Nach der Abspaltung vom britisch-amerikanischen Mutterkonzern Liberty Global will Sunrise am (morgigen) Freitag nach vier Jahren Abwesenheit an die Schweizer Börse SIX zurückkehren. Zum jetzigen Kurs in den USA hätte Sunrise eine Marktkapitalisierung von 3,4 Milliarden Dollar. Dies wäre einer der grössten Börsengänge weltweit in diesem Jahr.
Allerdings handelt es sich aber bei Sunrise nicht um einen klassischen Börsengang mit einer Kapitalaufnahme (IPO), sondern um eine Abspaltung. So erhalten die bisherigen Liberty-Aktionäre Sunrise-ADS, die seit dem (gestrigen) Mittwoch an der Nasdaq gehandelt werden.
Die Liberty-Aktionäre können ihre ADS nun entweder an der Nasdaq verkaufen oder in Sunrise-Aktien umtauschen. Pro ADS gibt es eine Aktie des Schweizer Telekomunternehmens. Oder Investoren, die bis jetzt noch nicht an Liberty Global beteiligt sind, können mit den ADS bei Sunrise einsteigen, bevor die Aktien des Telekomanbieters an der hiesigen Börse den Handel starten.
Die ADS sind nur Übergangspapiere. Sie sollen lediglich etwa neun Monate an der Nasdaq gehandelt werden. Das genaue Datum werde vom Sunrise-Verwaltungsrat festgelegt, erklärte Liberty Global. Wenn die Sunrise-ADS innerhalb von drei Monaten in Schweizer Sunrise-Aktien umgetauscht werden, fallen keine Gebühren an.
Eine Sunrise-Aktie für 5 Liberty-Aktien
Das Prozedere ist kompliziert, da Liberty Global drei Aktienkategorien hat. Auch bei Sunrise soll es zwei Aktienkategorien geben. Die bisherigen Liberty-Aktionäre erhalten eine A-Aktie von Sunrise für 5 Aktien von Liberty Global.
Die A-Aktien von Sunrise werden an der Schweizer Börse kotiert. Sie werden voraussichtlich fünf Handelstage nach der Kotierung in den breiten Börsenindex SPI aufgenommen.
Daneben gibt es eine zweite Aktienkategorie B mit zehnfacher Stimmkraft. Diese bleibt zum Grossteil im Besitz der Liberty-Bosse John Malone und Mike Fries, die damit zu gut einem Viertel am Schweizer Konzern beteiligt sind.
Die Sunrise-B-Aktien würden nicht an der Börse kotiert, hiess es. Sie würde nur ausserbörslich gehandelt. Besitzer dieser B-Titel können ihre Aktien im Verhältnis 1:10 in A-Aktien von Sunrise tauschen.
Unternehmerische Freiheit
Mit dem Börsengang wird Sunrise unternehmerisch wieder in die Freiheit entlassen. Das Schweizer Unternehmen wird operativ vom US-Kabelnetzgiganten getrennt. Um die Verschuldung von Sunrise zu senken, investiert Liberty 1,2 Milliarden Franken.
Ganz nabelt sich Sunrise auch künftig nicht vom Mutterkonzern ab. So bleiben noch Geschäftsbeziehungen bestehen. «Dank verschiedener Dienstleistungsverträge wird Sunrise weiterhin von der Partnerschaft mit Liberty Global profitieren», hatte es am Kapitalmarkttag im September geheissen.
(AWP)
2 Kommentare
ADS ist aber so was von genau die richtige Bezeichung für einen Anteil an Sunrise. Die Firma hat gegenüber dem Markt und ihren Kunden sowas von einem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom, dass man sich auch als Marktteilnehmer ernsthaft fragen sollte, ob man da wirklich auch nur einen müden Dollar reinstecken will.
Übrigens lohnt auch mal noch der Blick zur ehemaligen Mutter Liberty, eine Firma, die ein ernsthafter Kandidat für einen worst management practice award ist. Da fragt man sich, wie werthaltig deren schnell aus Sunrise und UPC zusammengeschusterte Tochter ist. Meine Analyse: In 2 Jahren wird der Markt die Fima mit weniger als der Hälfte des heutigen Preises bewerten, weil unzufriedene Kunden abwandern und die Marge wegen schlechter operativer Performance nicht gehalten werden kann.
Hear hear.
UPC = Schweizer Alptraum, unvergessen.