Zu den Markenzeichen von Süddeutschland gehört eine alte Tradition im Automobilbau. Genaugenommen fuhr gar das erste eigentliche als Auto bezeichenbare Fahrzeug, der benzinbetriebene "Benz Patent-Motorwagen Nummer 1", im Jahr 1886 durch die badische Stadt Mannheim.
Auch heute noch sind die Bundesländer Baden-Württemberg und Bayern Sitz wichtiger Autokonzerne. Mercedes, Porsche, aber auch BMW und Audi tragen seit Jahrzehnten den guten Ruf der süddeutschen Autoingenieurskunst in die Welt.
Süddeutschland steht aber auch noch für etwas anderes: Sparsamkeit und finanzielle Solidität. So verwundert es nicht, dass eine Regionalbank mit Sitz in Stuttgart die Themen Auto und Anlegen verknüpft. Seit 2010 nämlich führt die Südwestbank einen Oldtimer-Index, der die Wertentwicklung begehrter Modelle aus der deutschen Autogeschichte veranschaulicht.
Teuerstes Auto im Index ist der BMW 507, ein seltenes Auto aus den 1950er Jahren (Bild: Südwestbank).
Jenseits von allen Diskussionen um Elektroautos und das Verfallsdatum des Verbrennungsmotors listet dieser Index (auch unter dem Kürzel OTX bekannt) 20 Modelle aus vergangenen Jahrzehnten auf (siehe Tabelle am Artikelende). Vor kurzem hat die Südwestbank die aktualisierten Zahlen veröffentlicht. Der Index selbst hat den Wert seit 2005 um das Viereinhalbfache gesteigert.
Das Modell mit der grössten Wertsteigerung ist ein BMW 507. Das Modell, einen italienisch anmutenden Roadster, baute BMW in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre nur 254 Mal. Ein Exemplar dieser Designikone ist heute gemäss der Südwestbank 1,725 Millionen Euro wert und damit 813 Prozent mehr als vor 14 Jahren. Es ist der teuerste Oldtimer auf der Liste.
Auf dem zweiten Platz der Wertsteigerung rangiert der Porsche 911 für heute 124'500 Euro. Er hat als Anlageobjekt eine Performance von 741 Prozent hinter sich. Voraussetzung muss aber sein, dass es sich bei diesem über die Jahrzehnte in vielen Serien gebaute Auto um das Coupé aus den Jahren 1964 bis 1967 handelt.
Kulturgeschichte auf Rädern: Der Mercedes 300 SL als Flügeltürer (Bild: pixabay).
Knapp eine Million Euro kostet heute auch ein Mercedes 300 SL als Flügeltürer. Das Auto der Entwicklungsbezeichnung W189 I ist nicht nur einfach - wie eine Reihe von Oldtimern - eine Legende auf vier Rädern. Es ist eines der berühmtesten Autos überhaupt. Für manchen Fan historischer Sportwagen ist dieser Mercedes schlicht das "Auto des Jahrhunderts". Die Serie aus den Jahren 1954 bis 1957 – in Deutschlands "Adenauer-Ära" – hat den Wert um 360 Prozent gesteigert.
Preise stagnieren zum Teil
Der Index verdeutlicht, wie historische Automodelle in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren an Wert zugelegt haben. Bei Modellen, die in der Schweiz auf den Markt kommen, beobachtet man seit einiger Zeit aber auch eine Stagnation der Preise. Für den Mercedes SL 190, einen kleineren Bruder des Flügeltürenmodells, gab es 2016 einen Peak, wie Daten zeigen. Alte Autos sind rückblickend eine hervorragende Wertanlage, die aber auch ihre Tücken beinhaltet.
Während der Wert des OTX-Index kontinuierlich zugelegt hat, kann es bei einzelnen Modellen schon einmal zu Preisschwankungen kommen. Besitzer müssen auch damit rechnen, dass vier Prozent des Werts pro Jahr für den Unterhalt benötigt werden. Dazu kommen je nach dem weitere Kosten wie beispielsweise ein Unterstand, Steuern oder die Kosten für Gutachten – ein solches sollte man anfertigen lassen. Zudem lohnt sich ein Oldtimer nach Angaben der Südwestbank als Wertanlage erst dann, wenn er über 100'000 Euro wert ist.
Der Index führt auch günstigere Autos auf. Der Porsche 944 hat einen Wert von 9850 Euro und ist damit 181 Prozent mehr wert als 2005. Das jüngste Auto im Index wurde 1981 bis 1987 gebaut. Dieser Sportwagen hatte nur vier Zylinder, aber charakteristische Klappscheinwerfer und war so sehr ein Erfolg, dass er den Fortbestand der Marke Porsche die 1980er Jahren sicherstellte.
Ein vergleichsweise erschwinglicher und eher junger Oldtimer: Der Porsche 944 mit den Klappscheinwerfern (hier als Cabio, Bild: pixabay).
Das günstigste Auto im Oldtimerindex ist ein Opel Manta GT/E aus den Jahren 1974 bis 1977. Das Modell ist ein Vorgänger der etwas berüchtigten späteren "Fuchsschwanz"-Serie, welche auch das Aufkommen von so genannten Manta-Witze auslöste. Der GT/E mit klassischen 70er-Jahre-Formen ist 8650 Euro wert und hat damit den Wert um 284 Prozent gesteigert. Das reicht für Platz sechs im Ranking.
Südwestbank-Index OTX 2019
Modell | Baujahre | Wert 1.1. 2019 (EUR) | Performance 2005-2019 |
BMW 507 | 1956-1959 | 1,725 Mio. | 813 Prozent |
Porsche 911 Coupé | 1964-1967 | 134'000 | 741 Prozent |
BMW 2002 (02) | 1968-1976 | 14'850 | 395 Prozent |
Mercedes 300 SL Flügeltürer (W189 I) | 1954-1957 | 966'000 | 360 Prozent |
BMW 635 CSi (E24) | 1978-1981 | 18'300 | 331 Prozent |
Opel Manta GT/E | 1975-1977 | 8'650 | 284 Prozent |
Porsche 911 SC 3.0 | 1977-1980 | 35'500 | 223 Prozent |
Opel Kadett C GT/E | 1975-1977 | 12'100 | 223 Prozent |
Porsche 356 C 1600 Coupé | 1964-1965 | 69'500 | 216 Prozent |
Mercedes 190 SL (W121) | 1955-1963 | 99'500 | 202 Prozent |
Mercedes 450 SEL (W116) | 1972-1975 | 14'900 | 198 Prozent |
BMW Isetta 250 | 1955-1962 | 14'800 | 196 Prozent |
Porsche 944 | 1981-1987 | 9'850 | 181 Prozent |
Mercedes 250 CE (114 E25) "Strich Acht" | 1968-1972 | 12'550 | 151 Prozent |
Mercedes 300 SE (W112/3) | 1961-1965 | 29'000 | 142 Prozent |
Mercedes 280 SL (107) | 1974-1976 | 22'500 | 137 Prozent |
Mercedes 220 a (W108 I) "Ponton" | 1954 | 26'000 | 136 Prozent |
Mercedes 250 S (W108 II) | 1965-1969 | 12'600 | 129 Prozent |
Mercedes 230 SL (W113) "Pagode" | 1963-1967 | 56'000 | 120 Prozent |
Mercedes 300 (A186 II) "Adenauer" | 1951-1954 | 51'500 | 102 Prozent |
Quelle: Südwestbank, «Motor Klassik»