Anlegerinnen und Anleger an den US-Börsen dürfen sich wahrlich nicht beklagen: Der US-Leitindex Dow Jones hat seit Jahresbeginn bereits 11 Prozent an Wert gewonnen. Der US-Technologieindex nach einer Schwächephase im März immerhin 9 Prozent. Doch im April bewegen sich die Indices seitwärts. Kommt trotz der anhaltenden Unsicherheiten um die Corona-Pandemie ein Ausbruch nach oben oder droht eine längere Konsolidierungsphase?
Klar ist: Im aktuellen Marktumfeld ist das sogenannte "Stock Picking" angesagt. Als Stock Picking wird das gezielte Investieren in einzelne, börsennotierte Unternehmen bezeichnet. Mithilfe des Analysten-Prognoseservice von TipRanks hat der Finanznachrichtensender CNBC fünf erfolgversprechende Aktien identifiziert:
Lovesac - Möbelhersteller mit Potenzial
Lovesac ist ein amerikanischer Möbelhersteller, der sich auf ein patentiertes modulares Möbelsystem namens Sactionals spezialisiert hat. Das Unternehmen ist seit Juni 2018 an der Börse. Die Aktien haben sich seitdem mehr als verdreifacht.
Insbesondere Brian Nagel, Analyst beider Investmentbank Oppenheimer, hat eine sehr positive Meinung zum Unternehmen. Erst kürzlich hat er die Kaufempfehlung bestätigt und das Kursziel von 60 auf 85 Dollar erhöht. Dies entspricht aktuell einem Aufwärtspotenzial von 13 Prozent.
"Seit einiger Zeit haben wir Lovesac als überzeugende und immer noch weitgehend übersehene Wachstumschance hervorgehoben. Die Aktien befinden sich in einem Aufwärtstrend und haben kürzlich unser bisheriges Ziel überschritten", kommentierte Nagel die Kurszielerhöhung.
Eine von TipRanks ausgewiesene starke Erfolgsquote von 79 Prozent und eine durchschnittliche Rendite von 38,4 Prozent pro Bewertung unterstützen Nagels Einschätzung. Die anziehende Wirtschaftserholung unterstüzt die Sicht von Nagel und rechtfertigt einen Aktienkauf von Lovesac.
RingCentral – Cloud-Dienstleister
Das US-Unternehmen RingCentral ist wohl den meisten Anleger und Anlegerinnen kein Begriff. Dies, obwohl RingCentral im vielbeachteten Wachstumsmarkt der Cloud-basierten Kommunikationslösungen für Unternehmen beheimatet ist.
Die RingCentral-Aktien haben erst im Februar ein Allzeithoch bei knapp 450 Dollar erreicht. Von diesem Niveau haben sich die Aktien seither deutlich entfernt und handeln aktuell bei 330 Dollar.
Kursentwicklung der RingCentral-Aktien seit Januar 2020 (Quelle: cash.ch).
Daniel Bartus, Analyst bei Bank of America, glaubt trotzdem, dass die Aktien wieder 450 Dollar erreichen werden. Ein Aufwärtspotenzial von 36 Prozent. Bartus ist der Meinung, dass das Unternehmen das vom Management gesetzte Wachstumsziel von 25 Prozent übertreffen wird.
Der Analyst sieht auch langfristig ein grosses Potenzial: "Unser Modell zeigt, dass RingCentral 2030 einen Umsatz von 10 Milliarden Dollar erreichen könnte. Für 2021 gehen wir von einem Umsatz von 1,5 Milliarden Dollar aus." Nach Angaben von TipRanks hat Bartus eine durchschnittliche Rendite von 86,2 Prozent pro Rating erzielt. RingCentral ist eine gute Option, um das Portfolio mit einem starken Anbieter aus dem Cloudbereich zu verstärken.
Nvidia - Chiphersteller mit Gegenwind
Die Aktien des Chiphersteller Nvidia sind seit Mitte April einem Gegenwind ausgesetzt. Denn am 19. April gab das britische Digitalministerium bekannt, dass es den Kauf des Chip-Herstellers ARM durch Nvidia ablehne. Die britische Wettbewerbs- und Marktaufsichtsbehörde hat bis zum 30. Juli Zeit, alle potenziellen Sicherheits- oder Kartellprobleme im Zusammenhang mit dem Deal zu beurteilen.
