Der Genfer Bankensoftware-Spezialist Temenos, der bereits im letzten Jahr in den Fokus des Tech-Investors Thoma Bravo gerückt war, hat informierten Kreisen zufolge mit der Beteiligungsgesellschaft erste Übernahmegespräche geführt. Die Aktie steigt im frühen Handel an der Schweizer Börse bis 14 Prozent auf 95 Franken.

Ein Deal werde jedoch von hohen Erwartungen erschwert, die das Genfer Unternehmen an seine Bewertung habe. Angesichts steigender Finanzierungskosten hat sich das Umfeld für Private-Equity-Transaktionen eingetrübt. Die Aktie von Temenos hatte in diesem Jahr rund ein Drittel an Wert verloren. 2019 hatte das Papier mit 184,55 Franken im Hoch noch mehr als das Doppelte gekostet. Der Marktwert ist auf 6,2 Milliarden Franken gesunken.

Kein Wunder wird der Titel immer wieder als Spekulationsobjekt ins Spiel gebracht. Zuletzt gab es konkretere Übernahmegerüchte im Oktober. Damals soll die schwedische Investorengruppe EQT Interesse gezeigt haben, was dem Aktienkurs allerdings nur vorübergehend einen deutlichen Kursschub versetzt hatte.

Nach Angaben informierter Personen laufen die Gespräche noch und es ist nicht sicher, dass sich Thoma Bravo und Temenos auf eine Transaktion einigen können. Bloomberg News berichtete erstmals im Oktober, dass Temenos sowohl bei Thoma Bravo als auch bei EQT auf Interesse stosse. Vertreter von Thoma Bravo und Temenos lehnten Stellungnahmen ab.

Das Volumen der Private-Equity-Geschäfte, die auf europäische Unternehmen abzielen, ist nach Bloomberg-Angaben in diesem Jahr auf 159 Milliarden Dollar gestiegen und hat sich damit fast verdoppelt. Schub bringt die Schnäppchenjagd kapitalstarker Akteure, die auf Firmen Jagd machen, die an der Börse in Ungnade gefallen sind. 

Thoma Bravo ist dafür bekannt, Softwareunternehmen mit wiederkehrenden Einnahmen aus Abonnement-Modellen zu bevorzugen. 

Investor Martin Ebner ist mit 10,3 Prozent der grösste Aktionär von Temenos. Sein Aktienpaket hat einen Wert von 735 Millionen Franken. Nach dem Pharmaunternehmen Vifor, das kürzlich an den australischen Biotechnologiekonzern CSL verkauft wurde, könnte Ebner nun auch sein zweites grosses Schweizer Börseninvestment verlieren. Bei Vifor verdiente Ebner dank seinem Einstieg vor rund zehn Jahren insgesamt über 1 Milliarde Franken.

Bei Temenos wurde Ebner erstmals im Jahr 2012 meldepflichtig, als er ein Engagement von 3 Prozent bekanntgab. Die Aktie stand damals bei 13 Franken. Den Anteil baute er bis 2015 auf 15 Prozent aus, 2018 betrug er dann noch 11 Prozent.

Ebner wird mit dem seit 2019 stark gesunkenen Aktienkurs von Temenos allerdings nicht zufrieden sein und auf ein möglichst hohes Angebot von Thoma Bravo pochen.

(cash/Bloomberg/AWP)