Vor einer Woche hat die Ratingagentur Fitch den USA die Top-Bewertung entzogen. Das Rating für langfristige Verpflichtungen des Staates beträgt neu "AA+", der Ausblick lautet "stabil". Ähnlich wie schon die Bonitätsprüfer von S&P nennt Fitch unter anderem den wiederkehrenden politischen Streit über die gesetzliche Schuldengrenze als Grund für die Abstufung. 

Die Entscheidung von Fitch, den USA ihr erstklassiges Staatsanleihenrating zu entziehen, hat die Debatte über die Rolle des Dollars als Eckpfeiler der globalen Währungsordnung neu entfacht. Die steigenden Schulden und der politische Streit darum tragen laut Marktbeoachtern nicht dazu bei, die Rolle der US-Währung als Dreh- und Angelpunkt des globalen Finanzsystems aufrechtzuerhalten. Es erscheint vielmehr realistisch, mit einer vielfältigeren Landschaft – mehrere bedeutende Währungen - in der Zukunft zu rechnen. 

Die Grossbank UBS sieht in einem aktuellen Bericht jedoch keine unmittelbare Bedrohung für den Status der US-Währung und geht wegen drei Hauptgründen davon aus, dass die Welt in den kommenden Jahren weiter in einer Dollar-zentriert bleibt:

1. Zähe globale Währungssysteme 

“Der Dollar dominiert die Finanzmärkte und den internationalen Handel. Es hat in der Vergangenheit lange gedauert, bis Veränderungen im Währungssystem zustande kamen", schreibt Mark Haefele, Anlagechef von UBS Wealth Management. Auch wenn grosse Wirtschaftsmächte auf- und absteigen, bleibe der Reservestatus ihrer Währungen tendenziell weit über den Höhepunkt ihres Einflusses hinaus bestehen.  

Die jüngste Umfrage des Internationalen Währungsfonds zur Währungszusammensetzung der globalen Devisenreserven zeigt, dass der Dollar-Anteil bei den Zentralbanken immer noch bei fast 60 Prozent liegt. Laut dem internationalen Bankennetzwerk SWIFT wird der Greenback auch bei über 40 Prozent aller weltweiten Zahlungen verwendet und dominiert 85 Prozent der Handelsfinanzierungsverträge. 

2. Dollar als liquideste Währung 

Liquidität ist das wichtigste Kriterium bei Währungsreserven und dem internationalen Handel. Und der Dollar bleibt diesbezüglich die weltweit dominierende Währung. Die Tiefe des Marktes für US-Staatsanleihen ist für Haefele unübertroffen. Nach Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich stand der Dollar im Jahr 2022 auf der einen Seite von 88 Prozent aller weltweiten Devisentransaktionen. Auch bei Derivaten wie Forwards, Swaps und Optionen bleibt der Greenback weiterhin auf dem ersten Platz.   

3. Stabilität und Sicherheit  

"Trotz aller Herausforderungen, mit denen das US-amerikanische Finanz- und Politiksystem konfrontiert ist, schneidet das Land bei verschiedenen Kriterien immer noch gut ab, darunter Rechtsstaatlichkeit, Regulierungsqualität und -effizienz sowie Marktoffenheit", so Haefele. Infolgedessen zögen die USA weiterhin grosse Ströme ausländischer Investitionen an.  

“Natürlich müssen die USA das Privileg, den bedeutendsten Vermögenswert der Welt ausgeben zu dürfen, mit Respekt behandeln. Die Aussicht auf einen weiteren Regierungsstillstand im Oktober verbessert beispielsweise nicht den Ruf des Landes," warnt der UBS-Anlagechef gleichzeitig. 

Zyklische Schwäche prognostiziert

Während auch der Wettbewerb für den Dollar wohl zukünftig zunimmt, sieht die UBS in den nächsten Jahren keine Konkurrenten, die die Währung entthronen. "Aus zyklischer Sicht gehen wir davon aus, dass der Dollar schwächer wird. Wir bevorzugen den Euro und den japanischen Yen," schreibt jedoch Haefele weiter.  

Diese zyklische Schwäche ist jedoch noch nicht eingetreten. Vielmehr hat der Greenback gemessen am US-Dollar Index, der den Wert des Dollars mittels eines Währungskorbs aus sechs Währungen vergleicht, auf Monatssicht 2 Prozent gewonnen.

ManuelBoeck
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