Die Aktien des Lebensmittelunternehmens Nestlé starten am Freitag zunächst zögerlich, dann flotter in den Handel, nachdem sie sich tags zuvor vom Mehrjahrestief bei 81,60 Franken auf zwischenzeitlich über 86 Franken vorgearbeitet hatten. Im frühen Handel betrug das Plus zunächst 0,07 Prozent, dann zogen die Nestlé-Valoren an und notieren derzeit bei 86,50 Franken (+0,60 Prozent).

Zur Vorsicht mahnen denn auch gleich mehrere Analysten, indem sie die Kursziele für Nestlé nach unten anpassen. Die UBS senkt auf 83 von 91 Franken, Jefferies geht 82 von 87 Franken. Beide Analysten setzen das Preisziel also unter dem aktuellen Kurs an und signalisieren wiederum Abwärtspotenzial. Der zuständige Experte der Investmentbank Jefferies rechnet damit, dass die Erwartungen zum Gewinn je Aktie für 2024 sinken werden, heisst es unter anderem zur Begründung.

Das Management sei zurückhaltend bei der Bestätigung des organischen Wachstumsziels von 4 bis 6 Prozent, schreibt der verantwortliche Analyst der Grossbank UBS. Dies deute auf eine neue, realistischere Strategie hin, bei der das Unternehmen plane, den Nahrungsmittel- und Getränkemarkt zu übertreffen - anstatt an einem festen Ziel festzuhalten. Bestimmte Geschäftsbereiche, wie die Tiefkühlprodukte in den USA, belasteten weiterhin das Umsatzwachstum und die Margen von Nestlé. Deshalb seien weitere Veräusserungen denkbar.

Ein Kursziel über der gegenwärtigen Notierung setzt der Experte der Privatbank Berenberg. Doch mit dem Schritt auf 93 von 97 Franken ist auch er zurückhaltender geworden. Wichtige Regionen wie Nordamerika, Europa und Lateinamerika hätten schlechter abgeschnitten, während Grosschina die Erwartungen übertroffen habe. Auch das Nespresso-Geschäft sei besser als erwartet gelaufen, so der Experte.

Derweil sei die Erholung bei Nestlé Health Science langsamer als erwartet verlaufen, heisst es in der Studie des Berenberg-Analysten. Seine aktualisierten Prognosen deuten auf stagnierende Gewinne bis 2025 mit einem organischen Umsatzwachstum von 3,4 Prozent hin.

Nächster Fixpunkt ist Nestlés Investorentreffen im November. Jefferies erwartet, dass CEO Laurent Freixe dann neue Ziele formuliert. Berenberg erhofft sich einen glaubwürdigen Turnaround-Plan.

(cash)