Die Kampagne des Billigfliegers Ryanair gegen Online-Reisebüros hat Spuren im Ergebnis von Europas grösster Airline hinterlassen. Ryanair kritisiert schon seit Jahren, dass die Buchungsportale auf die Flüge ungerechtfertigte Aufschläge kassierten und nennt sie deshalb nur noch «die Piraten». Einige Portale stoppten Anfang Dezember die Vermittlung von Ryanair-Flügen in Reaktion auf Gerichtsverfahren der Airline gegen sie. Das dämpfte die Ticketpreise im dritten Quartal des bis Ende März laufenden Geschäftsjahres 2023/24, erklärte die Airline am Montag. Die Abkehr der Portale sei Ryanair nur recht. Die Auswirkungen davon liessen bereits nach, erklärte Finanzchef Neil Sorahan.
Ryanair stutzte das obere Ende der Gewinnprognose für das Gesamtjahr um 100 Millionen Euro auf 1,95 Milliarden Euro. Das wäre aber noch immer ein Rekord deutlich über dem bisherigen Bestwert von 2018 in Höhe von 1,45 Milliarden Euro. Die Aktie sank in Reaktion auf den Schönheitsfehler.
Die nach Passagierzahl grösste Fluggesellschaft Europas beförderte von Oktober bis Dezember gut 41 Millionen Passagiere, sieben Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz wuchs um 17 Prozent auf 2,7 Milliarden Euro. Der Ticketpreis war mit 42 Euro im Schnitt 13 Prozent höher als im Schlussquartal 2022. Der Nettogewinn brach ein auf 15 Millionen Euro im Vergleich zu einem Rekordergebnis von 211 Millionen Euro vor Jahresfrist, als Ryanair von einem besonders starken Weihnachtsgeschäft profitiert hatte. Analysten hatten mit 49 Millionen Euro gerechnet. Doch der Krach mit den Portalen kostete Ryanair einen Prozentpunkt an Auslastung. Auch gestiegene Kosten für Personal und Treibstoff schlugen zu Buche.
Für den Sommer sagte Ryanair-Chef Michael O'Leary höhere Ticketpreise voraus, da das Angebot in Europa wegen Triebwerks-Wartungen bei Airbus A320-Flugzeugen knapp ist. Das betrifft vor allem den Ryanair-Billigrivalen Wizz Air. Ryanair hat eine reine Boeing-Flotte und wartet schon länger auf etliche neue Flugzeuge. Das jüngste Debakel um die Boeing 737-9 könnte letztlich ein Vorteil für die Iren sein. O'Leary sagte, sollten andere Airlines jetzt vom Kauf der grösseren 737 MAX-10 zurücktreten, übernähme er sie gerne.
(Reuters)