Die Exporte der Schweizer Uhrenhersteller legten im August gegenüber dem Vorjahr um 6,9 Prozent auf etwa 2 Milliarden Franken (2,1 Milliarden Euro) zu, wie der Verband der Schweizerischen Uhrenindustrie am Donnerstag mitteilte. Dennoch seien die Aussichten für die Branche «weiterhin negativ, ebenso wie die Aussichten für den Rest des Jahres», hiess es.
Die Exportzahlen verdeutlichten die unterschiedlichen Erfolge der Schweizer Marken: Während die Nachfrage nach Uhren im unteren und mittleren Preissegment stark zurückging, schnitten teurere Uhren besser ab.
«Das obere Preissegment des Uhrensektors läuft weiterhin gut», sagte Vontobel-Analyst Jean-Philippe Bertschy. »Für die anderen Marken stellt das Jahr 2024 eine deutliche Zäsur und Normalisierung des Wachstums nach dem Post-Covid-Boom dar.»
Weniger Nachfrage aus USA und China
Die Exporte von Uhren mit Grosshandelspreisen von über 3000 Franken verzeichneten im vergangenen Monat Zuwächse und stiegen mengenmässig um fast 5 Prozent und im Wert um 15 Prozent. Die Exporte von Uhren mit einem Preis unter diesem Niveau gingen im Wert um 14 Prozent und mengenmässig um 11 Prozent zurück. Die Gesamtexporte aller Sparten sanken um 10 Prozent.
Die monatlichen Zahlen unterstreichen die Schwere der von China angeführten Abschwächung, die sich durch die gesamte Branche zieht. Die Exporte in den nach den USA zweitgrössten Markt brachen um fast 6 Prozent ein. Gleichzeitig gingen die Lieferungen nach Hongkong um 11 Prozent zurück, da die schwere Immobilienkrise, in der das Land derzeit steckt, den Konsum belastet.
Die Uhrenhersteller «beklagen die mangelnde mittelfristige Sichtbarkeit, was sie dazu veranlasst, künftig vorsichtiger zu sein oder in einigen Fällen sogar kürzer zu treten», so der Verband.
Der Verband und Arbeitnehmervertreter warnten diese Woche vor einem deutlichen Nachfragerückgang, der den Schweizer Uhrenmarken schade und Arbeitsplätze gefährde. Sie forderten die Schweizerische Nationalbank auf, Massnahmen zur Abwertung des starken Frankens zu ergreifen, der die Branche unter Druck setzt.
Kurzarbeit auch bei Komponentenherstellern
Einige grosse Marken nutzen wegen Auftragsrückgängen bereits das staatlich geförderte Kurzarbeitsprogramm. Girard-Perregaux und Ulysse Nardin, Marken der Sowind Group, haben etwa 15 Prozent ihrer Mitarbeiter in Kurzarbeit geschickt, sagte der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens im letzten Monat gegenüber Bloomberg News.
Komponentenhersteller, die die Branche mit Teilen für Uhrwerke, Uhrengehäusen, Zifferblättern und Armbändern beliefern, leiden noch stärker. Unternehmen des Bereichs verlängern die Sommerferien und schicken ihre Mitarbeiter in Kurzarbeit.
(Bloomberg)