Vor dem Hintergrund der Aufrüstungsbestrebungen in Europa hat der österreichische Spezialmotorenbauer Steyr Motors angekündigt, seine Produktionskapazitäten problemlos verdoppeln zu können, um die gestiegene Nachfrage zu decken.

Das Unternehmen, das Dieselmotoren für Panzer und Militärboote herstellt, erzielte im vergangenen Jahr bereits 61% seines Umsatzes von 41,7 Millionen Euro durch Lieferungen an die Rüstungsindustrie. Dieser Anteil werde in den kommenden Jahren voraussichtlich noch steigen, sagte Steyr-Motors-CEO Julian Cassutti am Donnerstag im Bloomberg-Interview.

Der Aktienkurs von Steyr Motors schnellt heute 62% hoch, nachdem er am Mittwoch bereits 14% und am Donnerstag 34% zugelegt hatte. Gegenüber dem Jahreswechsel haben die Titel damit rund 550% zugelegt und laut von Bloomberg zusammengestellten Daten besser abgeschnitten als die stärksten Werte unter Europas wichtigsten Aktien. Zum Vergleich: Die Rheinmetall-Titel kamen in diesem Jahr 120% voran.

Profiteur der Rally ist auch der Münchner Finanzinvestor Mutares, der Steyr im Oktober an die Börse gebrachte hatte und noch immer die Mehrheit der Anteile hält. Die Mutares-Titel ziehen heute 16% an.

Die Auswirkungen der steigenden europäischen Verteidigungsausgaben werde man erst im nächsten Jahr verbuchen, so das Unternehmen. Steyr arbeitet derzeit im Einschichtbetrieb an vier Tagen in der Woche, sodass noch erhebliches Potenzial für eine Produktionssteigerung besteht.

«Diese Milliarden sind noch nicht bei uns angekommen, aber wir sind mehr als zuversichtlich, in den nächsten zehn Jahren davon zu profitieren», sagte Cassutti. «Wir haben die Möglichkeit, unsere Produktionskapazitäten mindestens zu verdoppeln, ohne unseren Standort erweitern oder eine beträchtliche Anzahl von Mitarbeitern einstellen zu müssen.»

Der Aufschwung von Steyr folgt auf die Pläne Europas, die Verteidigungsausgaben als Reaktion auf Präsident Donald Trumps Wanken bei den US-Verteidigungsgarantien zu erhöhen. Zudem hat das Unternehmen einen Vertrag mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall abgeschlossen.

Der Rheinmetall-Deal steht im Zusammenhang mit Motoren für den Kampfpanzer Panther, von dem Italien mehr als 132 Einheiten bestellt hat, wie Hauck Aufhäuser in einer Analyse angemerkt hat. Zukünftige Geschäfte für Steyr könnten die Lieferung von südkoreanischen K2-Panzern beinhalten, die von Polen bestellt wurden, so Analyst Simon Keller.

Zu den Produkten von Steyr Motors gehören Hochleistungs-Dieselmotoren und Produkte im Bereich der Antriebs- und Energieerzeugung, die in Militärfahrzeugen, Panzern und Kampfbooten zum Einsatz kommen.

Das Unternehmen entstand 2001 durch die Herauslösung aus dem österreichischem Mischkonzern Steyr-Daimler-Puch. Im Jahr 2022 hatte der Münchner Finanzinvestor Mutares den Spezialmotorenbauer erworben.

Steyr wird seine Zahlen für 2024 voraussichtlich am 18. März bekannt geben. Dem CEO zufolge strebt das Unternehmen in diesem Jahr ein Umsatzwachstum von rund 40% an.

Überschrift des Artikels im Original:Europe’s Top Returning Stock Has 10-Year Defense Boom Ahead

(Bloomberg)