Die Schweizer Börse kann sich auf den zweiten Neuzugang im laufenden Jahr freuen. Der Telekomkonzern Sunrise soll am 15. November 2024 an der SIX notiert werden, wie die Muttergesellschaft Liberty Global am Mittwoch mitteilte. Liberty stellte in Aussicht, dass die Titel mit Börsenkürzel «SUNN» fünf Handelstage nach dem Listing in den breiten Index SPI aufgenommen werden.
Liberty hatte den zweitgrössten Schweizer Telekomkonzern hinter der staatlich kontrollierten Swisscom im Jahr 2020 für knapp sieben Milliarden Franken geschluckt und von der Börse genommen. Im Februar kündigte Liberty an, dass Sunrise im zweiten Halbjahr über die Schweizer Börse abgespalten werden solle und den Zeitraum später auf das vierte Quartal eingeengt.
Börsengänge waren an der SIX zuletzt dünn gesät. Im März fand das IPO des Hautpflege-Konzerns Galderma statt. Der Börsenwert des Herstellers der Sonnencreme-Marke «Daylong» hat seitdem kräftig angezogen.
Liberty nannte nun Details zu der geplanten Abspaltung von Sunrise. So sollen die Aktionäre des US-Konzerns am 25. Oktober grünes Licht für die Transaktion geben. Danach erhalten die Eigner für fünf Liberty-Titel jeweils einen Sunrise-Hinterlegungsschein («American Depository Shares», ADS).
Es sei geplant, dass die ADS ab dem 13. November für eine Übergangsfrist von rund neun Monaten an der US-Technologiebörse Nasdaq gehandelt werden können. Zwei Tage später erfolge dann voraussichtlich das Listing an der SIX. Federführend bei der Transaktion sind die Banken JP Morgan und UBS.
Sunrise wird damit zu einer völlig unabhängigen Gesellschaft. Der Konzern erzielte im Jahr 2023 einen Umsatz von 3,04 Milliarden Franken und einen um Sonderfaktoren bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) von 1,03 Milliarden Franken. Für das laufende Jahr werden ein stabiler Umsatz sowie ein stabiles oder um einen niedrigen einstelligen Prozentbetrag steigendes Ebitda in Aussicht gestellt.
Sunrise hatte angekündigt, die Verschuldung bis zum Jahresende auf rund das 4,5-fache des Ebitda zu verringern. Mittelfristig peile die Firma eine Spanne von 3,5 bis 4,5 mal an. Viele Anleger in der Schweiz achten darauf, dass die Verschuldung eines Unternehmens das Dreifache des operativen Ergebnisses nicht übersteigt.
Liberty halte in Zukunft noch operative Geschäfte in Belgien, Irland, der Slowakei, Grossbritannien und den Niederlanden.
(Reuters)
1 Kommentar
Sunrise hat viele ungelöste Probleme.
Es fehlen durchgängige, abgestimmte Prozesse. Bei Sunrise weiss die Linke nicht, was die Rechte tut. Das führt zu Fehlern, Ineffizienz und ganz schrägen Vorgängen, bei der z.B. der Sales Dinge tut, die dem Legal die Haare zu Berge stehen lassen und mit denen der Kundendienst beim Aufräumen komplett überfordert ist.
Die Sortimentspflege ist eine Katastrophe: Da werden laufend neue Abos und Koppelprodukte geschaffen und in x verschiedenen Konfigurationen angeboten. Es wird geschachert wie auf einem turkischen Basar, Kunden bekommen komplett uneinheitlich Rabatte, so dass es wohl kaum zwei Kunden gibt, die für das gleiche Produkt den gleichen Preis zahlen. Dass bei einem solchen Durcheinander die Qualität in den administrativen und kundenseitigen Prozessen tief und der Aufwand im Produktmanagment und der IT hoch ist, liegt auf der Hand.
Die Stimmung und Kultur innerhalb Sunrise ist auf einem Tiefpunkt. Man lese nur mal die Feedbacks auf kununu. Oder gehe in einen Shop. Bei den Arbeitsbedingungen, kann ein Job keinen Spass machen. Und das merkt man als Kunde dann auch sehr gut in der Leistung von Sunrise.
Liberty hat versucht durch die Übernahme von UPC und ein zeitweises Price Dumping die Kundenzahlen in die höhe zu drücken. Kurz vor dem IPO werden nun die Preise angezogen, in der Hoffnung, dass viele Kunden nicht oder erst verzögert wechseln. Damit kann man für die Bewertung dann eine grosse Anzahl Kunden bei einem hohen durchschnittlichen Umsatz als argumentative Basis zur Bewertung des Unternehmens und damit des Ausgabepreises der Aktie verwenden. Deshalb meine Analyse: Sunrise' Probleme bleiben bestehen und werden früher oder später für alle Aktionäre sichtbar. Und dann geht der Preis, der am Anfang durch den Umstand, dass viele Aktien in den Händen weniger Investoren mit Bezug zu Liberty bleiben, noch aktiv gestützt werden kann, in den Keller. Den Verlust realisiert dann aber nicht mehr Liberty sondern der durchschnittliche Kleinaktionär.