Das monatelange Seilziehen um Syngenta hat endlich ein Ende - und damit auch das Wechselbad der Gefühle für die Aktionäre: ChemChina legt ein Barangebot für den Agrochemiekonzern von über 465 Dollar je Aktie vor. Darüber hinaus soll den Aktionären eine Sonderdividende von 5 Franken entrichtet werden.

In Anbetracht dieser Neuigkeiten wird das vom in Basel beheimateten Agrarchemiehersteller veröffentlichte Jahresergebnis zur Nebensache. Wenig überraschend liegt der Zahlenkranz sowohl beim Umsatz als auch beim Reingewinn teilweise deutlich hinter den Analystenerwartungen zurück.

Dennoch legt die Syngenta-Aktie an der Schweizer Börse SIX zur Stunde um gerademal 5,5 Prozent auf 414 Franken zu. Zeitweise wurden sogar Kurse um 410 Franken bezahlt.

Händler erklären sich diese Zurückhaltung der Anleger mit der Ungewissheit, ob die Übernahme letztendlich auch vollzogen werden kann. Neben wettbewerbsrechtlichen Hürden wird im Berufshandel auch auf den in den letzten Wochen wach gewordenen Widerstand im Aktionariat von Syngenta gegen einen Unternehmensverkauf nach China verwiesen. Auch auf politischer Ebene könne sich noch Widerstand formieren, so heisst es weiter.

Gefahr von Verzögerungen

Gemäss Reaktionen aus dem Berufshandel ist auch unklar, ob der Firmenzusammenschluss im Schlüsselmarkt USA durchgewunken wird. Es wird nicht ausgeschlossen, dass dortige Behörden dem Vorhaben Steine in den Weg legen.

Immerhin eine Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent errechnet der Experte von Kepler Cheuvreux, dass die Übernahme zustande kommt. Er erhöht das Kursziel für die nur mit "Hold" empfohlenen Aktie auf 450 (330) Franken. Den fundamentalen, sprich angemessenen, Wert je Aktie wird weiterhin mit 330 Franken beziffert.

Vorsichtiger äussert sich der Berufskollege von Baader Helvea. Er rät seiner Anlagekundschaft in Anbetracht des Risikos eines Nichtzustandekommens oder zumindest von Verzögerungen zu Gewinnmitnahmen. Die Aktie von Syngenta wird vorerst mit "Hold" und einem Kursziel von 340 Franken eingestuft.

Gegenofferte unwahrscheinlich

Die für Liberum tätige Analystin zeigt sich dennoch erfreut über die vorliegende Barofferte. Diese entspreche dem sechsundzwanzigfachen letztjährigen Gewinn, so schreibt sie. Obschon der Zahlenkranz für das zurückliegende vierte Quartal damit in den Hintergrund rückt, bezeichnet die Expertin diesen als leicht über den bankeigenen Schätzungen liegend. Beides werde bei den Syngenta-Aktionären gut ankommen, so ist sie sich sicher.

Einem Kommentar der Zürcher Kantonalbank ist zu entnehmen, dass sich das Ergebnis für das Schlussquartal im Rahmen der zuvor gesenkten Erwartungen bewege. Das von ChemChina gemachte Übernahmeangebot werde vom Verwaltungsrat von Syngenta unterstützt, so dass die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Transaktionsabschlusses hoch sei.

Obschon in den letzten Wochen immer wieder über ein mögliches Gegenangebot des amerikanischen Rivalen Monsanto spekuliert wurde, halten Händler ein solches für unwahrscheinlich. Neben hohen wettbewerbsrechtlichen Hürden wird auch das grosszügige vorliegende Barangebot als Gründe gegen einen Bieterstreit genannt.