Betroffen war vor allem der internationale Luftverkehr, aber auch Banken und Medien berichteten von Störungen. Grund war offenbar ein Update von Cybersicherheitssoftware der Firma Crowdstrike, das Windows-Anwendungen zum Absturz brachte. Crowdstrike-Chef George Kurtz erklärte auf der Plattform X, der Fehler sei gefunden und behoben worden. «Das ist kein Sicherheitsproblem oder eine Cyberattacke», betonte er.

Der Berliner Flughafen stellte den Flugbetrieb zeitweise ein, auch an zahlreichen anderen Airports im In- und Ausland fielen Verbindungen aus oder waren verspätet. An den Finanzmärkten waren die Auswirkungen ebenfalls zu spüren, im Handel gebe es deutliche Einschränkungen, sagte ein Banker. Gegen Mittag liefen einige betroffene Systeme wieder normal. Die Schweizer Börse SIX war laut eigenen Angaben nicht davon betroffen.

«Wir wissen von Problemen bei Windows-Anwendungen wegen eines Software-Updates bei einem Drittanbieter», sagte ein Sprecher des Softwarekonzerns Microsoft. Es werde eine schnelle Lösung geben. Zunächst habe es Probleme mit der Cloud-Plattform Azure gegeben, dann mit der Software von Crowdstrike.

Die Cybersicherheitsfirma bestätigte das: «Crowdstrike hat Kenntnis von Berichten über Abstürze unter Windows», hiess es in einer Ansage der Kunden-Hotline. Offenbar habe es Probleme bei einem Update für Produkte der Marke Falcon gegeben, erläuterte der britische Technikexperte Ciaran Martin BBC Radio. «Das Falcon-Sensor-Update, das viele Unternehmen zur Erkennung von Bedrohungen verwenden, wurde offenbar so falsch konfiguriert, dass es Microsoft Windows zerstört.»

Crowdstrike hat weltweit mehr als 29'000 Kunden, die die Produkte der Firma aus dem US-Bundesstaat Texas zum Schutz ihrer Netzwerke einsetzen. Als Reaktion auf den Vorfall brachen Crowdstrike-Aktien im vorbörslichen Handel an der Wall Street um knapp 14 Prozent ein.

Am stärksten betroffen war der Flugverkehr. Am Flughafen Berlin wurde der Flugverkehr am Vormittag wieder aufgenommen, es komme aber noch zu Verzögerungen. Die Schweizer Flugsicherung reduzierte als Vorsichtsmassnahme die Zahl der Flugbewegungen im dortigen Luftraum. Am Airport Madrid sassen Hunderte Fluggäste fest und warteten auf Informationen über ihre jeweiligen Flüge. Wie der Betreiber Aena mitteilte, zwang eine Störung des Computersystems Mitarbeiter dazu, die Flüge manuell abzuwickeln. Über Probleme berichteten auch Ryanair, US-Fluggesellschaften wie American Airlines oder Delta Airlines und die australische Qantas.

Auch in der Finanzwirtschaft waren die Auswirkungen zu spüren. Bei Australiens grösstem Geldhaus Commonwealth Bank konnten einige Kunden den Angaben zufolge keine Überweisungen tätigen. Auch deutsche Institute hätten technische Schwierigkeiten, teilte der Branchenverband mit. Der Versicherer Allianz gab auf Anfrage bekannt, dass sich Beschäftigte nicht in ihre Rechner einloggen könnten. Bei der London Stock Exchange (LSEG) fiel die Nachrichten- und Datenplattform Workspace vorübergehend aus, über die auch Reuters-Nachrichten an die Finanzmärkte verbreitet werden. Ein Händler in London sagte, mehrere Handelsplattformen hätten Probleme, sodass einige Kunden nicht handeln könnten. «Wir haben die Mutter aller weltweiten Marktausfälle.»

Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein sagte alle nicht dringend notwendigen Operationen ab und schloss seine Ambulanzen. In Grossbritannien konnte der Nachrichtenkanal Sky News nicht senden. Das Organisations-Komitee der Olympischen Spiele, die in wenigen Tagen beginnen, musste nach eigenen Angaben auf Notfallpläne zurückgreifen. Details nannte es allerdings nicht.

Welche Auswirkungen die globale Technik-Störung für die Wirtschaft hat, ist noch nicht klar. «Die Gesamtkosten für die Industrie werden davon abhängen, wie lange die Störung anhält», sagte Susannah Streeter, Leiterin Geld und Märkte bei der Investmentgesellschaft Hargreaves Lansdown. Angesichts des Ausmasses des Problems weltweit sei es jedoch wahrscheinlich, dass es zu Verlusten in Milliardenhöhe führen könnte, wenn die Situation nicht rasch unter Kontrolle gebracht werde.

(Reuters/cash)