Bei der Neuverhandlung von Verträgen mit Erstversicherern und Maklern hat die Münchener Rück im Frühjahr keine höheren Preise mehr durchsetzen können. Das Preisniveau sei in der Erneuerungsrunde zum 1. April um 0,7 Prozent gesunken, teilte der weltgrösste Rückversicherer am Mittwoch in München mit. Seit 2018 hatten die Preise nahezu kontinuierlich nach oben gezeigt. Münchener-Rück-Finanzvorstand Christoph Jurecka rechnet nun mit einer Stabilisierung auf hohem Niveau. «Ob es weiter nach oben gehen muss, sei dahingestellt», sagte er in einer Telefonkonferenz.

Deshalb zeichnete die Münchener Rück in der Erneuerungsrunde 6,1 Prozent mehr Geschäft. «Wir sind auf einem hohen und für uns attraktiven Preisniveau.» Die Preise machten steigende Schäden grösstenteils mehr als wett. Im proportionalen Geschäft, in dem der Rückversicherer einen bestimmten Prozentsatz der Schäden übernimmt, kämen dem Weltmarktführer steigende Preise in der Erstversicherung zugute. Für die Juli-Erneuerungsrunde erwartet die Münchener Rück im Quartalsbericht «leicht zunehmenden Marktdruck».

Für das laufende Jahr hat sie einen Gewinn von mindestens fünf (2023: 4,6) Milliarden Euro in Aussicht gestellt. «Auf Basis des ersten Quartals gehen wir mit viel Optimismus in den weiteren Jahresverlauf», sagte Jurecka. Nach drei Monaten lag der Gewinn mit 2,14 Milliarden Euro gut zwei Drittel über dem Vorjahresniveau, auch weil die Grossschäden mit 650 Millionen (1,04 Milliarden) deutlich geringer ausfielen als einkalkuliert. Vor einer Erhöhung der Prognose will Jurecka abwarten, wie sich das zweite Quartal entwickelt - auch auf der Schadenseite. Die Aktie legte um 1,4 Prozent auf 425,90 Euro zu.

Von Januar bis April lag die Schaden-Kosten-Quote in der Schaden-Rückversicherung - der grössten Sparte - mit 75,3 (2023: 86,5) Prozent auf einem absoluten Tief. Die Hurrikan-Saison im Herbst könnte nach Ansicht von Experten aber intensiv werden, warnte der Finanzchef.

Grosse Unsicherheit nach Brückeneinsturz in Baltimore

Der grösste Einzelschaden im ersten Quartal war diesmal keine Naturkatastrophe, sondern der Einsturz einer Brücke im Hafen von Baltimore, die von einem Schiff gerammt wurde. Experten fürchten den grössten Marine-Schaden aller Zeiten. Jurecka wollte nicht sagen, wie viel die Münchener Rück dafür zurückgestellt habe. «Das ist ein ausserordentlich komplexer Schadenfall.» Schon die Frage, welche Versicherung überhaupt greife, müsse wohl von den Juristen geklärt werden. Für menschengemachte Grossschäden hat die Münchener Rück im Quartal insgesamt 418 (165) Millionen Euro zurückgestellt, für Naturkatastrophen nur 232 (870) Millionen.

Für den grössten Teil des Gewinnsprungs zeichnete die Schaden-Rückversicherung verantwortlich, in der der Gewinn auf 1,34 (0,76) Milliarden Euro stieg. Der Umsatz der Sparte wuchs um fünf Prozent. Rückenwind kam auch von den Kapitalanlagen, die 2,16 (1,61) Milliarden Euro abwarfen, die Rendite war mit 3,8 Prozent deutlich höher als erwartet. «Man kann nicht davon ausgehen, dass das so weitergeht», warnte der Finanzchef.

(Reuters)