Im Schnitt trauen Analysten dem Pharmakonzern zu, die eigenen Wachstumsziele erreicht zu haben. Dies dürfte auch durch den Spin-Off der Generika-Tochter Sandoz begünstigt worden sein. So hatte Novartis selbst immer wieder erklärt, als ein fokussiertes Pharmaunternehmen ein stärkeres Wachstum und eine bessere Profitabilität erzielen zu können.
Im Schnitt erwarten von AWP befragte Analysten einen Nettogewinn von 3,34 Milliarden Dollar für das vierte Quartal 2023 verglichen mit 2,96 Milliarden Dollar im Vorjahreszeitraum. Beim Umsatz erwarten die Experten einen Wert von 11,65 Milliarden Dollar gegenüber 10,58 Milliarden Dollar im vierten Quartal 2022.
Mit Blick auf die bevorstehendenn Zahlen erwarten die Experten beim Umsatz also einen Anstieg um 10, beim Kern-EPS um mehr als 17 Prozent aus. Damit dürfte der Konzern auf ein starkes 2023 zurückschauen, heisst es etwa bei Barclays in einem Kommentar. Die wichtigste Frage sei aber, ob Novartis 2024 an dieses Momentum anknüpfen könne und welche Ziele sich das Unternehmen setzt.
Eher konservativer Ausblick bei Novartis erwartet
Die meisten Experten erwarten denn auch einen zunächst eher konservativen Ausblick. So heisst es hierzu bei Morgan Stanley, das Management dürfte aller Voraussicht nach, ein Umsatzwachstum von mittleren einstelligen Prozentbereich und ein Plus bei Betriebsgewinn im hohen einstelligen Prozentbereich in Aussicht stellen.
Nichtsdestotrotz bleibe die Frage, wie es grundsätzlich 2024 mit Novartis weitergehen werde. Die Pipeline bietet nach Ansicht vieler Experten nicht allzu viele entscheidende Katalysatoren. Zudem gingen die Meinungen derzeit klar auseinander.
Einerseits scheinen viele Akteure mit der Umsetzung sehr zufrieden zu sein und erwarten eine Fortsetzung der Outperformance der Aktie, während andere die Bewertung von Novartis angesichts der in den nächsten Jahren auslaufenden Patente als ungerechtfertigt ansehen.
Mit einem Plus von rund 9 Prozent im bisherigen Jahresverlauf gehören die Novartis-Titel zu den stärksten Blue Chips. In der gleichen Zeit hat der Leitindex SMI einen Anstieg um etwa 2 Prozent verzeichnet. Im 2023 veränderten sich die Papiere kaum.
Bei den Quartalszahlen Ende Oktober den Umsatzausblick bekräftigt
Mit Blick auf die einzelnen Medikamente, dürften etwa das Herzmittel Entresto, das Krebsmedikament Kisqali oder auch Cosentyx zur Behandlung von Schuppenflechte weiterhin stark wachsen und jeweils ihren Blockbusterstatus bestätigen.
Bei der Vorlage der Quartalszahlen Ende Oktober hatte Novartis zwar den Umsatzausblick bekräftigt, den für das operative Kernergebnis dagegen abermals erhöht. Bei den Einnahmen peilt der Konzern zu konstanten Wechselkursen ein Wachstum im hohen einstelligen Prozentbereich an. Dies kam für einige Marktteilnehmer überraschend, da der Konzern sowohl im dritten Quartal als auch nach neun Monaten höhere Wachstumsraten erzielt hat.
"Es ist durchaus realistisch, dass wir beim Umsatz am obersten Rand unserer Prognose- Spanne abschneiden", kündigte Finanzchef Harry Kirsch während eines Journalisten-Calls an. Beim operativen Kernergebnis erwartet Novartis zu konstanten Wechselkursen neu ein Plus im mittleren bis hohen Zehnerbereich. Zuvor lautete die Prognose auf ein Plus im niedrigen zweistelligen Prozent- bis mittleren Zehnerbereich.
Während des Investorentages Ende November dann erhöhte Novartis seine mittelfristigen Umsatzziele. Bis 2027 strebt der Pharmakonzern ein Umsatzwachstum von jährlich +5 Prozent an. Zuvor lag das Wachstumsziel bei 4 Prozent. Bei der operativen Kerngewinnmarge will Novartis einen Wert von über 40 Prozent erreichen.
Steter Fluss an Pipeline- und Kooperationsnachrichten
Seit den Quartalszahlen im Oktober war bei dem Pharmakonzern ein steter Fluss an Pipeline- und Kooperationsnachrichten zu beobachten. Zu den wichtigsten Studienerfolgen dürften etwa die geglückten zulassungsrelevante Studie Align gelten, in der der Wirkstoff Atrasentan Wirkung bei Patienten mit der Nierenerkrankung IgA-Nephropathie (IgAN) gezeigt hat.
Der Wirkstoff Remibrutinib wiederum erwies sich in verschiedenen Studien als wirksam in der Behandlung von chronischer spontaner Urtikaria, auch als Nesselsucht oder Nesselausschlag bekannt. Remibrutinib soll in diesem Jahr bei den weltweiten Gesundheitsbehörden zur Zulassung eingereicht werden.
Auch das Krebsmittel Scemblix will Novartis in diesem Jahr den Zulassungsbehörde vorlegen, nachdem es die gesteckten Behandlungsziele bei neu diagnostizierten Patienten bei einer bestimmten Art von Blutkrebs erreicht hat. Für Iptacopan wiederum hat der Konzern bereits in den USA die Zulassung erhalten. Unter dem Markennamen Fabhalta wird das Mittel für Patienten mit der sogenannten paroxysmalen nächtlichen Hämoglobinurie (PNH) eingesetzt, einer seltenen Blutkrankheit.
Dass Nierenleiden mittlerweile zu den Kerngebieten des Konzern gehören, zeigt sich auch an der Übernahme des chinesischen Jungunternehmens Sanreno. Die 2021 gegründete Biotechfirma mit Sitz in Schanghai ist nämlich auf die Behandlung von Nierenerkrankungen spezialisiert und verfügt über zwei Wirkstoffe in der späten klinischen Entwicklungsphase.
(AWP)