68 Prozent der befragten Finanzchefs von 48 Spitälern, psychiatrischen und Rehabilitations-Kliniken gaben in einer KPMG-Studie an, von einer Staatsgarantie auszugehen. Öffentliche Spitäler gehören grösstenteils den Kantonen oder Gemeinden. Über die Studie berichtete die «Neue Zürcher Zeitung» am Samstag zuerst. Sie liegt auch der Nachrichtenagentur Keystone-SDA vor.

Ebitda-Satz von 1,8 Prozent

Die Regel, wonach ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zum Stemmen von Investitionen bei 10 Prozent liegen sollte, erfüllten nur Rehabilitationskliniken knapp. Bei den anderen lag die Marge gemäss der Studie «Clarity on Healthcare» des Beratungsunternehmens 2023 bei lediglich 1,8 Prozent.

Überhaupt einen Gewinn wiesen nur 14 der erfassten Institutionen aus. Hochgerechnet auf die ganze Spitallandschaft kam KPMG auf einen Verlust von einer Milliarde Franken. 70 Prozent der Spitäler arbeiteten demnach defizitär. Sie erholten sich nicht mehr von der Coronakrise.

Im Gegenteil: Ihre Finanzlage zeigt einen anhaltenden Negativtrend, der die Branche unter immer grösseren Druck setzt. Geld aufzutreiben wird für die Institutionen schwieriger, da der Markt die Risiken höher einschätzt.

53 Prozent der ausstehenden Anleihen müssen bis 2030 refinanziert werden. Insgesamt haben die Kliniken Anleihen von über 4,4 Milliarden Franken ausstehend. Öffentliche Spitäler in der Westschweiz finden sich nicht unter dem Emittenten.

Finanzierungsbedarf von 4,5 Milliarden

Längerfristig sehen 96 Prozent der Spital-Finanzchefs keine Möglichkeit, die für Investitionen nötige Ebitda-Marge zu erreichen. 86 Prozent melden zusätzlichen ausserordentlichen Finanzierungsbedarf an. Gemäss der KPMG-Studie erreicht dieser in den kommenden fünf Jahren 4,5 Milliarden Franken.

Zur Steigerung der Profitabilität setzen die Spitäler Restrukturierungsmassnahmen vor sowie politische Massnahmen. So will das Berner Inselspital nach einem Verlust von 113 Millionen Franken im Jahr 2023 Stellen abbauen.

Die Umsätze stiegen zwar 2023, allein war der Zuwachs geringer als unmittelbar nach der Pandemiezeit. Zum ersten Mal erreichten die ambulanten Behandlungen die Marke von einem Drittel des Gesamtumsatzes.

Gleichzeitig rannten den Spitälern und Kliniken die Kosten für Personal und medizinischen Bedarf davon, wie KPMG weiter auswies. Allein der Personalaufwand nahm 2023 um 8 Prozent zu, der stärkste Jahreszuwachs seit 2019.

Im wesentlichen ist das auf die angekündigten Lohnerhöhungen und den Fachkräftemangel zurückzuführen. Neben den Personalkosten waren die Treiber der Entwicklung auch nicht kostendeckende Tarife. Insgesamt wuchsen die Kosten in den letzten fünf Jahren um 17 Prozent.

(AWP)