Auch für Hans Mosesmann, Analyst bei Rosenblatt Securities ist die staatliche Intervention eine Überraschung. Insbesondere beunruhigt ihn, dass dies anderen kritischen Stimmen gegenüber dem Deal neues Gewicht gibt. Trotzdem bleibt Mosesmann optimistisch in Bezug auf die allgemeinen Aussichten von Nvidia.
Der Analyst hat sein Kursziel von 800 Dollar kürzlich bestätigt. Angesichts dieses Kursziels könnten die Aktien noch um 29 Prozent zulegen. Mosesmann rechtfertigt diese optimistische Sicht durch die zunehmende Bedeutung der künstlichen Intelligenz und Supercomputern. Dies seien Geschäftsfelder, wo Nvidia grosses Wissen und Potenzial hat.
Mosesmann erzielt gemäss TipRanks zwar eine Erfolgsquote von 68 Prozent und eine durchschnittliche Rendite von 25,8 Prozent pro Rating. Doch die Ungewissheit über den ARM-Deal könnte die Aktie in den kommenden Wochen belasten. Es ist mehr als fraglich, ob aktuell ein guter Einstiegspunkt ist.
Netflix - Wachstumssorgen?
Der scharfe Wettbewerb durch den erstarkenden Konkurrenten Disney+ und die teilweise Wiedereröffnung von Kinos haben dem Streamingpionier Netflix im ersten Quartal zugesetzt. Dies setzt auch den Aktien zu, die Ende Januar ein Allzeithoch bei knapp 600 Dollar erreicht haben. Seit Jahresbeginn ist die Kursrendite mit minus 5,6 Prozent in den roten Bereich abgerutscht.
Kursentwicklung der Netflix-Aktien seit Januar 2020 (Quelle: cash.ch).
Es ist daher unklar, ob die Kurszielreduktion auf von 685 auf 600 Dollar des JP-Morgan Analysten Doug Anmouth nicht ein allmählicher Rückzug darstellt. An der Kaufempfehlung hat er festgehalten. Er begründet seine langfristig positive Sicht durch die stärkere Kundenbindung trotz Preissteigerungen, was eine geringere Abwanderung zur Konkurrenz bedeutet.
Im gleichen Atemzug gesteht der JPMorgan-Analyst auch ein, dass die Aktien wegen den Kontroversen um die Erstquartalszahlen kurzfristig zurückgebunden sein könnten. Unausgesprochen lässt der Analyst die aufkommende Konkurrenz durch Disyney+. Es sei dahingestellt, ob Netflix das Wachstum der Nutzerzahlen, wie Anmouth annmimmt, im zweiten Halbjahr wieder stark steigern kann.
Trotz einer von TipRanks ausgewiesenen Erfolgsquote von 69 Prozent und eine durchschnittliche Rendite von 26,5 Prozent pro Bewertung ist ein Netflix-Aktienkauf aus heutiger Sicht nicht zu empfehlen.
Coinbase - Fällt und steigt mit Bitcoin
Der Analyst Mark Palmer des US-Broker BTIG hat am 18. April seine Kaufempfehlung und sein Kursziel von 500 Dollar bestätigt. Dies entspricht einem Aufwärtspotenzial von 64 Prozent. Seine positive Sicht begründet er dadurch, dass seiner Meinung nach viele Investoren den institutionellen Handelsbereich bei Coinbase unterschätzen.
Palmer gehört mit einer Erfolgsquote von 66 Prozent sicherlich zu den Top-Analysten. Trotzdem gibt es zwei Gründe gegen ein Investment in Coinbase: Erstens bestehen die Befürchtungen, dass Coinbase die Gebühren senken muss, sobald andere Handelsplattformen den Konkurrenzkampf verschärfen.
Zweitens ist die Coinbase-Aktie stark an die Kursentwicklung bei den Kryptowährungen - insbesondere Bitcoin - gekoppelt. Stürzt diese von ihrem hohen Niveau ab - sei es wegen einer veränderten Marktlage oder staatlichen Regulierungsbemühungen - , dann wird zwangsläufig das Handelsvolumen bei Coinbase darunter leiden.
Mit Material des Finanznachrichtensenders CNBC.