Rund 3 Prozent war der Franken gegen den Euro und den Dollar allein im Dezember 2023 angestiegen. Besonders stark war die Aufwertung in der letzten Woche des Jahres, als die Schweizer Währung auf einen Rekordstand zum Euro stieg und gegen den Dollar ein Acht-Jahres-Hoch erreichte.

Mittlerweile hat sich der Sturm etwas gelegt, und der Franken ist gegen beide Währungen wieder auf ein Vier-Wochen-Tief zurückgefallen. Grund dafür sind Spekulationen, dass Notenbanken länger an ihrer straffen Geldpolitik festhalten könnten als erwartet.

Zudem schritt Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), letzte Woche zu einer Art verbaler Intervention. Er sagte gegenüber Bloomberg, dass die Aufwertung des Frankens derart deutlich geworden sei, dass sie die Inflationsaussichten beeinflussten. Experten sahen dies als Signal, dass die Aufwertung des Frankens der SNB zu weit gegangen ist.

Die Aufwertung der Schweizer Währung brachte denn auch wieder das Thema der Marktinterventionen der SNB aufs Tapet, das heisst: Dass die SNB im alten Stil Fremdwährungen kauft, um die Frankenaufwertung abzubremsen.

Die UBS will zwar nicht ausschliessen, dass die SNB diese Praxis in naher Zukunft wieder aufnimmt. Sie nennt in einem Papier aber fünf Gründe, weshalb dies unwahrscheinlich ist.

1) Inflationsausblick in der Schweiz

Der SNB kommt ein starker Franken gelegen, um die (importierte) Teuerung zu bekämpfen. Diese hatte sich im Verlauf des zweiten Halbjahres abgeschwächt. Nun stehen die Anzeichen nach Monaten sinkender Inflation wieder anders. In der Schweiz stieg die Rate im Dezember wieder auf 1,7 Prozent, höhere Strompreise, steigende Wohnungsmieten und die Erhöhung der Mehrwertsteuer am Anfang des Jahres sind weitere Faktoren, welche die Teuerung wieder antreiben könnten.

"Darüber hinaus haben die Spannungen im Roten Meer zu einem Anstieg der Transportkosten geführt und bergen Aufwärtsrisiken für die Inflation der Warenpreise”, so die UBS. Die Aufwertung des Frankens im Dezember habe nicht ausgereicht, um die Inflation spürbar zu senken.

2) Geringes Rezessionsrisiko in der Schweiz

Die Konjunktur in der Schweiz läuft schleppend, etwa im verarbeitenden Gewerbe. Dennoch gibt es positive Entwicklungen, welche gegen eine Rezession in der Schweiz sprechen: So etwa das Wachstum im Dienstleistungssektor oder die im historischen Vergleich immer noch tiefe Arbeitslosigkeit.

3) Unwahrscheinlicher U-Turn in der Geldpolitik

Mitte Dezember hatte SNB-Präsident Thomas Jordan zwar angekündigt, dass sich die SNB nicht mehr auf den Verkauf von Fremdwährungen konzentriere, was sie zuvor während rund eineinhalb Jahren machte. Eine solche Neupositionierung reicht aber laut UBS nicht aus, dass die SNB nun eine veritable Kehrtwende vollzieht und nun wieder Devisen zu kaufen beginnt.

4) Zweifel an Wirksamkeit von «sterilisierten Deviseninterventionen»

Die SNB müsste aufgrund der positiven Leitzinsen die Liquidität absorbieren, die sie zur Finanzierung von Devisenkäufen schafft, denn sonst würde es zu einem Rückgang des Saron kommen. "Als die SNB 2010 zum letzten Mal ihre Devisenkäufe sterilisierte, konnte sie die Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro nicht stoppen" schreibt die UBS.

5) Veränderung der Sichteinlagen bei der SNB

Auch andere Faktoren als mögliche Devisenkäufe können den Anstieg der Sichteinlagen bei der SNB erklären. So steigen wegen der Banknotennachfrage die Giroguthaben der Banken bei der SNB im Dezember normalerweise, bevor sie im Januar wieder sinken. Dieses saisonale Muster erklärt laut UBS jedoch nur einen kleinen Teil der Veränderungen der Sichteinlagen im Dezember 2023 und Januar 2024. “Der Rest des Anstiegs der Sichteinlagen im Januar könnte durch Anpassungen der SNB erklärt werden." Das letzte Mal, als die Liquidität Ende August 2023 so niedrig war, erhöhte die SNB sie in den darauffolgenden Wochen. “Wir sind davon überzeugt, dass der Liquiditätsanstieg damals nicht mit Devisenkäufen zusammenhing”, schreibt die UBS.

Daniel Hügli
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