum den Euro schwächen dürfte.

Der deutsche Autobauer Volkswagen äusserte die Hoffnung auf «konstruktive Gespräche zwischen den Handelspartnern». Ziel müsse es sein, «Planungssicherheit und wirtschaftliche Stabilität zu gewährleisten und einen Handelskonflikt zu vermeiden», sagte ein Unternehmenssprecher am Sonntag. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) sprach von einem «deutlichen Rückschlag für den regelbasierten Welthandel».

25 Prozent für Mexiko und Kanada - 10 Prozent für China

In drei Verordnungen verfügte Trump Zoll-Aufschläge von 25 Prozent für Einfuhren aus Mexiko und Kanada sowie um zehn Prozent für Waren aus China. Für Öl und Gas aus Kanada sind zehn Prozent vorgesehen. Die neuen Zölle sollen ab Dienstag (04. Februar) gelten. Trump rechtfertigte dies mit dem Kampf gegen das Opioid Fentanyl und die illegale Einwanderung in die USA.

Zur Durchsetzung der Zölle rief Trump den nationalen Notstand gemäss des «International Emergency Economic Powers Act» (IEEPA) aus, der ihm weitreichende Befugnisse zur Krisenbekämpfung einräumt. Der US-Präsident wagt sich damit auf rechtlich unsicheres Terrain. Laut Handels- und Rechtsexperten dehnt er damit die Grenzen des Handelsrechts aus, da diese Art von Notfallklausel aus dem Jahr 1977 für Einfuhrzölle bisher nicht angewendet wurde. Sie dürfte daher vor Gericht angefochten werden, womit Präzedenzfälle geschaffen werden könnten.

Trump hatte bereits im Wahlkampf mit den Zöllen gedroht und dies unter anderem mit dem Handelsdefizit der USA begründet. Trump hatte Mexiko, Kanada und China eine Frist bis zum 1. Februar gesetzt, um dem Schmuggel von Fentanyl und chemischer Vorläuferstoffe aus China über Mexiko und Kanada in die USA zu stoppen und um illegale Einwanderer an den US-Grenzen abzuweisen.

China will WTO einschalten

China will die US-Zölle auf Waren aus der Volksrepublik vor der Welthandelsorganisation (WTO) anfechten und kündigte Gegenmassnahmen an, die aber nicht weiter beschrieben wurden. Die Zölle verstiessen gegen internationale Handelsregelungen, teilte das Handelsministerium mit. Allerdings hielt sich China die Tür zu Gesprächen mit den USA offen und forderte die USA zu einem offenen Dialog auf. Chinas Aussenminister Mao Bing machte zudem klar: «Fentanyl ist das Problem von Amerika.»

Kanada und Mexiko wollen im Kampf gegen die US-Zölle zusammenarbeiten. Der kanadische Premierminister Justin Trudeau kündigte an, dass Kanada mit Zöllen in Höhe von 25 Prozent auf US-Waren reagieren werde, darunter Bier, Wein, Holz und Haushaltsgeräte. Die mexikanische Präsidentin Claudia Sheinbaum kündigte ebenfalls Gegenmassnahmen an. Auf X teilte sie mit, sie habe ihren Wirtschaftsminister angewiesen, Zölle auf US-Waren zu erheben und weitere Massnahmen zu ergreifen, «um die Interessen Mexikos zu verteidigen». Details nannte sie nicht.

(Reuters)