Gold hat seit dem Allzeithoch Anfang August des vergangenen Jahres 18 Prozent an Wert verloren. Allein seit Jahresbeginn verbucht der Goldkurs ein Minus von 10 Prozent und handelt aktuell mit 1704 Dollar pro Unze auf dem Niveau vom letzten Juni.

Für die starke Korrektur sind drei Hauptgründe auszumachen: Erstens haben Goldanleger ihre Gewinne aus dem Corona-Jahr realisiert, was sich an den verminderten Goldbeständen bei ETF (Exchange Traded Funds) zeigen lässt. Zweitens sind seit Anfang Jahr die Nominalzinsen gemessen an den US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit von 0,9 auf 1,67 Prozent angestiegen. Noch wichtiger: Die Realzinsen legten von minus 1,08 auf minus 0,67 Prozent zu. Drittens hat der Dollar seine Schwächephase vorübergehend beendet und seit Jahresbeginn gemessen am Dollar-Index DXY um 3,2 Prozent an Wert hinzugewonnen.

Unter der Goldpreiskorrektur leiden auch die Produzenten des wertvollen Rohstoffes. Die Goldminen- und Silberaktien wie im Philadelphia Gold und Silver Index (XAU) abgebildet notieren momentan bei gut 135 Dollar – mit einem Minus von 6 Prozent seit Jahresbeginn undum 18 Prozent tiefer als bei den den Höchstständen im August 2020.

Kursentwicklung des Philadelphia Gold und Silver Index (XAU) seit Januar 2020 (Quelle: cash.ch).

Stagnierender oder steigender Goldpreis?

Wie geht es weiter? Bei der Goldpreisprognose gehen die Expertenmeinungen auseinander: Carsten Menke, Edelmetallexperte bei Julius Bär, sieht den Goldpreis auf zwölf Monate bei 1700 Dollar. Die fortschreitende Erholung der Weltwirtschaft und die nachlassende Notwendigkeit von Gold als sicherer Hafen gibt Menke gegenüber cash.ch als Begründung für die prognostizierte Seitwärtsbewegung an.

Matthias Geissbühler, Anlagechef von Raiffeisen Schweiz, ist bei Gold zuversichtlicher: Der Dollar habe den Zenit bereits erreicht und werde in den kommenden Monaten schwächer werden. Die Realzinsen würden im negativen Bereich verbleiben und die Goldnachfrage von professionellen Anlegern habe in letzter Zeit wieder zugenommen. Gegenüber cash.ch prognostiziert der Anlagechef der Regionalbankengruppe auf zwölf Monate einen Goldpreis von 1900 Dollar.

Klar ist: Steigt der Goldpreis, werden Goldminenbetreiber interessant. Aktien von Goldminenunternehmen verfügen über einen sogenannten Goldpreishebel: Ein steigender Goldpreis kann sich – zumindest kurzfristig – überproportional auf das Gewinnwachstum der Unternehmen bei festbleibenden Förderkosten auswirken.

Für Philipp Lienhardt, Analyst bei Julius Bär, sind Goldminenbetreiber aktuell in einer guten Verfassung: "Die Unternehmen haben sich entschuldet, die Bilanzen sind sehr stark und die Kosten bleiben bei ungefähr 1000 Dollar pro Unze stabil." Wenn Anleger davon ausgingen, dass der Goldpreis in den kommenden Monaten ansteige, seien Goldminenaktien sehr günstig bewertet, sagt Lienhardt gegenüber cash.ch.

Für das Szenario eines steigenden Goldpreises sind diese Minenaktien und -ETF ein Kauf:

Barrick Gold - Gut 50 Prozent Aufwärtspotenzial

Der Aktienkurs des kanadischen Goldminenschürfers Barrick Gold hatte im September bei gut 30 Dollar den höchsten Stand seit 2013 erreicht. Seitdem sind die Aktien wegen des rückläufigen Goldpreises 34 Prozent auf gut 20 Dollar zurückgekommen.

Kursentwicklung der Barrick-Gold-Aktien seit Januar 2020 (Quelle: cash.ch).

