Der Radiosender der radikal-islamischen Hamas Al-Aksa und der libanesische Sender Majadin bestätigten Angaben aus Sicherheitskreisen, nach denen al-Aruri bei einem israelischen Angriff auf ein Hamas-Büro im Süden Beiruts getötet wurde. Der Sprecher der israelischen Armee, Daniel Hagari, antwortete auf die Frage, ob Israel hinter dem Angriff stecke, lediglich: «Wir sind darauf konzentriert, Hamas zu töten.» Er teilte mit, das Militär sei in sehr hoher Alarmbereitschaft, um auf mögliche Racheakte zu reagieren.

Hamas-Chef Ismail Hanijeh erklärte, der Mord an al-Aruri sei ein terroristischer Akt und eine Verletzung der Souveränität des Libanon. Der tödliche Anschlag werde nicht ohne Folgen bleiben, kündigte die libanesische Hisbollah-Miliz an. Die iranische Regierung, die beide radikal-islamischen Gruppierungen unterstützt, erklärte, der Tod al-Aruris werde nicht nur dem Kampf im Gazastreifen gegen «zionistische Besatzer», sondern auch in der Region neu entfachen. Kämpfer der Hisbollah liefern sich seit Ausbruch des Gaza-Kriegs Anfang Oktober fast täglich Schusswechsel israelischen Soldaten an der israelisch-libanesischen Grenze.

Libanons Ministerpräsident Nadschib Mikati sprach von einem israelischen Verbrechen und vom Versuch, den Libanon in den Krieg zu ziehen. Der Berater von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu, Mark Regev, sagte dem Fernsehsender MSNBC, Israel habe sich nicht zu dem Anschlag bekannt. «Aber wer auch immer es getan hat, es muss klar sein - dies war kein Angriff auf den libanesischen Staat», sagte Regev. «Es war ein chirurgischer Schlag gegen die Hamas-Führung.»

Bei dem Drohnen-Angriff auf eine Hisbollah-Hochburg im Süden Beiruts sind auch die Kommandeure der Kassam-Brigaden, Samir Findi Abu Amer und Assam Al-Akraa Abu Ammar, getötet worden. Das berichtete der Hamas-Sender Al-Aksa TV im Kurznachrichtendienst Telegram. In Ramallah im besetzten Westjordanland protestierten Hunderte von Palästinensern gegen den Anschlag und skandierten: «Rache, Rache, Kassam!»

Israel hatte al-Aruri beschuldigt, Angriffe der Hamas im Westjordanland angeordnet zu haben. «Ich warte auf den Märtyrertod und ich denke, ich habe zu lange gelebt», sagte al-Aruri im August 2023 in Erwartung israelischer Attentate. Der 57-Jährige war Mitglied des Führungskreises der Hamas und Mitbegründer ihres militärischen Flügels, der Kassam-Brigaden.

Obwohl er als weniger einflussreich als Gaza-Anführer im Gazastreifen galt, war al-Aruri eine Schlüsselfigur der Gruppierung. Von Syrien, der Türkei, Katar und dem Libanon aus leitete er Einsätze der Hamas im Westjordanland. Ausserdem spielte er eine wichtige Rolle in den Beziehungen zwischen der Hamas und der Hisbollah. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah traf er mehrere Male.

Unterdessen gingen die Kämpfe im Gazastreifen in unverminderter Härte weiter. Der israelische Verteidigungsminister Yoav Gallant erklärte, die Einsätze um Chan Junis im südlichen Gazastreifen konzentrierten sich auf Bereiche über Tunnel-Systeme, in denen sich vermutlich Hamas-Führer verstecken. «Es gibt bereits Gefechte, und leider gibt es dort auch (israelische) Geiseln», sagte er vor Soldaten. «Wir werden unsere Bemühungen mit ganzer Kraft im Herzen von Chan Junis fortsetzen», sagte er.

(Reuters)