Finden die Swatch-Aktien endlich einen Boden? Am heutigen Montag fallen die Papiere des Bieler Uhrenkonzerns um zeitweise 9 Prozent auf etwa 120 Franken pro Titel. Dieses Niveau unterschritten die Aktien letztmals in der Finanzkrise im Jahr 2009 und vor 23 Jahren - kurz nach dem Platzen der Dotcom-Blase. Mit den heutigen Kursverlusten verschärft sich die aktuelle zweijährige Leidensserie. Seit Februar 2023 büssen die Swatch-Aktien 65 Prozent an Wert ein.
Wer diese Kursverluste als Kaufgelegenheit sieht, sollte aufpassen. cash.ch berichtete Ende Februar dieses Jahres, dass Swatch eines der zwei niedrigsten Kursziele im Swiss Performance Index aufweist. Damals lag das Verlustpotenzial bei 11 Prozent. Zwar wurde dieses Ziel mittlerweile erreicht, die jüngsten Marktturbulenzen aufgrund der bevorstehenden US-Zölle verbessern die Ausgangslage für Bieler unabhängig unabhängig von den tiefen Kursen nicht.
Der perfekte Sturm hat die Valoren des Uhrenherstellers getroffen. Pessimistische Analystenstimmen, eine schlechte, undurchsichtige Corporate Governance, die das Anlegervertrauen eher reduziert als fördert, und eine Verschlechterung des Geschäftsausblicks.
In den Worten eines US-Hedgefonds Managers vom Sonntag auf der sozialen Medienplattform X: «Ein grosser Teil des Umsatzes der US-Schmuckindustrie kommt über Uhren. Und Uhren? Die kommen aus der Schweiz. Jetzt mit über 30 Prozent Zöllen. Wer schenkt denn bitte mal eben 5’000 Dollar oder mehr dem US-Finanzministerium.» Gemäss dem Hedgefonds-Manager dürfte demnach der US-Uhrenindustrie eine harte Zeit bevorstehen. Auch die gleichzeitige Zuspitzung des Wirtschaftskriegs zwischen den USA und China dürfte Swatch in einem ungünstigen Moment treffen.
Weiterhin teuer
Fundamental sind die Swatch-Aktien vor diesem Hintergrund weiterhin hoch bewertet. Für dieses Jahr rechnen Analysten mit einem Gewinn pro Aktie von 7,2 Franken und für das nächste mit 10,7 Franken. Diese Schätzungen wurden seit Ankündigung der Strafzölle am 2. April bisher nicht angepasst. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf die diesjährigen Ergebnisse liegt damit bei über 16 und auf das Ergebnis 2026 bei gut 11.
Im historischen Vergleich sind das hohe Bewertungen. Das KGV lag während der Finanzkrise unter 10 - mit einem Tiefststand von 7,5 - und nach der Dotcom-Ära fiel das zwölfmonatige KGV auf 11. Auch wenn die erwähnten Ergebnisse tatsächlich geliefert werden, sind die Papiere derzeit um 10 bis 30 Prozent überbewertet. Enttäuschen die Resultate wartet hingegen ein höheres Verlustpotenzial. Aufgrund dieser Ausgangslage sollte das Abwärtspotenzial nicht unterschätzt werden. Anleger sind gut beraten, in der jetzigen Lage ihre Finger von Swatch zu lassen.
2 Kommentare
Die Qualität des EK ist wichtig. Unverkaufte Uhren der Jahre 2023 und 2024 können schnell zu Ladenhütern werden.
Bei 12 Milliarden Eigenkapital und nur 3,5 Mia aktueller Aktienbewertung eine eher einseitige Betrachtung.
Würde man die Firma heute liquidieren wäre jede Aktie CHF 425 wert.