Barrick Gold ist mit einer Jahresförderung von 200 Tonnen Gold das grösste Goldbergbauunternehmen der Welt. Das Unternehmen beendete das Corona-Jahr mit null Nettoschulden und der freie Cashflow stieg 2020 auf einen Rekordwert von 3,4 Milliarden Dollar – immerhin 750 Millionen Dollar werden 2021 zusätzlich zu den Dividenden an die Aktionäre fliessen.

Auch der aktuelle Goldpreis von 1704 Dollar pro Unze stellt kein Problem dar. Barrick Gold rechnet mit Produktionskosten von 970 bis 1020 Dollar pro Unze. Steigt der Goldpreis wieder auf 1900 Dollar, wird der dadurch generierte Umsatz den Aktionären zugutekommen.

Der Goldminenbetreiber ist zudem mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 18 relativ günstig. Die von Bloomberg befragten Analysten empfehlen in der grossen Mehrheit einen Kauf der Aktie und sehen im Durchschnitt ein Aufwärtspotenzial von 48 Prozent.

Sibanye-Stillwater - Südafrikanische Ambitionen

Der in Südafrika beheimatete Minenbetreiber Sibanye-Stillwater fördert neben Gold auch Platin, Palladium und Rhodium. Dies ist auch der Grund, warum die Aktien nicht dem Goldkurs gefolgt, sondern seit Jahresbeginn um 16 Prozent angestiegen sind.

Interessant ist ein Investment in Sibanye-Stillwater nicht nur wegen des breiten Fokus auf Edelmetalle, die Aktien sind mit einem KGV von 6 im Branchendurchschnitt klar unterbewertet. Kommt hinzu, dass Sibanye-Stillwater eine für Goldminenbetreiber sehr hohe Dividende von 4,8 Prozent auszahlt.

Es bestehen auch Ambitionen: Das Management von Sibanye-Stillwater will durch grosse Akquisitionen wachsen und zu den Schwergewichten Barrick Gold und Newmont aufschliessen. Potenzielle Übernahmeziele sind die Goldminenbetreiber AngloGold Ashanti and Gold Fields. Von den neun von Bloomberg befragten Analysten haben acht ein "Buy"-Rating. Das durchschnittliche Aufwärtspotenzial beträgt 22 Prozent.

Newmont - Defensives Schwergewicht

Die Aktien des US-Goldminenbetreibers Newmont aus Denver hatten im August den höchsten Stand seit 2011 erreicht und sind seither 7 Prozent zurückgekommen. Dieser eher geringfügige Rückgang ist auch dem Umstand geschuldet, dass sich das Operationsgebiet hauptsächlich über das politisch stabile Nordamerika erstreckt. Es ist kein Risikoabschlag wie bei südafrikanischen Minenbetreibern im Kurs enthalten.

Kursentwicklung der Newmont-Aktien seit Januar 2020 (Quelle: cash.ch).

Newmont zeichnet sich durch seine sehr vorsichtige und defensive Herangehensweise bei Akquisitionen aus. Die Kosten sollen tief gehalten werden. Das Management hat sich dem Ziel verschrieben, den anfallenden Gewinn prioritär an die Aktionäre auszuschütten – die Dividende beträgt aktuell 3,6 Prozent.

Da die Aktien von Newmont nicht so stark unter dem Goldkursrückgang gelitten haben, steht das KGV bei 24. Die von Bloomberg befragten Analysten empfehlen mit einer grossen Mehrheit den Kauf der Aktien. Und das durchschnittliche Aufwärtspotenzial beträgt immer noch 20 Prozent.

Goldminen-ETF

Alternativ zu Einzelaktien gibt es die Möglichkeiten Goldminen-ETF zu erwerben: Der "iShares Gold Producers UCITS ETF" bietet Zugang zu Aktien der grössten börsennotierten Unternehmen, die in die Exploration und Förderung von Gold und verwandten Produkten weltweit involviert sind. 

Ebenso interessant ist das "UBS Solactive Global Pure Gold Miners UCITS ETF". Um in den Index aufgenommen zu werden, müssen mindestens 90 Prozent des Unternehmensumsatz mit Gold-Mining Aktivitäten erwirtschaftet werden.

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